Feist Raymond - Die Erben von Midkemia 1
abschlossen, setzten ihr Geld auf ihn.
Am vierten Tag standen die vierundsechzig Finalisten endlich fest, und Tal trat zu seinem ersten Kampf an. Über vierhundert Schwertkämpfer hatten bis zu drei Kämpfe am Tag
ausgemachten, um das Feld auf jene zweiunddreißig zu verringern, die gegen die zweiunddreißig antreten würden, die bereits
nominiert worden waren. Jeweils am Morgen und am späten
Nachmittag würden Kämpfe ausgetragen werden, und der letzte Kampf würde am Nachmittag des Sechstages stattfinden,
und zwar im Palast, vor dem König und dem gesamten Hof.
Tals erster Gegner war ein Hauptmann aus der Leibwache
eines roldemischen Barons. Er nahm zum dritten Mal an diesem Turnier teil, und zum ersten Mal war er unter den vierundsechzig Kämpfern, die in die Endrunde gelangt waren.
Die Kämpfe wurden mit blankem Stahl aus gefochten,
entweder bis zum ersten Blut, bis einer der Gegner sich ergab
oder bis er sein Recht auf Teilnahme verlor. Ein Kämpfer
konnte sich jederzeit ergeben, tat das aber für gewöhnlich nur,
wenn er große Angst vor einer Wunde oder vor einer öffentlichen Demütigung hatte. Das Recht auf Teilnahme war verwirkt, wenn ein Kämpfer nicht rechtzeitig auf dem Kampfplatz erschien oder wenn er von den Kampfrichtern disqualifiziert wurde, drei Meistern des Hofs, die jeden Kampf überwachten. Wenn man die Anweisungen der Kampfrichter ignorierte, bewusst versuchte, einen Gegner zu verletzen, oder sich
weigerte, in dem festgeschriebenen Kampfbereich zu bleiben,
konnte man sofort ausgeschlossen werden.
Tal ließ den Hauptmann ein paar Augenblicke des Triumphs erleben, denn er wollte ihn nicht beschämen, nachdem
der Mann sich zwölf Jahre lang so angestrengt hatte, besser zu
werden. Aber der Hauptmann war wirklich kein Gegner für
ihn. Nach drei Minuten von Angriffen und Abwehren wusste
Tal bereits, wie der Mann zu schlagen war. Er hatte bemerkt,
dass eine junge Frau dem Hauptmann liebevoll Glück gewünscht hatte, bevor der Kampf begann, und er nahm an, dass
es sich um die Frau oder Verlobte des Mannes handelte, also
hatte er vor, ihn mit Würde verlieren zu lassen. Er führte den
Kampf noch zwei Minuten weiter und versetzte seinem Gegner
dann einen leichten Schnitt am Arm, was ihm den Sieg brachte.
Der Hauptmann salutierte, Tal erwiderte den Gruß, dann
zog sein Gegner sich in die tröstende Umarmung der jungen
Frau zurück.
Andere Kämpfe waren nicht so angenehm. Ein paar Turnierteilnehmer waren laute, prahlerische Flegel, die nur eines
konnten: mit einem Schwert umgehen. An diesem Morgen
wurden drei Männer ernstlich verletzt – einer würde sein Leben lang verstümmelt bleiben und Tal beobachtete so viele
Kämpfe, wie er konnte, um ein Gefühl für seine zukünftigen
Gegner zu erhalten.
Der Nächste, dem er gegenüberstehen würde, war ein großer, breitschultriger Schwertmeister aus Rodez namens Raimundo Velasquez. Er bewegte sich beinahe lautlos und sehr
gekonnt und nutzte jede Gelegenheit, die sich ihm bot. Tal
erkannte sofort, dass er bei seinem Kampf am Nachmittag mit
diesem Mann vorsichtig sein musste.
Tal zog sich in einen Nebenraum zurück, wo üppige Erfrischungen für die Kämpfer gereicht wurden. Tal mied alle
Speisen, die vielleicht bewirken würden, dass er sich träge
und schläfrig fühlte, aß nur leicht und mied Bier und Wein. Er
trank kaltes Wasser und kehrte dann wieder auf die Galerie
zurück, um weiter zuzusehen.
Er vermied es, mit anderen zu sprechen, und das schloss
auch Caleb ein, der ebenfalls zusah. Tal wusste, dass Magnus
und Robert nicht allzu weit weg waren und ihn vor jeder Gefahr durch Magie schützten, aber ihm war einfach nicht nach
Reden zumute. Er war im Turnier, und nach allem, was er
bisher gesehen hatte , war er relativ sicher, dass er siegen
würde.
Als der letzte Kampf des Morgens vorüber war, ging er zu
Remarga, um zu baden und sich massieren zu lassen, so dass
er bei den Kämpfen des Nachmittags erfrischt sein würde.
Die nächsten beiden Runden waren schwieriger, aber Tal
konnte beide Gegner besiegen: den Schwertmeister aus Rodez
und dann einen Wachhauptmann aus dem königlichen Haushalt. Am Nachmittag des zweiten Tages waren mehr Zuschauer anwesend als zuvor, weil sich alle Adligen und wohlhabenden Bürger, die sich Zugang verschaffen konnten, auf
die Zuschauerränge zwängten, um zu sehen, wie das Feld aus
acht auf vier reduziert wurde.
Tals erster Gegner war ein Söldner aus dem Königreich,
ein
Weitere Kostenlose Bücher