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Feist Raymond - Die Erben von Midkemia 1

Feist Raymond - Die Erben von Midkemia 1

Titel: Feist Raymond - Die Erben von Midkemia 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Silberfalke
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mehr viel überraschen.«
»Oh, warte nur ein bisschen, junger Freund. Auf dich warten noch viele Überraschungen. Aber im Augenblick solltest
du einfach den warmen Nachmittag genießen und dich hier
eine Weile umsehen. Du musst wieder zu Kräften kommen.«
Während sie langsam weitergingen, entdeckte Talon immer
wieder Leute, die unterwegs waren, und die meisten von ihnen sahen ziemlich normal aus, aber auf den einen oder anderen traf das überhaupt nicht zu. Talon geriet schnell außer
Atem, also hob er sieh die meisten Fragen für später auf, aber
es gelang ihm, lange genug stehen zu bleiben, um zu fragen:
»Magnus, wer hat versucht, dich umzubringen?«
»Das, mein junger Freund«, erwiderte der Magier, »ist eine
sehr lange Geschichte.«
Talon lächelte – es tat zu weh zu lachen. »Es sieht nicht so
aus, als könnte ich bald von hier weggehen.«
Hinter ihm erklang eine Stimme: »Er hat Sinn für Humor.
Das ist gut so.«
Talon drehte sich um und sah einen kleinen, beinahe gebrechlich wirkenden Mann hinter ihnen stehen. Der Mann war
kahl und trug ein schlichtes langes Hemd, das sich über der
linken Schulter schloss und die rechte frei ließ. An den Füßen
hatte er Sandalen mit Riemen, und in der linken Hand hielt er
einen Stab. Über seiner Schulter hing eine Tasche. Der Mann
sah gleichzeitig uralt und kindlich aus, und er betrachtete Talon forschend aus dunklen, ein wenig mandelförmigen Augen.
Magnus sagte: »Talon, das hier ist Nakor.« Mit einer leichten Veränderung des Tonfalls, den Talon nicht so recht
verstand, fügte Magnus hinzu: »Er war einer von meinen …
Lehrern.«
Nakor nickte und erwiderte: »Manchmal. Zu anderen Zeiten kam ich mir eher wie ein Gefängniswärter vor. Magnus
war in jungen Jahren ein ziemlicher Unruhestifter.«
Talon warf einen Blick zu Magnus, der missbilligend das
Gesicht verzog, aber nicht wirklich widersprach. Er schien
etwas sagen zu wollen, aber dann war es Nakor, der weitersprach.
»Und was deine Frage angeht, junger Mann, so ist das eine
ziemlich wilde Geschichte, und eine, die du hören musst, aber
noch nicht jetzt.«
Talon sah von einem zum andern, bemerkte eine lautlose
Verständigung zwischen den beiden Männern und begriff
irgendwie, dass Nakor Magnus mitteilte, nicht mehr über den
Angriff zu sprechen.
Nakor sagte: »Magnus, ich glaube, dein Vater wollte mit
dir sprechen.«
Magnus zog die Brauen hoch und erwiderte: »Zweifellos.«
An Talon gewandt sagte er: »Ich überlasse dich also Nakors
Obhut, und ich kann dir nur raten, dich nicht zu sehr zu ermüden. Du warst schwer verwundet und brauchst Ruhe und Essen mehr als alles andere.«
Nakor sagte. »Ich bringe ihn zurück zu seinem Zimmer.«
Talon verabschiedete sich von Magnus, und als er sein
Zimmer erreicht hatte, zitterten seine Knie so sehr, dass Nakor
ihn stützen musste.
Etwas an diesem scheinbar so zerbrechlichen alten Mann
faszinierte Talon. Er war sicher, dass Nakor über große Macht
verfügte. Aber Magnus’ ehemaliger Lehrer hatte auf dem
Rückweg zum Haus kein Wort gesagt.
»Nakor?«
»Ja, Talon?«
»Wann werde ich es erfahren?«
Nakor sah dem jungen Mann ins Gesicht und bemerkte,
wie sehr er sich anstrengen musste, die Augen offen zu halten.
Als die Müdigkeit ihn schließlich überwältigte und er die Augen schloss, antwortete Nakor: »Bald, Talon. Bald.«
    Eine Woche verging, und Talons Kraft kehrte langsam zurück. Er sah interessiert zu, als die Verbände schließlich abgenommen wurden, und entdeckte Narben, die jedem älteren
Mitglied seines Clans gut angestanden hätten. Er war noch
nicht einmal zwanzig und sah aus, als wäre er ein Veteran
vieler Kämpfe, ein beinahe doppelt so alter Mann. Einen Augenblick spürte er tiefe Traurigkeit, denn ihm wurde klar, dass
es niemanden von seinem Volk mehr gab, dem er diese Zeichen eines Kriegers voller Stolz vorführen konnte. Und selbst
wenn ein solcher Überlebender existiert hätte, hätte Talon keine Tätowierungen gehabt, die ihn als Orosini kennzeichneten.
    Miranda entfernte den letzten Verband und bemerkte, dass
Talon unwillkürlich die Hand an die Wange gehoben hatte.
»Woran denkst du?«
»An mein Volk«, sagte Talon.
    Miranda nickte. »Es gibt hier viele, die Schlimmes hinter
sich haben, Talon. Die Geschichten, die du auf dieser Insel
hören wirst, werden dir zeigen, dass du nicht allein bist.« Sie
setzte sich auf seine Bettkante und griff nach seiner Hand.
»Einige hier sind Flüchtlinge, die vor Mord und

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