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Feine Milde

Feine Milde

Titel: Feine Milde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hiltrud Leenders , Michael Bay , Artur Leenders
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auf den Heimweg. Auf der Rheinbrücke schickte er ein Stoßgebet gen Himmel, daß es keine Brandstiftung sein möge und daß er morgen die ganze Geschichte wieder vergessen durfte. Ihm war flau – kein Wunder, er hatte seit mindestens achtzehn Stunden nichts gegessen.
    Es war ihm ganz recht, daß Astrid nicht da war, er wollte nicht reden. Im Kühlschrank stand noch ein Rest Auflauf von gestern. Er rieb sich reichlich Käse darüber und schob das ganze unter den Grill.
    Es kam wirklich ein bißchen sehr dicke im Moment: Günthers Tod, Christian, die Geschichte heute, die drei kleinen Kinder; so was ging nie spurlos an ihm vorüber. Alles zuviel, keine Zeit zu verdauen, nicht mal zum Trauern. Was für ein elender Beruf. Seine Mutter hatte nie gewollt, daß er zur Polizei ging. »Du bist viel zu weich, Junge.« War er das? Im Augenblick war er nur stumpf.
    Und Astrid … verflucht, vielleicht hatte er sie tatsächlich geschwängert! Er unterdrückte die Panik, schob den letzten Bissen in den Mund, zog sich im Schlafzimmer aus und ging ins Bad. Als er aus der Dusche kam, merkte er, wie entsetzlich seine Kleider nach Rauch stanken. Er stopfte sie sofort in die Waschmaschine und öffnete alle Fenster.
    Um vier Uhr war er wieder in der Hamstraße und betrachtete bekümmert die schäbigen Reste von Heiderose Jansens Heim.

25
    »Heiderose Jansen!« Walter Heinrichs war heiser vor Aufregung. »Das ist doch die mit dem Leserbrief. Brandstiftung? Mensch, wenn da mal nicht. ich hab euch doch gesagt, in dem Verein ist die Hölle los.«
    »Mal halblang, Walter«, versuchte Toppe ihn zu dämpfen. »Noch wissen wir ja gar nicht, ob es sich überhaupt um Brandstiftung handelt.«
    »Sagt mal, kann es sein, daß wir ein wenig unterbesetzt sind?« mischte sich van Appeldorn ein.
    »Alles eine Frage der Organisation«, meinte Ackermann fröhlich. »Ich muß ma’ ebkes wat loswerden. Ich mein, ich weiß, ich soll mich um dat Auto kümmern, aber man macht sich ja trotzdem so seine Gedanken, wa? So mit die Gewinne von INTERKIDS, wat Walter ja auch sacht, und Maywald gesetzlicher Vertreter un’ so. Ich hab mich ma’ ’n bisken umgehört inne Gemeinde.«
    Jens Maywald hatte sich vor zwei Jahren auf ein windiges Immobilienprojekt eingelassen und war damit prompt auf die Nase gefallen. Zwar hatte er einen anschließenden Prozeß gewonnen, war aber dennoch auf einem Berg Schulden sitzengeblieben.
    »Dat waren so an die zweihunderttausend Eier, un’ ob man die bloß mit Versicherungen einfahren kann, also, ich weiß et nich’. Wat meint ihr? War et nich’ doch ’ne Idee, sich ma’ die Bücher vonne Firma INTERKIDS anzukucken? Ich mein, ich würd’ dat wohl übernehmen. Kenn ich ja wat von.«
    Toppe grinste. Ackermann hatte mal wieder seine Niederrheinantenne ausgefahren und prompt was eingefangen. »Gut«, entschied er. »Aber da werden wir eine richterliche Verfügung brauchen. Kannst du mal gucken, ob du den Ulli Knickrehm erwischst, Walter?«
    Ackermann würde die Bücher von INTERKIDS besorgen, danach die bulgarischen Papiere von Schimmelpfennigs und Kleins Kindern holen und sie zu Lowenstijns Experten bringen.
    »Ansonsten«, meinte Toppe, »sollten Astrid und Norbert mit der Liste weitermachen, und ich kümmere mich um den Brand. Die Sachverständigen müßten eigentlich schon da sein.«
    Er sah Heinrichs an. »Also wenn ich ehrlich sein soll, wäre es mir lieb, du kämst mal mit raus, Walter.«
    »Also wenn ich ehrlich sein soll«, strahlte Heinrichs, »könnte ich dich küssen, Helmut. Ich hab schon gedacht, ich müßte hier Moos ansetzen.«

    Am Straßenrand parkte ein blauer Audi mit Krefelder Kennzeichen. Eine Gruppe Kinder drückte sich im Vorgarten des Nachbarhauses herum. Toppe erkannte das Mädchen mit dem blonden Pferdeschwanz.
    »Guten Morgen«, winkte er. »Ich hab dich gar nicht gefragt, wie du heißt.«
    »Alexa«, sagte sie leise.
    Von der Kate war nicht mehr viel übrig, die Außenmauern standen noch, schwarz und naß, ein Stück Dachstuhlgerippe an der Vorderseite. Die alten Linden rechts und links – schwarze Skelette vor dem leuchtenden Himmel. Der Vorgarten verwüstet, verbrannte Sträucher, Trümmer, Schutt, alles von klebrigem Matsch bedeckt. Es stank.
    Von der Zwischendecke waren fast nur noch die angekohlten Balken da. Ein paar Leitern führten nach oben. Jemand turnte da auf einer Wand herum. Durch das Fensterloch neben der Haustür sahen sie einen Mann, der an dem verkokelten Sicherungskasten

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