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Feine Milde

Feine Milde

Titel: Feine Milde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hiltrud Leenders , Michael Bay , Artur Leenders
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fingerte.
    »Laß uns mal nach hinten gehen«, stieß Toppe den bedrückten Heinrichs an. »Angeblich hat da das Feuer angefangen.«
    Sie stiegen über Äste, Dachpfannen, Möbelreste, wichen den größten Pfützen aus.
    Hinter dem Haus hockte ein weiterer Mann, löffelte Brandschutt in Einweckgläser.
    Die hölzerne Hintertür war schwer verbrannt, schwarze Kohle, aber noch gut zu erkennen. Auf der Betonstufe davor ein breiter, kreisrunder Rußfleck und irgendwas Zusammengeschmurgeltes, vielleicht eine Fußmatte. Rechts, links und über der Tür ein fettiger Rußtrichter an der Hauswand.
    »Der Brandherd ist hier an der Haustür, nicht wahr?« fragte Toppe.
    Der Mann sah kurz hoch. »Wer sind Sie?«
    Toppe lachte. »Entschuldigen Sie, Toppe, Kripo Kleve. Sie müssen der Kollege aus Krefeld sein.«
    »Ja, Krämer.« Der Mann verzog keine Miene. »Dürfte ich wohl mal?« schob er sich an Heinrichs vorbei und fing an, den Ruß von den Resten der Tür und von der Wand in ein Glas zu kratzen.
    »Ja, sieht ganz so aus, als wäre es hier losgegangen«, murmelte er dann, aber er sprach eigentlich mit sich selbst.
    Im Fenster über der Tür im ersten Stock erschien ein Kopf – der Stadtbrandmeister. »Morgen zusammen! Ich bin sofort unten.«
    Er kam über eine Leiter neben den kaum erkennbaren Resten der Treppe und zeigte auf den Rußfleck vor der Tür.
    »Schätze mal, hier war das Initialfeuer«, meinte er. »Und zwar draußen, denn die Scheibe von der Tür ist nach außen geborsten. Ich hab mir das gerade mal oben angeguckt. Da hat ein Fenster losgestanden. Dann der enge Flur, die Treppe gleich an der Tür. Das hat einen wunderbaren Kamineffekt abgegeben. Muß sofort gebrannt haben wie Zunder, das ganze Holz. Und dann auch noch Plisterdecken.«
    Der Mann vom Sicherungskasten kam auf sie zu und fitschte die Handschuhe aus.
    »Kripo?« fragte er, ebenso freundlich wie sein Kollege.
    »Brandstiftung?« fragte Heinrichs zurück.
    »Tja, sieht ganz danach aus, aber endgültig lege ich mich da noch nicht fest. Mit Sicherheit sind die klassischen Brandherde auszuschließen: Fernseher, Sicherungskasten, Steckdosen, Heizungsanlage. Das Initialfeuer ist hier an der Tür gewesen.«
    »Und wann können Sie sich festlegen?« wollte Toppe wissen.
    »Frühestens Mittwoch. Aber gehen Sie bei Ihren Ermittlungen ruhig mal von Brandstiftung aus.«
    »Dufte Truppe«, murmelte Heinrichs, »mit denen möchte man jeden Tag arbeiten.«
    Toppes Stoßgebet war also nicht erhört worden, aber wann war das jemals der Fall gewesen? Er wandte sich an Herrn Pauly. »Wo habt ihr die Frau eigentlich gefunden?«
    »In ihrem Bett im Zimmer direkt über der hinteren Tür. Ich denke, sie ist quasi im Schlaf verbrannt. Aber das müßte eigentlich der Pathologe genauer sagen können.«
    Richtig, er mußte Bonhoeffer anrufen.
    »Und wann hat das Feuer ungefähr begonnen?«
    »Lassen Sie mich mal rechnen: der Zeitungsjunge hat um 5.38 Uhr angerufen. Da hat die Tür schon offen gebrannt, und als wir kamen, stand schon alles in Flammen. Also angefangen haben muß es so zwischen Viertel vor fünf und fünf Uhr.«
    Sie stapften durch die Gartenreste zum Auto zurück.
    »Wir hatten lange keine Brandstiftung mehr, bis auf diesen Versicherungsbetrug im letzten Jahr«, meinte Heinrichs.
    »Ja, und?« fragte Toppe.
    »Ach, ich überlege bloß. Es gab da mal so eine Untersuchung.«
    »Was für eine Untersuchung?«
    »Na ja, was das so für Leute sind, Brandstifter.«
    Toppe tat ihm den Gefallen: »Und was sind das für Leute?«
    »Da gibt es, glaube ich, drei Gruppen: die Bekloppten, die Halbbekloppten – dranghaft Handelnde nennt man die – und dann die Affekttäter, die aus Wut oder Rachegefühlen Feuer legen, weil sie irgendwie gekränkt worden sind.«
    Toppe seufzte tief. »Laß uns erst mal mit den Nachbarn sprechen. Die waren gestern ein bißchen komisch.«
    »Wie, komisch?«
    »Als ich die nach Frau Jansen gefragt habe. Offen haben sie’s nicht gesagt, aber da muß irgendein Knies gewesen sein. Ich will wissen, was da los ist. Alexa!« rief er.
    Ihr Kopf tauchte über der Hecke auf. »Ja?«
    »Sind deine Eltern zu Hause?«
    »Nur Mutti.«
    »Danke, tschüs!«
    »Wiedersehen.«
    Sie klingelten.
    »Guten Morgen, Herr Kommissar.« Frau Joosten lächelte sie an.
    Gestern war ihm gar nicht aufgefallen, wie hübsch sie war. Kurze blonde Locken, ein fröhlicher Mund.
    »Guten Morgen, Frau Joosten. Toppe reicht mir übrigens vollkommen. Das ist mein Kollege

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