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Feist Raymond - Die Erben von Midkemia 1

Feist Raymond - Die Erben von Midkemia 1

Titel: Feist Raymond - Die Erben von Midkemia 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Silberfalke
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Röhre und schließlich in die Sickergrube mündete, die Kendrick vor der Außenmauer des Hofs gegraben
hatte. Talon hob einen Eimer hoch und goss das kalte Wasser
darin langsam aus, während Lela die frisch ausgegrabenen
Möhren und Rüben wusch. Es war die erste Frühlingsernte,
und der Gedanke an frisches Gemüse ließ Talon das Wasser
im Mund zusammenlaufen.
»Wieso die Soße?«, fragte Lela. »Wir haben heute Abend
keine Gäste.«
»Genau deshalb«, antwortete Talon. »Leo meint, da niemand hier ist, der sich über die Soße beschweren kann, darf
ich mich daran versuchen.«
»Du machst offenbar Fortschritte«, stellte Lela fest. »Zumindest hat Leo diesmal das Ergebnis nicht quer durch die
Küche geworfen.«
»Stimmt«, sagte Talon. »Ihr seid manchmal wirklich seltsam.«
» Wir sind seltsam?« Sie schnippte Wasser nach ihm, als er
den Eimer absetzte. »Nach allem, was du über dein Volk erzählt hast, seid ihr die seltsamen Leute.«
Talons Züge verfinsterten sich. »Das ist wohl kaum noch
relevant. Ich bin der Einzige, der noch übrig ist.«
Sie versuchte, sich das Lächeln zu verkneifen. »Oh, jetzt
habe ich dich gekränkt.« Sie drückte ihm einen Kuss auf die
Wange. »Ich werde es wieder gutmachen.«
Sofort wurde seine Stimmung besser. »Und wie?«
Sie war schon wieder auf dem Weg nach draußen. »Wenn
du das Becken für mich sauber machst und mich heute Abend
in meinem Zimmer besuchst, werde ich es dir zeigen.«
Lars kam mit einem großen Rinderviertel herein. »Das hier
ist das letzte Rindfleisch aus den Wintervorräten«, verkündete
er. »Der Kühlraum ist leer.« Der Kühlraum befand sich unter
der Erde. Der Boden war dort steif gefroren, wie alles andere
im Winter, und alle Vorräte, die man hineintat, gefroren ebenso schnell. Aber der Kühlraum hielt die Kälte auch noch weit
in den Frühling hinein, und die Lebensmittel darin blieben
gefroren, bis der Frühling vorbei und es längst Sommer war,
und auch dann blieb es dort bis zum nächsten Schnee noch
kalt.
Leo sagte: »Wir müssen Vorräte aus Latagore holen. Und
wir brauchen auch Vieh.«
Talon sagte zu Leo: »Darf ich mitkommen?«
Leo kratzte sich am Kann. »Das weiß ich nicht, Junge. Ich
nehme an, das wird Robert entscheiden. Ich würde mich über
die Gesellschaft freuen, aber normalerweise bin ich mit
Kendrick oder einem der Jungs unterwegs.«
Lars hängte das Rinderviertel an den Haken, holte ein großes Messer heraus und fing an, das Fleisch zu zerschneiden.
»Warum willst denn unbedingt mitgehen, Talon?«
»Ich war noch nie in einer Stadt«, antwortete Talon. »Ich
würde gerne einmal eine sehen.«
»Na dann«, sagte Leo. »Ich werde Robert fragen, was er
davon hält.«
Während Talon die Gemüseabfälle aus dem Becken fischte
und sie schrubbte, dachte er darüber nach, was ihn mehr in
gespannte Erwartung versetzte, der Gedanke an seinen Besuch bei Lela nach dem Abendessen oder dass er vielleicht
bald eine Stadt sehen würde.
    Nachdem sie den Hügel überquert hatten, erschien der See
wie durch Zauberkraft vor ihnen. Sie waren aus den höheren
Gefilden des ausgedehnten Waldes von Latagore, der als der
Große Wald bekannt war, in eine weite Hügellandschaft und
durch ein halbes Dutzend kleiner Täler gekommen, bis sie
eine tiefe Schlucht erreicht hatten, die ein kleiner, aber rasch
dahinfließender Fluss in den Stein geschnitten hatte. Die
Landschaft links von ihnen war von einer Steilwand aus Felsen verdeckt, an die sich ein paar störrische Büsche klammerten. Rechts ging es steil bis zum Fluss weiter, und in der Ferne war eine Spur von Blau zu sehen, und Talon nahm an, dass
es sich dabei um den großen See von Latagore handelte.
    Er war fasziniert von allem, was er sah, und gab sich vollkommen damit zufrieden, schweigend weiterzufahren – was
eine gute Idee war, wenn man bedachte, dass Kendrick aus
Gründen, die Talon unbekannt waren, ausgerechnet Caleb
dazu verdonnert hatte, zum Markt zu fahren.
    Talon hatte lange genug im Gasthaus gewohnt, um ein paar
Dinge über die seltsamen Beziehungen zwischen jenen, die
dort arbeiteten, und den anderen Bewohnern herauszufinden.
Das Gasthaus gehörte Kendrick, und er betrieb es, daran bestand kein Zweifel. Robert verfügte über eine gewisse Autorität im Hinblick auf Kendrick, aber Talon war nicht sicher,
worauf diese sich gründete. Manchmal verließen Robert und
Pasko das Gasthaus wochenlang – einmal sogar für zwei Monate – , dann kehrten sie

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