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Feine Milde

Feine Milde

Titel: Feine Milde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hiltrud Leenders , Michael Bay , Artur Leenders
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denken kann, Herr Kommissar, trotzdem habe ich den Brand nicht gelegt. Ich habe ihr die Pest an den Arsch gewünscht, aber ich habe sie nicht getötet. Das schwöre ich.«
    »Wann haben Sie Ihre frühere Frau zuletzt gesehen?«
    »Vorletztes Wochenende, als ich die Kinder zurückbrachte. Ich habe sie alle vierzehn Tage übers Wochenende bei mir.«
    »Wußten Sie, daß Ihre Kinder am letzten Wochenende bei Ihren Schwiegereltern sein würden?«
    »Nein, woher denn? Heidi hat mir zwischen den Besuchswochenenden jeden Kontakt zu den Kindern untersagt. Selbst telefonieren durften sie nicht mit mir.«
    »Wie lange leben Sie schon getrennt?«
    »Ich bin ausgezogen, als sie mit Merlin schwanger war. Ich konnte sie nicht mehr ertragen.« Er schnaubte scharf.
    »Und sie war verdammt selig, mich endlich loszuwerden! Diese Frau war so zum Kotzen selbstgerecht, der Nabel der Welt. Anfangs war das nicht so, aber vielleicht war ich auch nur zu blöd, das zu sehen. Für die war die Welt so, wie sie sie sah, und sie führte sich auf wie, wie … Kennen Sie Orwells ’1984’? Die Gedankenpolizei, das Wahrheitsministerium? Manchmal hab ich gedacht, sie ist krank. Wer weiß, vielleicht war sie’s wirklich …«

34
    »Mußten Sie so grob sein zu der Frau?« fuhr Astrid ihn an, kaum daß sie zur Tür hinaus waren.
    Van Appeldorn verzog das Gesicht. »Ach, kommt jetzt wieder der übliche Sermon, von wegen so zynisch wie ich wollen Sie nie werden, eher den Job schmeißen?«
    »Ist doch wahr! Ehrliche Menschen scheint es in Ihrer Vorstellungswelt nicht zu geben.«
    »Oh, nein, bitte nicht, bitte nicht das schon wieder! Wissen Sie was, unten bei Piva gibt’s leckeren Eiskaffee. Ich lade Sie ein.«
    Astrid sah verblüfft zu ihm hoch, aber sein Gesicht war undurchdringlich wie immer.
    Sie ließen das Auto stehen und gingen am Kermisdahl entlang in die Stadt.
    Van Appeldorn schlackste so locker wie möglich, aber Astrid bemerkte es trotzdem. »Sie humpeln ja!«
    »Nicht der Rede wert. Beim Training neulich, halb so schlimm.«
    Sie fanden einen freien Tisch im Schatten.
    »Ich sehe das einfach anders als Sie. Ich bin kein Seelsorger, ich bin Polizist. Meine Aufgabe ist es, was aus den Leuten rauszukriegen«, nahm van Appeldorn den Faden wieder auf.
    »Das geht auch auf andere Weise.«
    »Mag sein, aber ich bin sicher, daß die Leute durch mich auch keinen irreparablen seelischen Schaden davontragen.«
    Die Kellnerin brachte den Kaffee, und van Appeldorn bezahlte gleich. Astrid steckte den Strohhalm in den Becher, trank einen kleinen Schluck. »Ich käme mir mies vor, wenn ich jemanden so behandeln würde.«
    »Ich nicht.«
    Sie gab es auf. Sie würden sich nie verstehen. Immerhin hatten sie es diesmal beide geschafft, sich nicht unter der Gürtellinie zu treffen, und das war wahrhaftig ein Fortschritt.
    »Danke für den Kaffee.«
    »Gern geschehen.« Er lächelte, und dann sprach er genau das aus, was ihr gerade durch den Kopf ging. »Wissen Sie, wir müssen uns ja nicht unbedingt lieben, Frau Kollegin.«
    Sie lachte leise und nickte. »Also gut. Nach allem, was Frau Versteyl gesagt hat, ist es durchaus möglich, daß die Jansen etwas in den INTERKIDS-Papieren entdeckt hat, was sie stutzig machte.«
    Van Appeldorn, den ganzen Mund voll Schlagsahne, wiegte den Kopf. »Die Anzahlungen der Eltern für die bulgarischen Kinder hat Maywald sicher erst nachgetragen, nachdem er wußte, daß die Kinder tot waren, und wir ihm auf den Zahn gefühlt hatten«, sagte er dann. »Aber vielleicht hat sie was anderes gefunden. Notizen, Telefonnummern, Adressen.«
    »Und als das mit den toten Kindern durch die gesamte Presse ging, hat sie zwei und zwei zusammengezählt und Maywald unter Druck gesetzt.«
    »Ist zumindest nicht auszuschließen. Auf alle Fälle sollten wir uns anhören, wo der ehrenwerte Herr Maywald zur Tatzeit gesteckt hat. Und zwar sofort. Der dürfte im Moment noch ganz schön von der Rolle sein, und da werden ihm so schnell keine neuen Märchen einfallen.«

    Maywald öffnete ihnen die Tür, zeigte nicht die geringste Überraschung, ließ sie wortlos vorausgehen ins Wohnzimmer. Sie platzten mitten in die Familienkrise. Auf dem Sofa saß ein kleines Mädchen, das einen Berg Kissen auf seinem Schoß gestapelt hatte, neben ihm Frau Maywald, eine verhuschte Maus; die rotgeränderten Augen ließen ihr Gesicht noch blasser aussehen. Auch sie zeigte kein Erstaunen, als Astrid und van Appeldorn hereinkamen, sah sie ohne Ausdruck an.
    Astrid

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