Feist, Raymond - Die Erben von Midkemia 3
zurückzukehren. Euer Herr wird Euch benachrichtigen, wenn es Zeit ist, zu ihm zurückzukehren.« Als er aufstand, fügte sie hinzu: »Sowohl mein Mann als auch Kaspar weisen Euch an, die Stadt nicht zu verlassen.«
Amafi zuckte die Achseln. »Ich versuche schon seit einem Jahr, hier wegzukommen. Ich nehme an, es ist mein Schicksal zu bleiben.« Er verbeugte sich vor der jungen Frau und ging.
Sie starrte lange Zeit die Tür zum Nebenraum an.
Sie dachte daran zurückzukehren, aber dann überlegte sie es sich anders, denn sie erkannte, dass der Mann, der ihre Welt zerstört und der Mann, der sie und ihren Sohn aus der Sklaverei gerettet hatte, noch lange dort bleiben würden. Schließlich drehte sie sich um und ging nach oben und zu Bett.
Kaspar und Tal saßen schweigend am Tisch im Hinterzimmer, als Lucien, Magary und Teal am nächsten Morgen in die Küche kamen. Tal hatte Kaffee gekocht, und die Männer hatten mehrere Kannen getrunken.
Als die anderen hereinkamen, erklärte Tal: »Ich muss euch allen etwas sagen.« Er winkte seine Frau zu sich und legte den Arm um sie. »Teal versteht besser als jeder andere hier, dass dieser Mann der Urheber unvorstellbaren Schreckens ist.«
Kaspar saß ruhig da; seine Miene war ausdruckslos.
»Ich habe ihm einst seine Verbrechen vergeben.«
Tal sah seine Frau an. »Aber ich werde dich nicht bitten, das Gleiche zu tun, Teal. Während ich eine Erziehung erhielt und man mir gestattete, das Leben eines jungen Adligen zu führen, hast du die schlimmsten Demütigungen ertragen müssen. Ich bitte dich nur um deine Nachsicht und um Verständnis: Ich muss diesen Mann noch eine Weile am Leben lassen.«
Nun lächelte Kaspar. »Ich hoffe, eine lange Weile.«
»Das ist nicht meine Entscheidung. Ich bin im Begriff, einem Flüchtigen zu helfen, und so wenig mir das gefällt, ich habe keine andere Wahl. Wenn die Stadtwache Euch entdeckt und Rodoski davon erfährt, werde ich all meinen Einfluss auf den Herzog nutzen, um zu verhindern, dass Ihr am Galgen endet.« Er hielt inne und fügte dann hinzu: »Nur wenige dürften von den Dingen erfahren, über die wir gesprochen haben. Ich bin gezwungen, selbst vor der Frau, die ich liebe, Geheimnisse zu haben.« Er blickte seine Frau an. »Einer Frau, die diese Beleidigung mit einer Würde erträgt, die ich niemals aufbringen könnte.«
Teal lächelte schwach, und Kaspar war erschüttert von ihrer Schönheit. Ihr Götter, was für ein Mann ich war, dachte er, ein Leben wie das ihre zu zerstö-
ren, nur um meinen wahnwitzigen politischen Ehrgeiz zu befriedigen!
Kaspar stand auf und verbeugte sich vor Tals junger Frau. »Lady«, begann er, »Worte werden niemals die Wunden heilen, die ich Euch geschlagen habe.
Ich erwarte nicht, dass Ihr mir vergebt, ich möchte Euch nur sagen, dass ich zutiefst bedauere, was ich Euch und Eurem Volk angetan habe, und dass ich mich dieser Taten unendlich schäme.«
Leise sagte Teal Eye: »Ich bin am Leben. Ich habe einen gesunden Sohn und einen Mann, der mich liebt. Mein Leben war gut in diesem letzten Jahr.«
Kaspar spürte, wie ihm angesichts der ruhigen Majestät dieser Frau Tränen in die Augen traten. »Ihr erinnert mich an eine andere Frau, die ich kenne und der ich viel verdanke. Ich werde in der Zukunft tun, was ich kann, damit sie und andere wie sie nicht leiden müssen.«
Teal nickte kaum merklich.
Tal sagte: »Kaspar und ich werden in den nächsten Tagen viel zu tun haben, aber bis dahin müssen wir das Frühstück machen und Vorbereitungen für das Mittagessen treffen. Lucien, was servieren wir heute?«
Lucien grinste und begann, über die Zutaten zu sprechen, die sie auf dem Markt kaufen mussten, und welche Gerichte an diesem Tag vielleicht Kunden anziehen würden. Kaspar wartete, bis die Küche wieder in ihren üblichen Rhythmus verfallen war, dann zog er Tal beiseite. »Ich nehme an, Ihr habt eine Möglichkeit, diese Leute zu erreichen?«
Er brauchte Tal nicht zu sagen, von wem er sprach. »Wie ich Euch bereits gesagt habe, ich stehe nicht mehr in ihrem Dienst. Ich habe die Möglichkeit, sie wissen zu lassen, dass ich mit jemandem sprechen muss, aber wie lange das dauern wird…«Er zuckte die Achseln.
Kaspar schwieg einen Augenblick, dann fragte er:
»Könntet Ihr Talia vielleicht darüber in Kenntnis setzen, dass ich noch lebe?«
Tal nickte. »Ja, obwohl ich mich von den Hallen der Macht eher fern halte.« Er machte eine Geste, die das ganze Haus umfasste. »Ich finde diese Art von
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