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Feist Raymond - Die Erben von Midkemia 1

Feist Raymond - Die Erben von Midkemia 1

Titel: Feist Raymond - Die Erben von Midkemia 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Silberfalke
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und unter ein schwarzes Tuch geschoben, das er im Nacken geknotet hatte wie ein Pirat aus Queg.
Aber er war eindeutig kein Pirat, denn er trug Reitstiefel, und
sein Schwert war eine lange, gute Klinge und kein Entermesser. Er sah jedoch Furcht erregend genug aus, und sein Zorn
war ihm deutlich anzumerken.
    Er schaute den Mann an, der gegen den Tisch gefallen war
und sich nun den Mund mit dem Handrücken rieb, und fragte:
»Wo ist Raven?«
    Der Mann setzte dazu an aufzustehen, und Tal trat seine
Hand weg, so dass er wieder nach hinten sackte. »Wo ist Raven?«, wiederholte er.
    Tal war bis zum Mittwinterfest in Roldem geblieben und
dann zu Kendricks Gasthaus gereist. Er hatte dort einige Zeit
verbracht, hatte ein paar der vertrauten Freuden genossen und
die meiste Zeit mit Leo in der Küche gestanden und neue Rezepte ausprobiert. Leo war beeindruckt von den Fortschritten,
die der junge Talon in Essens- und Weinfragen gemacht hatte,
aber er behandelte ihn immer noch, ab wäre er ein dummer
Küchenjunge.
    Von Leo, seiner Frau, Gibbs und Kendrick abgesehen war
das Gasthaus voller Leute gewesen, die Tal nicht kannte.
Meggie war weg; niemand wusste, wo sie hingegangen war,
und Gibbs war überrascht gewesen, als Tal ihm erzählte, dass
er Lela in Krondor gesehen hatte. Es bedrückte Tal zu hören,
dass Lars gestorben war; er war zu Beginn des Winters ertrunken, als er auf dem Eis eines Sees eingebrochen war.
    Danach war Tal nach Latagore gegangen und hatte festgestellt, dass sich das Städtchen nur wenig verändert hatte, seit
er und Caleb Vor Jahren hier gewesen waren, obwohl nun ein
neuer Dominar herrschte, der einer von Kaspars Speichelleckern war. Es schien mehr Wachen in der Stadt zu geben, aber
ansonsten gingen die Leute ihren Angelegenheiten nach, als
wäre nichts geschehen; die Sonne schien, und nichts wies
darauf hin, dass dunkle Mächte am Werk waren.
    Tal hatte sich diskret nach den bevorstehenden Konflikten
umgehört. Es gab bereits Kämpfe in der Hohen Feste, denn
Olaskos Leute hatten dort Stellung bezogen, aber die Söldnertruppen, die normalerweise rasch an Ort und Stelle waren,
wenn so etwas geschah, hielten sich verdächtig zurück.
    Der Mann auf dem Boden hieß Zemos, und er war willens
gewesen, für einen gewissen Preis mit Tal zu reden, weil er
annahm, Tal wäre ein Söldner auf der Suche nach Arbeit.
Zemos war, wenn man den Kneipenwirten glauben wollte,
eine Art Makler, der für einen Mann einen Platz bei einer
Söldnertruppe finden konnte, wenn dieser genug zahlte. Aber
sobald Ravens Name gefallen war, hatte Zemos offenbar auf
der Stelle alles vergessen, was er je über Söldner gewusst hatte.
    Tal hatte beschlossen, seinem Gedächtnis auf die Sprünge
zu helfen.
»Immer noch schlechte Manieren, wie ich sehe«, sagte eine
Stimme vom Ende der Theke her.
Tal warf einen Blick dorthin und sah ein Gesicht, das ihm
vage vertraut vorkam. Er brauchte allerdings einen Moment,
bis er es erkannt hatte. »John Creed«, sagte er schließlich mit
einem Nicken. »Ich vergesse meine gute Erziehung nur, wenn
jemand plötzlich alles vergisst, wofür ich ihn bezahlt habe.«
Zemos sagte: »Ich gebe dir dein Gold zurück. Ich dachte,
du wärst nur auf der Suche nach Arbeit.«
Creed kam auf Tal zu. »Entschuldige, aber ich kann mich
nicht an deinen Namen erinnern.«
»Tal Hawkins.«
Einen Moment stand so etwas wie Wiedererkennen in seinem Blick, dann nickte er. »Mit dem da kommst du nicht weiter.« Er schubste Zemos mit dem Fuß und befahl: »Steh auf,
Mann.«
Als Zemos aufgestanden war, sagte Creed: »Gib dem Jungen sein Gold zurück, und mach in Zukunft keine Versprechen, die du nicht halten kannst.« .
Das Gold wurde zurückerstattet, und Zemos verließ eilig
die Schankstube und betupfte sich dabei die aufgerissene Lippe. Creed sah sich um. »Warum suchen wir uns nicht ein besseres Gasthaus?« Tal nickte und folgte ihm nach draußen.
»Was ist aus dem Burschen geworden, mit dem du damals
unterwegs warst – dem, der dich beinahe umgebracht hat,
damit du mich nicht umbringst?«, fragte Creed grinsend.
»Warum?«
»Weil ich ihm danken möchte. Ich habe es erst jetzt begriffen, aber du bist der Mann, der letzten Sommer das Turnier
am Hof der Meister gewonnen hat, nicht wahr?«
Tal nickte. »Mir war nicht klar, dass solche Nachrichten
sich so schnell herumsprechen.«
»O doch, mein junger Sieger«, erwiderte Creed. »Und
nachdem ich das nun weiß, gehe ich davon aus, dass dein

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