Feist, Raymond - Die Erben von Midkemia 3
Nakor.
»Ich ringe immer noch mit dem, was Kaspar auf dieser anderen Welt gesehen hat«, sagte Magnus.
»Wie viel davon ist zutreffend?«
»Es ist, was ich gesehen habe«, erwiderte Kaspar.
»Es ist, was Kalkin Euch gezeigt hat«, verbesserte Nakor. Mit einem Grinsen fügte er hinzu: »Und Banath wird nicht umsonst der Gott der Tricks genannt.
Wer weiß, was er vorhat?«
»Sicherlich will er nicht, dass Midkemia zerstört wird.«
»Nein«, sagte Miranda. »Aber es ist vielleicht noch mehr an dieser Sache als nur eine Gefahr für die Menschen und die anderen intelligenten Wesen hier. Nakor hat Recht. Banath hat Euch vielleicht nur einen Teil der Wahrheit gezeigt. Und Eure Beschreibung dieser…«
»Dasati«, warf Kaspar ein.
»Dasati«, fuhr Miranda fort, »macht mich stutzig.
Grausamkeit kenne ich. Wir haben hier auf Midkemia genug davon zu sehen bekommen.« Sie bedachte Kaspar mit einem Unheil verkündenden Blick, sagte aber nichts weiter zu diesem Thema. »Wir… oder genauer gesagt, Kaspar hat nur gesehen, was man ihm zu sehen erlaubt hat. Die Logik schreibt vor, dass an dieser Gesellschaft noch mehr sein muss als schlichte Grausamkeit und Eigensucht. Um ein solches Maß an Macht und Organisation zu erreichen, braucht es eine gewisse Bereitschaft, zusammenzuarbeiten und Opfer zu bringen.«
»Andere Regeln und Gesetze – so hat Kalkin es erklärt.« Kaspar lächelte. »Ich hatte ähnliche Einwände, nachdem ich es gesehen hatte. Und ich kenne mich mit öffentlicher Autorität und der Staatskunst genügend aus, um zu wissen, dass man vielleicht eine Weile durch Macht und Terror herrschen kann, aber man kann auf diese Weise keine jahrhundertealte Kultur aufbauen.«
»Das wird mir alles zu abstrakt«, wandte Magnus ein. »Vielleicht haben sie ihren gesellschaftlichen Höchststand vor langer Zeit erreicht und sich dann verändert. Aber was immer der Grund sein mag, wir sollten uns lieber Gedanken darüber machen, wer sie jetzt sind und was sie vielleicht vorhaben.«
»Wenn das, was ich gesehen habe, der Wahrheit entspricht«, sagte Kaspar, »dann haben sie im Augenblick noch gar nichts vor, aber sobald sie sich unserer Existenz bewusst werden, werden sie wohl erst erobern und danach Fragen stellen. Kalkin hat erwähnt, dass das Dasati-Reich mehrere Welten umfasst.«
»Vorschläge?«, fragte Pug.
»Wir müssen schnell handeln«, lautete Magnus’
Antwort.
Miranda nickte. »Ich denke, wir sollten diesen Talnoy sofort hierher holen und anfangen, ihn zu untersuchen.«
Nakor schlug vor: »Ich werde zum Tempel des Banath in Kesh gehen und sehen, ob einer meiner Freunde dort weiß, was Banath oder Kalkin« – er nickte Kaspar zu – »zu dem Thema zu sagen hat. Es würde mich nicht überraschen, wenn ich herausfände, dass sie sehr viel wissen oder auch gar nichts, aber ich sollte fragen. Ich werde in zwei Tagen wieder hier sein.« Er verließ den Raum.
»Also gut«, sagte Pug. »Wir stimmen überein, dass die Zeit knapp ist. Magnus, du bringst Kaspar zurück nach Opardum, holst den Talnoy und bringst ihn hierher.« Dann wandte er sich an seine Frau:
»Wir beide sollten darüber sprechen, wer mit uns zusammenarbeiten wird.«
Sie nickte, und Kaspar stand auf. Er sah Magnus an und fragte: »Wohin jetzt?«
Magnus legte die Hand auf Kaspars Schulter, und plötzlich waren sie wieder in dem Zimmer hinter der Küche im Haus am Fluss. »Hierhin«, sagte Magnus.
Kaspar spürte, wie seine Knie ein wenig weich wurden, dann nahm er sich zusammen. »Daran werde ich mich nie gewöhnen.«
Magnus lächelte. »Wartet hier, während ich mit Tal spreche.«
Ein paar Minuten später kehrte Tal mit Magnus zurück. »Wir drei sollten zu Eurem Zimmer gehen und dieses Ding holen«, schlug Magnus vor.
»Wieso zu dritt?«, fragte Kaspar.
»Weil wir ein zusätzliches Schwert brauchen könnten, und ich habe nicht die Zeit, diese Sache anderen zu erklären«, antwortete Magnus ungeduldig.
»Kommt einfach mit.«
Die drei Männer verließen das Restaurant und eilten zu Kaspars Zimmer im Gasthaus. Es war spät, und Tal hatte den letzten Gast schon nach draußen begleitet, bevor Kaspar und Magnus eingetroffen waren. Die Schritte ihrer Stiefel auf den Pflastersteinen hallten in den Straßen wider, als sie entschlossen und aufmerksam durch das nächtliche Opardum gingen.
Als sie schon ziemlich nahe am Gasthaus waren, hob Kaspar die Hand. Er flüsterte: »Etwas stimmt hier nicht.«
»Was?«, fragte Magnus.
»Ich kann sie
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