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Feist Raymond - Die Erben von Midkemia 1

Feist Raymond - Die Erben von Midkemia 1

Titel: Feist Raymond - Die Erben von Midkemia 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Silberfalke
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kein Vergnügen,
die Gefangenen in der Verräterbucht zu verhören, das kann
ich dir sagen. Caleb weiß, wenn man ihn belügt. Er sieht es
den Leuten einfach an.« Kendrick schüttelte den Kopf. »Nein,
kein Mitglied deiner Familie hat irgendwelche Mängel. Und
ich glaube, mit dem Jungen ist es ganz ähnlich. Ich glaube, er
könnte vieles sein.« Er versetzte Magnus einen leichten
Schlag auf die Schulter. »Verdirb ihn bloß nicht, indem du
versuchst, zu viel aus ihm zu machen, mein Freund.«
Magnus schwieg. Er blieb stehen, um Kendrick vorausgehen zu lassen, dann drehte er sich um und blickte zum Himmel empor, als versuchte er, dort etwas zu lesen. Er lauschte
den Geräuschen des Waldes, dann tastete er mit den Sinnen.
Alles war, wie es sein sollte. Er drehte sich um und schaute
zurück. Was hatte ihn da für einen Augenblick so beunruhigt?
Vielleicht war es Kendricks Warnung wegen des Jungen.
Dennoch, eine Klinge könnte nicht geschmiedet werden,
wenn man das Metall nicht erhitzte, und wenn eine Unreinheit
im Stahl existierte, dann fand man sie zu diesem Zeitpunkt –
bei der Feuerprobe. Und für den Krieg, der ihnen bevorstand,
wenn der Plan seines Vaters keinen Erfolg hatte, wurde jede
Klinge benötigt.
    Talon stemmte den letzten Mehlsack auf den Stapel, den er
gebaut hatte. Eine Wagenladung Lebensmittel war aus Latagore eingetroffen, und er hatte den ganzen Nachmittag damit
zugebracht, alles abzuladen und in den Keller unter der Küche
zu schaffen. Nun gab es hier nicht nur genug Mehl für den
Winter, sondern auch noch Körbe mit Gemüse und Obst aus
anderen Ländern, die mit Hilfe geheimnisvoller Künste konserviert wurden, die Talon nicht begriff, obwohl er in der Küche genug gehört hatte, um zu wissen, dass solch magischer
Schutz unglaublich teuer war und eigentlich nur die Adligen
und Reichen sich so etwas leisten konnten.
    Leo und Martha hatten persönlich diverse kleine Schachteln vom Wagen in die Küche gebracht, in denen sich Gewürze und Kräuter befanden, die für den Koch wertvoller waren
als ihr Gewicht in Gold. All ihre Vorräte für den Winter, zusammen mit dem, was sie im Garten anbauten und im Herbst
ernteten, und dem, was Talon und Caleb von der Jagd nach
Hause brachten, würden ihnen einen Winter mit gutem Essen
garantieren – erheblich besser als alles, was der Junge gewöhnt war.
    »Talon!«, erklang Lelas Stimme von oben. Er eilte die
breite Holztreppe hinauf und sah sie neben dem Wagen stehen
und hingerissen zum Himmel aufblicken. »Sieh nur!«
    Es schneite – kleine Flocken, die von einem sanften, aber
hartnäckigen Wind umhergeweht wurden und überwiegend
schmolzen, als sie den Boden erreichten. »Das ist doch nur
Schnee«, sagte Talon.
    Lela zog einen Flunsch – immer, wenn sie das tat, bekam
Talon ein hohles Gefühl im Bauch. »Es ist wunderschön«,
sagte sie. »Findest du es nicht schön?«
    Talon beobachtete die Schneeflocken eine Augenblick,
dann sagte er: »Ich habe noch nie auf diese Weise darüber
nachgedacht. In meinem Dorf bedeutet Schnee Monate im
Haus oder Jagen in brusthohen Schneeverwehungen.« Aus
irgendeinem Grund bewirkte schon das Wort ›Brust‹, dass
sein Blick zu Lelas üppigem Busen wanderte, obwohl er
gleich wieder wegschaute. »Nach der Jagd haben mir immer
die Zehen wehgetan.«
    »Oh«, sagte sie mit gespielter Entrüstung, »du hast einfach
keinen Sinn für Schönheit! Ich komme aus einem Land, in
dem es nie schneit. Es ist wunderschön!«
    Talon lächelte. »Wenn du meinst.« Er spähte in den Wagen
und sah, dass er leer war. »Ich muss dem Kutscher sagen, dass
ich fertig bin.« Er schloss die großen Holztüren zum Keller
und ging dann zur Küchentür. Drinnen wurde ihm erst bewusst, wie kalt es draußen geworden war, denn die Küche
kam ihm heiß und stickig vor.
    Der Kutscher und sein Lehrling saßen an einem kleinen
Tisch in der Küchenecke und aßen, was Martha ihnen vorgesetzt hatte. Sie blickten auf, als Talon näher kam. »Der Wagen
ist abgeladen«, sagte er.
    Der Kutscher, ein hagerer Mann, dessen Nase wie ein
Raubvogelschnabel aussah, grinste und zeigte, dass ihm zwei
Schneidezähne fehlten. »Sei ein guter Junge und schirre die
Pferde aus. Wir sind noch nicht fertig, und es wäre nicht gut,
sie draußen in der Kälte zu lassen. Wir bleiben über Nacht
und fahren morgen früh wieder zurück nach Norden.«
    Talon nickte und wandte sich wieder der Tür zu. Lars wollte ihn zurückhalten. »Das

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