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Feine Milde

Feine Milde

Titel: Feine Milde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hiltrud Leenders , Michael Bay , Artur Leenders
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Wache polterten.
    Flintrop lief in den Waschraum und kam mit zwei Handtüchern zurück. Toppe rubbelte sich das Haar und den Nacken, trocknete sein Gesicht.
    »Hat Ackermann sich gemeldet?«
    »Nö. Aber Frau Steendijk ist gerade gekommen, und die sah aus, als hätte sie gerade das Christkind getroffen.«
    Sie kam ihnen oben auf dem Flur schon entgegen.
    »Da seid ihr ja endlich! Ich hab euer Auto gesehen. Mensch, ich glaube, ich habe was gefunden.«
    Sie kam gerade von einem Ehepaar aus Nütterden. »Die wollten über INTERKIDS adoptieren, und Maywald hatte denen einen zwei Wochen alten Säugling zugesagt – aus Bulgarien. Er wollte ihnen das Kind selbst bringen. Und zwar am Freitag, dem 29. Juli, unserem Freitag.«
    »Und dann?« fragte Heinrichs gespannt.
    »Es hat nicht geklappt. Er hat den Leuten was von Komplikationen erzählt, und daß die Sache sich wohl um zwei Wochen verzögern würde.«
    Das Telefon bimmelte. Es war Ackermann, ein hektischer Ackermann. »Ich fahr jetz’ ers’ los nach Utrecht. Hat alles furch’ba’ lang gedauert mit Richter un’ Staatsanwalt un’ all dat. Un’ der Maywald is’ mir bald an die Gurgel gegangen, wie ich dat Zeuch haben wollt. Aber jetz’ hab ich die Bücher. Ich weiß bloß nich’, ob ich dat heut’ noch all’ gebacken krich.«
    Van Appeldorn schlackste herein und schüttelte sich das Wasser aus den Haaren. »Habt ihr mal einen Kaffee?«
    »Nein«, sagte Heinrichs, »wir sind auch gerade erst zurück.«
    Toppe legte den Hörer auf. »Ackermann fährt jetzt nach Utrecht. Hallo, Norbert.«
    Van Appeldorn nickte, setzte sich gemächlich und zündete sich eine Zigarette an.
    »Jetzt hör dir mal an, mit was Astrid gerade gekommen ist«, meinte Heinrichs, immer noch ganz aufgedreht.
    »Gleich«, antwortete van Appeldorn. »Erst mal bin ich dran.« Langer Zug aus der Zigarette.
    »Ich komme gerade von einer Frau Wagner aus Kevelaer.« Pause, Rauchen. »Die und ihr Mann sollten über INTERKIDS ein Kind kriegen, aber Maywald hat ihnen das Kind am verabredeten Tag nicht gebracht.«
    »Und das Kind kam aus Bulgarien«, sagte Toppe ruhig, »und sollte etwa zwei Wochen alt sein.«
    »Und der verabredete Tag war Freitag, der 29. Juli«, ergänzte Astrid.
    »Nummer zwei«, murmelte Heinrichs schwer.
    »Genau«, meinte van Appeldorn belämmert und sah von einem zum anderen. Sie klärten ihn auf.
    »Ich würde furchtbar gern wissen, was Maywald dazu zu sagen hat«, drängte Heinrichs tatendurstig.
    »Ich auch«, sagte Toppe, obwohl er im Moment mehr das Gefühl hatte, wahnsinnig zu werden – in seinem Kopf stolperten die Gedanken übereinander. »Wir sollten ihn hierher bitten.« Er zog das Telefon heran.

    Jens Maywald war deutlich nervös, und als es dann auch noch van Appeldorn war, der ihn ins Vernehmungszimmer bat, konnte er seine Wut nur sehr schlecht verbergen.
    Sie kamen nicht zum Nachdenken. Wieder klingelte das Telefon. Heinrichs reichte, nachdem er stirnrunzelnd zugehört hatte, den Hörer an Toppe weiter.
    »Guten Tag. Sind Sie der Kommissariatsleiter?«
    »Ja. Und wer sind Sie?«
    »Mein Name ist Heino Müller. Ich bin der zweite Vorsitzende der MEILE e.V. Ich habe versucht, Ihren Chef zu erreichen, aber man sagte mir, er sei nicht im Hause.«
    »Stimmt«, meinte Toppe schlicht, »aber vielleicht kann ich Ihnen helfen.«
    Der Mann ließ eine gewaltige Tirade los, in der er ständig zwischen Befremden und Empörung wechselte: wieso hatten sie die Bücher von INTERKIDS konfisziert? Er wollte sich »Schritte vorbehalten«.
    »Das ist Ihnen unbenommen. Auf Wiedersehen, Herr Müller.«
    Etwa zwanzig Minuten später steckte Maywald noch einmal kurz die Nase zur Tür herein, um sich zu verabschieden. Er war ein bißchen erhitzt, aber er hatte jetzt wieder sein geschäftliches Lächeln im Gesicht.
    Van Appeldorn donnerte ihnen das Tonbandgerät auf den Tisch und spielte das Gespräch vor:
    v. A.: Herr Maywald, können Sie mir sagen, wie Eltern normalerweise ihr Kind bekommen?
    Astrid beherrschte sich, auch Toppe schaute angestrengt auf seine Hände, nur Heinrichs prustete los: »Das sollte eigentlich allgemein bekannt sein.«
    Aber dann fuhr van Appeldorn auf dem Band schon fort: v. A.: Aus Indien zum Beispiel.
    M.: Oh mein Gott, das habe ich doch alles schon erzählt! Aber bitte. Wir arbeiten mit ausgesuchten Waisenhäusern und Kinderheimen zusammen, vornehmlich in Bombay, Kalkutta und Santiago. Die Einrichtungen sind überwiegend in katholischer Trägerschaft. Von diesen

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