Feist, Raymond - Die Erben von Midkemia 3
sehe, wart ihr dreißig wohlhabende Kaufleute, und ihr hattet genug Gold dabei, dass ihr drei für den Rest eures Lebens ausgesorgt hättet, wenn ihr die anderen erledigt hättet.«
»Es war ein kleines Vermögen«, sagte Kenner.
»Ich soll also davon ausgehen, dass ihr keine Mörder seid, aber gewiefte Händler, und dass ihr nun Waren habt, die mehr wert sind als dieses Gold?«
Sie nickten.
»Gibt es einen Grund, wieso ihr nicht einfach eine Söldnertruppe dafür bezahlt, euch auf dem Weg nach Süden zu schützen, und ein Schiff nach Hause nehmt?«
Die drei Männer sahen einander an. Schließlich sagte Flynn: »Dazu wollte ich gerade kommen. Der Ring ist nur eine Kleinigkeit. Ich meine, er muss schon eine besondere Wirkung haben, weil zwei Männer um seinetwillen tot sind, aber der Ring allein ist all diesen Ärger nicht wert. Es gibt etwas anderes.«
Flynn zeigte auf die andere Seite des Lagerhauses, und die vier Männer gingen in diese Richtung. Dort stand ein Wagen, ein einfacher Frachtwagen, ganz ähnlich wie die, die Kaspar schon auf den Straßen seiner eigenen Stadt gesehen hatte. Auf der Ladefläche lag etwas, das mit geöltem Segeltuch verdeckt war, und die Größe gab Kaspar bereits eine Vorstellung davon, was es sein könnte. Flynn sprang auf den Wagen und zog eine Ecke der Plane hoch.
Es war eine Leiche – oder zumindest dachte Kaspar zunächst, es wäre eine, oder vielleicht auch nur eine leere Rüstung. Aber was immer es sein mochte, es war anders als alles, was er je zuvor gesehen hatte.
Kaspar stieg neben Flynn auf den Wagen und zog mehr von der Plane zurück. Es schien eine Rüstung zu sein, aber sie war nahtlos. Sie war schwarz mit mattgoldenen Rändern an Hals, Schultern, Handgelenken, Oberschenkeln und Fußknöcheln. Kaspar kniete sich hin und berührte sie. Sie bestand aus Metall, aber aus einem glatteren, als er je gesehen hatte.
Der Besitzer musste ein hoch gewachsener Mann gewesen sein, größer als Kaspar.
Zu Hause in Opardum hatte Kaspar die beste Rüstung, die man im östlichen Königreich kannte, von den Meisterwaffenschmieden in Roldem gekauft, aber das hier war etwas, das selbst diese hervorragenden Handwerker nie hätten herstellen können.
»Schlag mit dem Schwert darauf«, sagte Flynn und sprang aus dem Wagen, um Kaspar Platz zu machen. Kaspar stand auf, zog sein Schwert und schwang es leicht gegen den Schulterschutz, und die Klinge prallte ab, als hätte sie festen Gummi getroffen. Kaspar kniete sich neben das Ding.
»Ist irgendwas da drin?«, fragte er.
»Das weiß keiner«, antwortete Kenner. »Wir haben keine Möglichkeit gefunden, den Helm oder einen anderen Teil zu lösen.«
»Es ist etwas Unheimliches an diesem Ding«, stellte Kaspar nachdenklich fest.
Der Helm war schlicht, als hätte man einen Zylinder schräg angeschnitten und dann die scharfen Kanten abgeschliffen und eine glatte Linie von der Schulter bis zum Scheitel geschaffen, ohne eine scharfe Kante oder Spitze. Vorn war er leicht zusammengezogen, sodass das Ding von oben eher tränenförmig aussah als wirklich rund. Auf beiden Seiten des Helms gab es etwas, das nach Flügeln aussah, aber kein Tier, das Kaspar je bei einer Jagd gesehen hatte, hatte solche Flügel; ihre Form war in etwa die von Rabenschwingen, und sie folgten den Seiten des Helms, aber ihre Oberfläche erinnerte eher an die Flügel einer großen Fledermaus. Ein lang gezogener Augenschlitz erlaubte dem Träger der Rüstung zu sehen. Kaspar versuchte hineinzuspähen.
»Man sieht nichts«, stellte McGoin fest. »Jerrold hat sogar versucht, eine Fackel so dicht daran zu halten, dass er sich bei dem Versuch reinzuschauen beinahe die Haare verbrannt hätte.«
»Etwas versiegelt diesen Augenschlitz, Glas oder Quarz oder etwas anderes, das hart genug ist, eine Dolchspitze aufzuhalten«, sagte Kenner.
Kaspar setzte sich auf die Fersen. »Das Ding ist einzigartig, das muss ich zugeben. Aber warum wollt ihr es den ganzen Weg übers Meer nach Stardock schleppen? Es muss doch auch hier jemanden geben, der euch einen guten Preis dafür bietet.«
»Diese Rüstung ist zweifellos magisch«, sagte Flynn. »Und in dieser Gegend gibt es kaum Magier, und wenn, dann sind sie arm.« Er sah seine beiden Freunde an und fügte hinzu: »Wir haben zunächst versucht, hier einen Käufer zu finden, aber bald festgestellt, dass dieses Land zu verarmt ist. Wir hätten nehmen können, was wir kriegen konnten, und nach Hause zurückkehren, und zusammen mit dem Gold,
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