Feine Milde
konnten sie abschließen. Heinrichs sprach aus, was sie alle empfanden. »Es ist zum Kotzen, daß wir diese Verbrecher, die die Kinder auf dem Gewissen haben, nicht zu packen kriegen.« Keiner antwortete ihm. »Ist ja schon gut. Ich weiß schon, was jetzt wieder kommt. Wir sind hier nicht in Hollywood, wo die Gerechtigkeit immer siegt.«
»Quatsch!« raunzte Toppe. »Du hast doch recht.«
»Das ist jetzt Lowenstijns Sache«, meinte van Appeldorn. »Wir haben ja wohl auch so mehr als genug zu tun. Ich finde, wir sollten noch mal hingehen und die ganze Sache von Günthers Unfall her aufrollen.«
»Nein«, entgegnete Toppe, lauter als es nötig war. »Ich habe Ackermann gesagt, er hat freie Hand. Wenigstens in den nächsten zwei, drei Tagen. Dann sehen wir weiter.«
»An dieser Brandstiftung haben wir sowieso reichlich zu knacken«, meinte Heinrichs leise.
»Das denke ich auch.« Toppe griff zum Telefon. »Vielleicht hat van Gemmern ja was gefunden.«
»Nett, daß Sie anrufen, Herr Toppe.« Berns war immer noch sauer auf ihn. »Dann kann ich mich gleich persönlich bei Ihnen bedanken, daß Sie mir meinen einzigen Mitarbeiter abgezogen haben.«
»Van Gemmern ist also noch in der Hamstraße?«
»Was weiß denn ich?« bellte Berns zurück. »Zum Dienst ist er heute morgen jedenfalls nicht erschienen, und krank gemeldet hat er sich auch nicht. Also wird er wohl bei Ihrem verdammten Brand sein.«
Heute kostete es Toppe schon mehr Mühe, die Ruhe zu bewahren, aber er schaffte es dann doch, sich mit einem »schönen Tag noch« zu verabschieden.
»Gut, fangen wir an: wer wollte dieser Frau Jansen Übles?« begann er das alte Fragespiel.
»Viele«, sprang Heinrichs sofort an. »Selbst die loyale Frau Peters hat zugegeben, daß die Jansen eine Querulantin war. Von den Nachbarn ganz zu schweigen.«
Van Appeldorn nahm sich ein DIN A 4 Blatt. Erstens: der Exmann, schrieb er auf.
»Zweitens bis x-tens: die Leute von der MEILE«, diktierte Heinrichs. »Und die Nachbarn natürlich. Und bei all denen dürfen wir nach Dieselöl und Nitroverdünnung suchen. Prost Mahlzeit.«
Astrid räusperte sich, daß alle zu ihr hinschauten. »Es tut mir leid, aber ich bin immer noch nicht so ganz mit INTERKIDS fertig. Was ist mit Maywalds Mitarbeiterin? Wie hieß die Frau noch? Hängt die auch mit drin?«
»Mensch, du hast recht. An die habe ich überhaupt nicht mehr gedacht.« Toppe rieb sich den Nacken. »Ich wüßte zu gern, ob van Gemmern irgendeinen Hinweis gefunden hat, daß die Jansen am Samstag abend nicht allein war. Da sollte nämlich jemand bei ihr einziehen, ein Mann.«
»Einziehen?« Van Appeldorn runzelte die Stirn. »Was für ein Mann?«
»Davon stand aber nichts in deinen Berichten!« Heinrichs’ Stimme kippelte zwischen vorwurfsvoll und eingeschnappt.
Toppe wischte mit der Hand durch die Luft. »Ich habe nicht mehr dran gedacht. Erst als Arend. egal! Die Nachbarn konnten mir nicht sagen, um welchen Mann es sich gehandelt hat. Wie kriegen wir das also raus?«
»Der Exmann«, meinte van Appeldorn.
»Na, der ja wohl als letzter«, lachte Astrid.
»Ich würde Bärbel Peters anrufen. Die weiß zumindest, mit wem die Jansen näheren Kontakt hatte«, schlug Heinrichs vor.
»Okay, Walter.« Toppe war schon aufgestanden. »Dann häng dich mal ans Telefon und versuche, was rauszukriegen. Es ist besser, wenn du heute im Büro bleibst.«
». und ein bißchen mit den Akten spielst«, frotzelte van Appeldorn, aber Toppe überhörte ihn.
». falls van Gemmern mit seinen Ergebnissen kommt. Ich werde mit Jansens Exmann sprechen, und Norbert kann mit Astrid zu Frau Versteyl fahren, Maywalds Mitarbeiterin.«
Er wußte genau, warum Astrid ihn so giftig anfunkelte. Die Kombination Steendijk/van Appeldorn war nicht gerade ideal, und normalerweise versuchte Toppe auch, sie zu vermeiden, aber mit Heiderose Jansens früherem Mann wollte er unbedingt selbst reden.
»Und noch was, Walter«, überlegte er, schon im Hinausgehen. »Wenn du schon mal am telefonieren bist. Es geht nicht nur um diesen Mann, der bei ihr einziehen wollte. Wir müssen generell rekonstruieren, was die Jansen in den letzten Stunden vor ihrem Tod gemacht hat. Die Nachbarn haben gesehen, wie sie mit den Kindern und mit Gepäck weggefahren ist. Offensichtlich zu ihren Eltern. Aber keiner hat sie zurückkommen sehen.«
Van Appeldorn überließ Astrid den ersten Schritt, das leidige Telefonieren. Bei Dina Versteyl zu Hause meldete sich niemand, und so probierte sie
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