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Feist Raymond - Die Erben von Midkemia 1

Feist Raymond - Die Erben von Midkemia 1

Titel: Feist Raymond - Die Erben von Midkemia 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Silberfalke
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sagte sie tonlos.
»Warum denn?«, fragte er. »Ist irgendwas nicht in Ordnung?«
»Nein, ich tue nur, was man mir gesagt hat.«
»Wer hat dir was gesagt?«
»Meister Maceus sagte, ich solle den Sommer über bleiben, bis du ein Dutzend Porträts von mir gemalt hast, dann
sollte ich zu anderen Pflichten in die Siedlung zurückkehren.«
»Und was ist mit mir?«, fragte Talon.
»Das hat er mir nicht mitgeteilt. Ich werde ihm sagen, dass
du die Bilder fertig hast, und ich bin sicher, er wird herkommen und sich die letzten beiden ansehen, und dann wirst du
erfahren, was als Nächstes geschehen soll.«
Talon stellte sich neben die Tür. »Warte doch, bis der Regen vorbei ist.«
»Das geht nicht«, erwiderte sie und setzte dazu an, an ihm
vorbeizugehen.
»Warte!« Er packte sie am Arm. »Einen Augenblick.«
Sie blickte zu ihm auf, und in ihren Augen lag nicht einmal
mehr eine Spur von Wärme. »Was ist?«
»Was ist mit uns?«
»Was soll mit uns sein?«, fragte sie.
»Ich liebe dich.«
In einem Tonfall, den man nur als gereizt bezeichnen
konnte, erwiderte Alysandra: »Talon, du bist ein netter Junge,
und ich hatte in diesem Sommer viel Spaß, aber mit Liebe hat
das, was hier passiert ist, nichts zu tun. Ich mag Männer und
genieße die Spiele zwischen Männern und Frauen. Ich glaube,
ich habe einiges zu deiner Erziehung in dieser Hinsicht beigetragen, aber wenn du glaubst, ich hätte das getan, weil ich
dich liebe, irrst du dich sehr.«
Talons Wangen begannen zu glühen, und seine Augen
fühlten sich an, als würden ihm gleich die Tränen kommen,
aber keine Feuchtigkeit sammelte sich darin. Es war, als hätte
ihm jemand einen Keulenschlag in den Bauch versetzt. Er
bekam kaum Luft. Seine Gedanken überschlugen sich, und er
versuchte verzweifelt zu begreifen, was geschehen war, aber
er fand einfach nicht die richtigen Worte. »Warte«, sagte er
schließlich leise.
»Worauf?«, fragte sie, öffnete die Tür und ging hinaus in
den Regen. »Darauf, dass du erwachsen wirst? Das glaube ich
nicht, mein Junge. Du hast das Durchhaltevermögen eines
Hengstes, und du hast gelernt, mir Vergnügen zu bereiten,
aber falls ich einmal heirate, dann wird das ein wichtiger
Mann sein, ein mächtiger Mann, der mich mit Wohlstand
überhäufen und mich und meine Kinder beschützen wird. Und
Liebe wird dabei bestenfalls eine sehr geringe Rolle spielen.«
Mit diesen Worten drehte sie sich um und ging den Weg
am See entlang, während Talon den Türrahmen so fest packte,
dass er schließlich das Holz knacken hörte. Er starrte seine
Handfläche an und sah, dass sie voller Splitter war, und dann
spähte er hinaus in das heftiger werdende Unwetter.
Seit er in Roberts Wagen aufgewacht war, hatte er sich
nicht mehr dermaßen jeglicher Freude beraubt gefühlt. Zum
zweiten Mal in seinem Leben hatte er das Gefühl, dass ihm
alles Gute genommen worden war.

Dreizehn
Genesung
Talon stöhnte.
    Er hatte zwei Tage lang im Bett gelegen und war nur
aufgestanden, um sich zu erleichtern und Wasser zu trinken. Er fühlte sich schwach und unkonzentriert, als hätte er
Fieber. Seine Gedanken schweiften umher, und er hörte
immer wieder im Geist, was Alysandra ihm zum Abschied
gesagt hatte.
Jemand packte und schüttelte ihn.
    »Was ist?«, sagte er, zwang sich aus seinem betäubten Zustand und stellte fest, dass sich Magnus über ihn beugte.
»Es ist Zeit, dass du aufhörst, dich im Selbstmitleid zu suhlen.«
Talon setzte sich auf, und ihm wurde schwindlig.
»Wann hast du das letzte Mal etwas gegessen?«, fragte
Magnus.
»Ich glaube gestern.«
»Eher vor drei Tagen«, sagte der Magier. Er suchte in der
Küche herum und kam mit einem Apfel zurück. »Hier, iss.«
Talon biss hinein und spürte, wie der Saft über sein Kinn
lief. Er wischte sich den Mund mit dem Handrücken ab und
schluckte. Sein Magen schien sich zusammenzuziehen, als er
nach dieser kurzen Fastenzeit wieder mit Essen bekannt gemacht wurde.
Magnus setzte sich neben ihn aufs Bett. »Geht es dir
schlecht?«
Talon nickte, unfähig, Worte zu finden.
»Hat sie dir das Herz gebrochen?«
Talon schwieg, aber Tränen traten ihm in die Augen. Wieder nickte er.
»Gut so«, sagte Magnus und schlug ihm mit dem Stab aufs
Knie.
»Au!«, rief Talon und rieb sich das Knie.
Magnus stand auf und schlug Talon fest genug gegen den
Kopf, dass seine Ohren klirrten und seine Augen noch feuchter wurden. Magnus trat ein paar Schritte zurück und schrie:
»Verteidige dich!«
Diesmal setzte er zu einem erheblich

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