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Feist, Raymond - Die Erben von Midkemia 3

Titel: Feist, Raymond - Die Erben von Midkemia 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Konklave der Schatten
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geben sollte. Er konnte sich sogar ein Zimmer – kaum mehr als eine Pritsche unter einer Treppe – in einer Pension leisten. Er aß schlichte Mahlzeiten und trank keinen Alkohol, also hatte er jeden Abend ein wenig mehr Geld übrig als am Morgen.
    Er hatte gehofft, dass eine weitere Karawane durch die Stadt kommen und nach Süden ziehen würde und dass er sich erneut als Wachposten verdingen könnte, aber während des Konflikts mit Sasbataba wurden alle Waren von Militär eskortiert. Also wurde er langsam ungeduldig, denn er wollte seinen Weg nach Hause unbedingt fortsetzen.
    Drei Männer näherten sich dem Markt, und alle Arbeiter standen erwartungsvoll auf. Kaspar hatte diese drei in den letzten Tagen schon öfter gesehen.
    Die ersten beiden stellten immer etwa zwei Dutzend Männer ein, aber der Dritte sah sich nur um und betrachtete die Anwesenden forschend, als suche er nach einer Eigenschaft, die er nicht fand, und ging dann wieder.

    Der erste Mann rief: »Ich brauche drei Pflücker!
    Nur erfahrene Obstpflücker!«
    Der zweite sagte: »Ich brauche starke Rücken! Ich habe Fracht zu verladen. Zehn Männer!«
    Aber der dritte ging an diesem Tag einfach an denen vorbei, die sich beeilten, zu den ersten beiden zu gelangen, und näherte sich Kaspar. »Du da«, sagte er mit ausgeprägtem Akzent. »Ich habe dich hier schon öfter gesehen.« Er zeigte auf das Schwert an Kaspars Seite. »Kannst du mit dem Ding umgehen?«
    Kaspar lächelte, und es war kein freundliches Lächeln. »Wenn nicht, warum würde ich dann damit hier stehen?«
    »Ich brauche einen Mann, der ein Schwert benutzen kann, aber auch andere Talente hat.«
    »Und welche?«
    »Kannst du reiten?«
    Kaspar betrachtete seinen Möchtegernarbeitgeber und erkannte, dass dieser Mann gefährlich war. Was immer er vorschlagen wollte, war wahrscheinlich illegal, und in diesem Fall konnte Kaspar gutes Geld verdienen. Er sah dem Mann noch einen Augenblick ins Gesicht und fand dort wenig, das ihn empfohlen hätte. Der Fremde hatte eine schmale Nase, die seine dunklen Augen zu eng zusammenstehen ließ. Sein Haar war geölt und glatt nach hinten gekämmt, und seine Zähne waren gelb und unregelmäßig. Seine Kleidung war aus gutem Stoff, aber von schlichtem Zuschnitt, und Kaspar bemerkte, dass sein Dolch einen Elfenbeingriff hatte. Aber das Bemerkenswertes-te an diesem Mann war seine Miene – er sah sehr müde und besorgt aus. Was immer er getan haben wollte, war zweifellos gefährlich und würde gut bezahlt werden. Nachdem er über die Frage nachgedacht hatte, sagte Kaspar: »So gut wie einige, und besser als die meisten.«
    »Ich habe deinen Akzent noch nie gehört. Wo kommst du her?«
    »Aus vielen Orten, von denen die meisten weit entfernt von hier sind, aber in der letzten Zeit war ich im Norden, in der Gegend von Heslagnam und Mastaba.«
    »Du kommst nicht aus dem Süden?«
    »Nein.«
    »Hast du etwas dagegen zu kämpfen?«
    Kaspar schwieg einen Augenblick, als müsste er über seine Antwort nachdenken. Er wusste, wenn er für die Arbeit ein Pferd bekam, würde er sie annehmen, ganz gleich, um was es ging; er hatte nicht vor, zu seinen Lebzeiten nach Simarah zurückzukehren.
    Wenn ihm die Arbeit nicht passte, würde er das Pferd stehlen und nach Süden reiten. »Ich bin kein Söldner.
    Aber wenn Ihr wissen wollt, ob ich kämpfen kann, lautet die Antwort ja.«
    »Wenn alles so läuft wie geplant, brauchst du nur reiten zu können, mein Freund.« Er bedeutete Kaspar, ihm zu folgen. Dann sagte er: »Ich heiße Flynn.«
    Kaspar blieb wie angewurzelt stehen. »Kinnock?«
    Flynn fuhr herum und sagte in der Sprache des Königreichs der Inseln: »Niederhohnheim. Und du?«

    »Ich komme aus Olasko.«
    Flynn sah sich um und sagte in der Königssprache:
    »Dann sind wir beide weit von zu Hause entfernt.
    Aber dies ist vielleicht der Weg der Götter, uns beiden zu geben, was wir brauchen, denn wenn ich mich nicht sehr irre, befindest du dich nicht ganz freiwillig auf dieser gottverlassenen Seite der Welt. Folge mir.«
    Der Mann namens Flynn eilte eine Reihe von Straßen im heruntergekommeneren Teil des Kaufmannsviertels entlang, dann bog er in eine lange Gasse ein. Kaspar versuchte, eine ruhige, unerschütterliche Haltung zu bewahren, aber sein Herz hatte begonnen zu rasen. Als Junge hatte er einen Lehrer namens Flynn gehabt, einen Mann aus einer Gegend, die man als Kinnock kannte, Teil einer Nation, die schon vor langer Zeit vom Königreich der Inseln erobert worden war.

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