Feist, Raymond - Die Erben von Midkemia 3
auf ihm herumtrampeln, und er stirbt trotzdem nicht.«
Pug lachte. »Ich habe ihm bei diversen Gelegenheiten direkt und indirekt gegenübergestanden, und das ist die beste Beschreibung, die ich je gehört habe.
Aber ich habe trotzdem gewisse Zweifel. Wer hat Euch gesagt, dass er noch lebt?«
»Ich glaube, sie heißt Arch-Indar.«
Pug lehnte sich zurück, seine Züge eine Maske des Staunens. »Sie ist eine Göttin.«
»Und zudem eine tote«, fügte Magnus hinzu.
»Nun, man hat mir erklärt, sie sei tatsächlich nur die Erinnerung an eine Göttin.«
»Wer hat das gesagt?«
»Ein Hüter, der in den Bergen unterhalb der Säulen des Himmels lebt, unter dem Pavillon der Götter.
Er sagte mir das, bevor er mich zum Pavillon geschickt hat, damit ich mit Kalkin sprechen kann.«
»Ihr habt mit Kalkin gesprochen?«, fragte Pug verblüfft.
»Mit Banath, ja«, sagte Kaspar. »Arch-Indar hat mich zu den Hütern geschickt, die mich ihrerseits an Kalkin verwiesen. Er war derjenige, der mich aufforderte, mit Euch zu sprechen.«
Pug schüttelte den Kopf, dann sagte er zu Magnus:
»Sag deiner Mutter Bescheid, und schicke nach Nakor. Ich glaube, sie werden diese Geschichte ebenfalls hören wollen.«
Nachdem sein Sohn gegangen war, sagte Pug:
»Wir werden versuchen, zivilisiert und freundlich zu bleiben, aber ich möchte, dass Ihr eins bedenkt.«
»Und das wäre?«
»Wenn Eure Geschichte nicht so wichtig ist, wie mein Sohn glaubt, werdet Ihr die Konsequenzen zu spüren bekommen.«
Kaspar schwieg.
Pug fuhr fort: »Ich möchte gerne glauben, dass Ihr nicht mehr Leso Varens Spielfigur seid, aber dieser Wunsch hat wenig mit der Sicherheit meiner Leute zu tun. Wenn Ihr mich mit Eurer Geschichte nicht überzeugen könnt, seid Ihr erledigt, und Ihr werdet diese Insel nicht lebend verlassen. Habt Ihr das verstanden?«
»Verstanden.« Kaspar schwieg eine Minute, dann sagte er: »Wenn es nicht zu viel Mühe macht, ich war einen Augenblick zuvor, vor unserer, äh, Reise hierher, auf dem Weg zum Essen.«
Pug lächelte. »Ich denke, wir können Euch etwas zu essen beschaffen.«
Kaspar lehnte sich zurück. Er freute sich auf die Mahlzeit, aber er bedauerte, dass sie, falls es wirklich seine letzte sein sollte, nicht aus dem Haus am Fluss stammte.
Neunzehn
Konsultation
Kaspar wartete.
Er hatte seine Geschichte Pug und den anderen erzählt, und wie schon die Hüter hatten sie ihm viele Fragen gestellt. Nun saßen sie still da, und die Mitglieder des Konklaves dachten offenbar über das nach, was er gesagt hatte.
Die Frau hieß Miranda, aber obwohl sie Pugs Frau und Magnus’ Mutter war, sah sie nicht älter aus als ihr Sohn. Sie hatte dunkles Haar und einen durchdringenden Blick, und ihre Haltung zeigte, dass sie hier eine Gleiche unter Gleichen war. An den kleinen Mann namens Nakor erinnerte sich Kaspar von der kurzen Begegnung mit den Magiern nach dem Fall der Zitadelle. Nakor trug ein gelbes Gewand, das so aussah, als hätte er es an den Knien einfach abgeschnitten, und hatte einen Wanderstab dabei. An seiner Schulter hing eine Reisetasche. Er hatte gegrinst, als er hereingekommen war, aber im Lauf von Kaspars Geschichte war sein Grinsen verschwunden, und nun sah er melancholisch und nachdenklich aus. Magnus hatte seine ernste Miene ohnehin beibehalten.
»Also gut«, sagte Pug nach einer Minute. »Was haltet ihr davon?«
Miranda verschränkte die Arme. »Ich denke, wir müssen uns diesen Talnoy sofort ansehen.«
Magnus sagte: »Ich bin besorgt über die Nachricht, dass Leso Varen immer noch lebt. Wir müssen nach wie vor herausfinden, wo sich dieser widerwärtige Spalt befindet, an dem er in Opardum gearbeitet hat.«
Nakor schüttelte den Kopf. »Und ich mache mir Sorgen, weil Varen, wenn er noch lebt, vielleicht ebenfalls auf der Suche nach dem Talnoy sein könnte. Die beiden Männer, die Kaspar heute in Opardum gefolgt sind, waren vielleicht Agenten des Königs von Roldem oder des Herzogs von Olasko, aber sie könnten auch Varens Leute gewesen sein.«
Kaspar sagte: »Verzeiht mir, aber es ist seltsam für mich, wenn jemand vom >Herzog von Olasko< spricht und einen anderen meint. Aber hat Varen denn Agenten?«
»Seine Organisation ist für uns so undurchdringlich wie unsere für ihn«, antwortete Pug. »Wir haben viele Verbündete und sind ein Rat von Gleichen, während Varen niemanden als ihm gleichgestellt anerkennt, sondern absolut über seine Schergen herrscht.«
»Aber du könntest dich irren«, sagte
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