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Feist Raymond - Die Erben von Midkemia 1

Feist Raymond - Die Erben von Midkemia 1

Titel: Feist Raymond - Die Erben von Midkemia 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Silberfalke
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Schlag
kaum mehr abwehren, und plötzlich sprang Talon zurück und
führte einen Rückhandschlag nach Kendricks rechter Seite,
die nun ungeschützt war, da er sich für die Abwehr übermäßig
weit gestreckt hatte.
Mit einem satten Klatschen landete die flache Seite von
Talons Klinge auf dem Hinterteil des Wirts, der vor Schmerz
ächzte und »Stopp!« schrie.
Talon drehte sich um. Er atmete schwer, seine Brust hob
und senkte sich, als er zusah, wie der Wirt ihn forschend betrachtete. »Wer hat dir diese Bewegung beigebracht, Junge?«
»Niemand, Sir. Sie ist mir einfach eingefallen.«
Der Wut griff nach hinten und rieb die Stelle, wo Talon ihn
getroffen hatte. »Ein guter Versuch, und erheblich besser, als
die meisten Schwertkämpfer sich träumen ließen, gar nicht
davon zu reden, es wirklich auszuführen. Und du hast es
gleich beim ersten Mal geschafft.«
Talon wusste nicht, was er sagen sollte. Er war sich nicht
sicher, ob er gerade gelobt worden war. Er sprach Roldemisch
nun beinahe fließend, aber einige Nuancen und Ausdrücke
begriff er immer noch nicht.
Kendrick reichte Talon seine Übungsklinge und sagte:
»Für heute sind wir fertig. Bring das hier weg und dann sieh
nach, was Leo in der Küche für dich zu tun hat.«
Talon wischte sich mit dem Ärmel die Stirn ab, griff nach
der Waffe und eilte zur Küche. Als er außer Hörweite war,
sagte Magnus: »Nun, was hältst du von ihm?«
»Er bewegt sich wie eine Katze«, sagte Kendrick. »Ich hätte
einen Beutel Gold darauf gesetzt, dass er mich nicht berühren
könnte, zumindest nicht in den ersten zwei, drei Unterrichtsstunden. Zuerst konnte ich mit ihm machen, was ich wollte.
Dann hat er angefangen, meine Angriffe vorwegzunehmen,
zunächst als instinktive Verteidigung, weil er weiß, dass Überleben vor dem Sieg kommt. Er ist ebenso klug wie schnell.«
»Wie gut kann er werden?«
Kendrick zuckte mit den Schultern. »Wenn du nur jemanden willst, der in einer Schlacht die Gegner niedermetzelt, ist
er in einem Monat so weit, Mauern zu stürmen. Wenn du einen guten Schwertkämpfer willst, braucht er bessere Lehrer
als mich.«
»Und wo werde ich die finden?«
»Lass ihn noch ein Jahr hier, dann ist er bereit für den Hof
der Meister in Roldem. Ein oder zwei Jahre dort, und er wird
einer der besten Schwertkämpfer sein, die ich je gesehen habe.«
»So gut?«
Kendrick nickte. »Besser. Er könnte der Beste werden,
wenn ihn nicht auf dem Weg dorthin irgendetwas verdirbt.«
Magnus stützte sich auf seinen eisenbeschlagenen Stab und
starrte dorthin, wo Talon zuvor verschwunden war, als hätte
er immer noch das Bild des erschöpften Jungen vor Augen,
wie er zur Küche eilte, vor Schweiß triefend, mit klatschnassem Haar, das ihm am Kopf klebte. »Verderben? Was sollte
ihn verderben?«
»Saufen. Drogen. Glücksspiel. Frauen. Das Übliche.«
Kendrick warf Magnus einen Blick zu. »Oder die Intrigen, die
dein Vater für ihn bereithält.«
Magnus nickte. »Vater hat den Jungen Robert überlassen.
Talon ist nicht Teil unserer Pläne … noch nicht, aber Vater
hat Roberts Bericht über ihn gehört und hält ihn für eine günstige Gelegenheit.«
»Günstig für wen?«, fragte Kendrick. »Komm, ich muss
mich waschen gehen. Der Junge hat mich mehr ins Schwitzen
gebracht, als ich gedacht hätte.«
Magnus sagte: »Wenn Robert und Pasko ihn nicht gefunden hätten, wäre der Junge mit dem Rest seines Stammes gestorben. Robert ist der Ansicht, dass jede Minute von diesem
Augenblick an geliehene Zeit ist. Der Junge hat eine zweite
Chance erhalten.«
»Ja, aber wer wird diese Chance nutzen?«, fragte Kendrick.
»Das ist wohl die Frage.«
Magnus sagte: »Wir werden alle auf die eine oder andere
Weise benutzt. Glaubst du auch nur einen Augenblick, mein
Leben hätte anders verlaufen können, als es tatsächlich verlaufen ist?«
»Nein, dein Schicksal war schon dadurch bestimmt, wer
deine Eltern waren. Dein Bruder hatte mehr Möglichkeiten,
sich zu entscheiden.«
»Nicht sonderlich«, erwiderte Magnus. »Dennoch – Caleb
ist zwar nicht zur Magie begabt, aber er hätte mehr als ein
einfacher Soldat werden können.«
Kendrick sagte: »Dein Bruder ist mehr als ein einfacher
Soldat. Er wurde von den Elben zum Jäger ausgebildet, er
beherrscht mehr Sprachen, als ich aufzählen kann, und er ist
ein hervorragender Beobachter. Ich wünschte, ich hätte ihn
damals an meiner Seite gehabt, als wir diese Rebellion in
Bradys Enge niedergeschlagen haben; es war

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