Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Feine Milde

Feine Milde

Titel: Feine Milde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hiltrud Leenders , Michael Bay , Artur Leenders
Vom Netzwerk:
schon mal vorbei, um zu klönen, fragte auch schon mal, was so lief … der Verein lag ihr doch sehr am Herzen. aber sonst. obwohl, Herr Maywald hat mir neulich erzählt, er hätte sie ertappt, wie sie hier in unseren Papieren geblättert hat. Wir wußten gar nicht, daß sie einen Schlüssel hatte. Herr Maywald war ganz schön sauer. Der hatte sich aber schon vorher über Heidi aufgeregt, weil sie im Verein soviel Theater machte wegen der neuen Schule.«
    Sie schlug sich auf den Mund, die Augen weit offen.
    »Was rede ich denn da? Das hört sich ja so an, als ob der Herr Maywald. bitte, nein, so habe ich das nicht gemeint!«

    Fred Jansen hatte für die Tatzeit kein Alibi, aber das schien ihm nichts auszumachen. Er saß mit Toppe auf seinem winzigen Balkon, der zum Innenhof ging und der selbst jetzt um die Mittagszeit keinen Sonnenstrahl abkriegte. »Trotzdem kann man es hier immer noch besser aushalten als in der stickigen Bude.«
    Er sah grau und sehr müde aus, lange Bartstoppeln und das Haar fettig.
    Seine Kinder waren noch bei den Schwiegereltern. »Ich werd noch verrückt. Haben Sie sich schon mal richtig überlegt, wie das ist, wenn man abbrennt?«
    Toppe schüttelte den Kopf.
    »Ich bis jetzt auch nicht. Die Kinder haben kein einziges Kleidungsstück mehr, kein Spielzeug, nicht mal den Lieblingsteddy, keine Bücher, nix. Kassy hat noch nicht mal mehr ihr Schulzeugs. Das muß alles neu gekauft werden, von der Unterhose und der Zahnbürste bis zu den Wachsmalern. Aber wovon?« Er saß breitbeinig, ließ die Schultern hängen.
    »Meine Schwiegereltern haben erst mal das Nötigste besorgt und bezahlt.«
    »Verstehen Sie sich gut mit Ihren Schwiegereltern?«
    Toppe nippte an der Dose Pils, die Jansen ihm angeboten hatte.
    »Viel besser, als ich gedacht hätte. Wir hatten ja über zwei Jahre nichts miteinander zu tun. Aber jetzt …« Auch er trank. »Jetzt warten wir auf das Geld von der Versicherung. Und wenn alles über die Bühne ist, baue ich mein Haus wieder auf und wohne da mit den Kindern. Aber bis dahin? Die Kassy muß in die Schule. Ob ich sie für die Zeit nach Rees umschulen lasse?«
    Es war eine ernstgemeinte Frage, und es fiel Toppe nicht leicht, sich auf seine Aufgabe zu besinnen.
    »Herr Jansen, die Nachbarn in der Hamstraße haben mir erzählt, daß am Wochenende ein Mann bei Ihrer früheren Frau einziehen wollte. Wußten Sie etwas davon?«
    »Nein«, antwortete Jansen und sah noch müder aus. »Wer war es denn jetzt schon wieder? Es ist nicht das erste Mal, wissen Sie.«
    »Und das hat Sie nicht gestört?«
    »Es hat mich verdammt gestört! Wegen der Kinder.«
    Toppe schwieg.
    »Ach so«, lächelte Jansen schräg. »Sie denken, daß ich vielleicht eifersüchtig war. Ach, Herr Toppe! Wenn Sie wüßten, wie absurd Ihre Gedanken sind. Ich habe diese Frau gehaßt.« Das sagte er ganz ruhig. »Drei Kreuze hätte ich gemacht, wenn die sich einen anderen Kerl genommen hätte. Dann hätte ich endlich wieder atmen können. Aber die wäre eher verreckt, als mir den Gefallen zu tun.« Er lachte auf. »Verreckt … irgendwie gut in dem Zusammenhang, nicht? Ich habe mir hundertmal gewünscht, die wäre tot. Wissen Sie, warum? Weil das meine einzige Chance war, wieder auf die Füße zu kommen. Gucken Sie sich das Loch hier doch an. Glauben Sie, ich lebe freiwillig hier? Die hat mir finanziell die Luft so abgedreht, daß ich kaum selber über die Runden komme. Und das wäre in den nächsten zwölf Jahren so geblieben. Lassen Sie sich das mal auf der Zunge zergehen, Herr Toppe, zwölf Jahre! Ich konnte nicht mal davon träumen, eine neue Beziehung einzugehen, geschweige denn eine neue Familie zu gründen. Und wissen Sie, wie alt ich bin? Wissen Sie, was ich noch vor mir haben könnte?«
    Toppe erwiderte nichts, Jansen erwartete keine Antwort. Wenn er ihm erzählt hätte, daß er selbst geschieden war, daß er mit seiner Exfrau das Finanzielle gemeinsam regelte und sie alle beide einigermaßen gut leben konnten, und was eine neue Beziehung anging.
    »Was machen Sie eigentlich beruflich?« fragte er statt dessen.
    »Ich bin bei der Post. Ein Schreibtischhengst, verstehen Sie? Ich habe nicht mal was gelernt, wo ich nebenbei Kaweikes machen könnte, damit ich was für mich selbst habe.«
    »Kawei …?«
    Jansen schmunzelte. »Sie sind nicht von hier. Kaweien … Schwarzarbeit, verstehen Sie?« Er stellte die Bierdose zwischen seinen Füßen ab und sah Toppe eindringlich an. »Ich habe das beste Motiv, das man sich

Weitere Kostenlose Bücher