Feist, Raymond - Die Erben von Midkemia 3
sehen«, sagte Tal. »Zwei Männer dort im Schatten, einer gegenüber dem Gasthaus in einem Hauseingang, der andere direkt an der Ecke der Gasse auf dieser Seite des Gebäudes.«
»Ich habe nichts bemerkt«, erwiderte Magnus.
Kaspar trat wieder in den Schatten und bedeutete den anderen, ihm zu folgen. »Wenn das die gleichen Leute sind, die Amafi und mir zuvor gefolgt sind…«
Er warf einen Blick zum dunklen Himmel. »Es ist doch noch der gleiche Abend, oder?«
Magnus nickte.
»Wenn es die gleichen beiden sind, dann hatte Amafi Recht, und wir wurden verfolgt.« Er blickte sich um. »Wenn ich schnell ein Stück zurückgehe und mich vom anderen Ende in diese Gasse schleiche, sollte ich mir einen von ihnen recht gut ansehen können, ohne dass er es bemerkt.«
Tal sagte: »Ich könnte das wahrscheinlich eher, ohne bemerkt zu werden, Kaspar.«
»Ja«, erwiderte der ehemalige Herzog, »aber Ihr wisst nicht, wie sie aussehen.«
»Schlapphüte, lange Umhänge?«
„Ja.«
»Habt Ihr ihre Gesichter gesehen?«
»Nein.«
»Dann wisst Ihr auch nicht, wie sie aussehen.
Wartet hier.«
Kaspar und Magnus warteten. »Sie müssen Amafi hierher gefolgt sein, und nun wollen sie wissen, wann ich auftauche.«
»Vielleicht sind andere bereits drinnen und haben Euren Diener überwältigt?«
Kaspar lachte leise. »Das glaube ich kaum. Der Talnoy hätte das verhindert, nachdem ich ihm entsprechende Anweisungen gegeben habe; jeder außer Amafi und mir, der den Raum betrat, sollte unschädlich gemacht werden.«
Etwa fünf Minuten nachdem Tal gegangen war, wurde es in der Gasse plötzlich unruhig, und Kaspar und Magnus sahen, dass der Mann gegenüber dem Gasthaus sein Schwert zog und auf die Gasse zurannte.
Kaspar zog seine eigene Klinge. »Also gut, es geht los!« Er rannte die Straße entlang und bog gerade rechtzeitig in die Gasse ein, um Tal neben einem am Boden liegenden Mann stehen zu sehen, während er den Angriff des anderen abwehrte. Kaspar presste dem zweiten Mann die Schwertspitze in den Rücken und rief: »Das reicht!«
Der Mann erstarrte und ließ das Schwert fallen.
Tal trat vor und riss dem Angreifer den Hut ab, dann drehte Kaspar ihn um.
Der Mann war ihm vollkommen fremd. Kaspar schaute Tal an und sagte: »Wie war das noch – Ihr könnt Euch besser unbemerkt anschleichen als ich?«
Tal zuckte die Achseln. »Ich bin ein bisschen aus der Übung.«
Magnus ging zu dem Mann und fragte: »Wer hat Euch geschickt?«
Der Mann sah seinen am Boden liegenden Kameraden an und dann Magnus und Tal. Magnus sagte:
»Versuch nicht, uns etwas vorzumachen, Mann. Wir haben Mittel, dich zu zwingen, die Wahrheit zu sagen.«
Der Mann mit dem dunklen Umhang sprang vor, als wollte er Magnus angreifen, und Kaspar schlug ihm mit dem Schwertgriff ins Gesicht. Der Mann fiel nach vorn auf die Pflastersteine. Dann versuchte er, sich aufzurichten. Zu spät schrie Magnus: »Haltet ihn fest!«
Bis Tal und Kaspar ihn gepackt hatten, hatten die Krämpfe bereits begonnen. »Er hat Gift genommen«, erklärte Magnus.
Tal untersuchte den ersten Mann, gegen den er gekämpft hatte. »Der hier ist ebenfalls tot.«
Magnus kniete sich neben den Mann, steckte die Hand in das Hemd des Toten und zog ein Medaillon heraus. Er fluchte. »Nicht schon wieder!«
»Was ist denn?«, fragte Tal.
Magnus hielt das Medaillon ins Licht. Es war ein minderwertiges Metall, vielleicht Zinn. Ein Flachrelief zeigte einen Falken. »Was bedeutet das?«, fragte Kaspar.
»Die Nachtgreifer«, antwortete Magnus.
»Wer?«, fragte Kaspar.
Tal zuckte die Achseln.
»Die Gilde des Todes. Es ist um die vierzig Jahre her, seit wir ihnen zum letzten Mal begegnet sind.
Mein Vater kann Euch mehr über sie erzählen, aber im Augenblick sollten wir uns lieber beeilen.« Er bedeutete Kaspar, das Gasthaus als Erster zu betreten.
Sie gingen hinein und fanden den Schankraum leer, was zu dieser Nachtzeit nicht ungewöhnlich war. Kaspar ging zu seiner Tür und klopfte zweimal.
Amafi öffnete und sagte: »Euer Wohlgeboren! Ihr lebt!« Dann blickte er an Kaspar vorbei. »Und Ihr habt Gäste mitgebracht.«
Kaspar bedeutete den beiden anderen, draußen zu warten, betrat das Zimmer und näherte sich dem Talnoy Er steckte sich den Ring an den Finger und sagte: »Greife niemanden an.« Dann nahm er den Ring wieder ab und winkte Magnus und Tal herein. »Hat man dich verfolgt?«, fragte er Amafi.
»Ja, die beiden gleichen Männer, die uns schon zuvor gefolgt sind. Ich habe einen Jungen
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