Feist Raymond - Die Erben von Midkemia 1
Mann namens Bartlett aus Falkental. Er fragte, wie Tal
mit dem bekannteren Hawkins verwandt sei, und Tal erzählte
seine Geschichte so beiläufig, als handle es sich um etwas,
das allgemein bekannt war. Bartlett erklärte, er hätte noch nie
von den Ländereien des Junkers gehört, und immerhin stammte er aus dieser Gegend.
Tal tat die Bemerkung mit der Feststellung ab, dass die
Ländereien seines Vaters recht weit entfernt von denen des
bekannteren Zweigs der Familie Hawkins lagen, und er vermied weitere Gespräche, indem er erklärte, dass er nun bereit
sei, sich seinem Gegner zu stellen.
Tal wurde mit dem Söldner in Rekordzeit fertig, innerhalb
von Sekunden nach Beginn des Kampfes. Er machte zwei
Schritte vorwärts, und statt eine Finte mit einer Kombination
von Schlägen zu beginnen, stieß er zu und traf den Mann
gleich am linken Oberarm.
Die Menge applaudierte, und der Söldner stand verdutzt
da, sowohl wegen des Tempos als auch wegen des Mangels
an kunstvollen Manövern, was ihn beides überraschte. Er
schien zornig zu sein, aber eher auf sich selbst, weil er sich
hatte zum Narren machen lassen. Er salutierte, und als sie den
Kampfplatz verließen, sagte er: »Jetzt müsst Ihr aber auch
gewinnen, Junker, Ich werde erheblich weniger dumm dastehen, wenn sich herausstellt, dass ich von dem späteren Sieger
aus dem Rennen geworfen wurde.«
»Ich werde mein Bestes tun«, erwiderte Tal lächelnd.
Als die anderen drei Kämpfe vorbei waren, wusste Tal,
dass sein nächster Gegner Kakama sein würde, der Überraschungssieger aus Kesh, während Leutnant Campaneal Graf
Jango Vahardak gegenüberstehen würde, dem Mann, der beim
letzten Turnier gegen den Champion verloren hatte, der sich
seitdem aus solchen Wettbewerben zurückgezogen hatte.
Tal verbrachte eine ruhelose Nacht, in der er sich mehr
darum sorgte, dass Vahardak Campaneal besiegen würde, als
um seinen eigenen Kampf. Er hatte den jungen Keshianer
beobachtet und wusste, dass er seine Siege vor allem seiner
Geschwindigkeit verdankte – die vielleicht noch größer war
als Tals eigene dem Wagemut und der Bereitschaft, seine
Verteidigung zu vernachlässigen, wenn er alles auf Sieg setzte. Tal wusste bereits, wie er den Keshianer besiegen konnte.
Er erwachte und zog sich rasch an, dann weckte er Pasko
und die anderen. Sie gingen zum Hof der Meister, wo Tal ein
paar intensive Dehnübungen machte. Als er fertig war, nahm
er eine leichte Mahlzeit ein und ließ sich in der Kutsche zum
Badehaus bringen.
Die beiden Kämpfe, die über die Endkampfteilnehmer entscheiden würden, sollten am Mittag beginnen, und die Sieger
würden nach Einbruch der Dunkelheit im Palast vor dem König und seinem Hof kämpfen. Tal konzentrierte sich so gut er
konnte auf den bevorstehenden Kampf, aber er konnte beinahe nur daran denken, dass er hoffentlich bald Campaneal gegenüberstehen würde.
Zwei Stunden vor Mittag kehrte er zum Hof der Meister
zurück und betrat den Raum, der den Kämpfern zur Verfügung stand. Er war nicht der Erste dort, denn der junge Mann
aus Kesh saß bereits in einer Ecke. Am ersten Tag des Wettbewerbs war dieser Raum überfüllt gewesen, und überall hatte
man die lauten Stimmen der Kämpfer und ihrer Diener hören
können. Heute war es hier still wie in einem Grab. Talon zog
sich in eine andere Ecke zurück und nickte Kakama zu. Pasko
beugte sich vor und flüsterte: »Ich glaube, der Junge ist ein
Isalani, wie Nakor.«
»Und wenn?«
»Ich will nur sagen, wenn er auch nur die geringste Ähnlichkeit mit Nakor hat, dann steckt er voller Überraschungen.
Darauf solltet Ihr gefasst sein.«
»Du glaubst, er hat so weit vorausgedacht?«
»Ich habe gesehen, wie er Euch beobachtete, noch bevor er
seinen dritten Kampf gewann. Ich denke, wenn Ihr glaubt zu
wissen, wie Ihr schnell mit ihm fertig werden könnt, dann nur,
weil er geplant hat, dass Ihr das glauben sollt.«
»Warum ich?«
»Weil Ihr der Favorit seid.«
»Einer der Favoriten.«
»Nicht für die, die sich hier ein wenig auskennen. Ihr seid
eitel, Tal, und zeigt alles, was Ihr habt. Ihr haltet Euch nicht
zurück. Dieser Junge verfügt inzwischen über ein vollständiges Inventar Eurer Strategien und Manöver. Im Gegensatz
dazu habt Ihr keine Ahnung, wozu er fähig ist; also seid vorsichtig!«
Tal lehnte sich zurück und sagte: »Danke. Du hast mir vielleicht wieder einmal das Leben gerettet.«
»Nun, vielleicht rette ich Euch diesmal nicht vor dem Tod,
aber zumindest
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