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Feist, Raymond - Die Erben von Midkemia 3

Titel: Feist, Raymond - Die Erben von Midkemia 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Konklave der Schatten
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Macht wissen, dass er entkommen und die Wildnis überleben würde? Es war schließlich nicht so, als hätte jemand über ihn gewacht – Kaspar hatte sich einige Zeit gewaltig anstrengen müssen, um schließlich an dem Ort zu landen, wo er Flynn begegnet war.
    Er stand auf und begann, leise hin und her zu gehen. Die ganze Situation begann, an seinen Nerven zu zerren. Er hasste den Gedanken, dass er von etwas anderem als seinem eigenen Interesse geleitet wurde.
    Wie viele Männer in hoher Stellung hatte er die Formalitäten gegenüber den Göttern erfüllt – hatte Opfer in den Tempeln gebracht und an den hohen Feiertagen an Zeremonien teilgenommen –, aber das war aus Pflichtgefühl geschehen, nicht aus Überzeugung. Sicher würde niemand in Midkemia die Existenz von Göttern leugnen: Es gab viel zu viele Geschichten aus zuverlässigen Quellen, die von der Einwirkung dieses oder jenes Gottes erzählten. Dennoch, Kaspar war beinahe sicher, dass solch allmächtige Geschöpfe viel zu beschäftigt waren, um sich ausgerechnet mit seiner Situation abzugeben.
    Er warf einen Blick zum Wagen und ging dann darauf zu. Er hob die Plane und betrachtete den dunklen Helm darunter. Er hatte wirklich etwas Unheilverkündendes an sich. Kaspar streckte die Hand aus und berührte ihn und erwartete halb irgendein Lebenszeichen – eine Vibration oder ein Gefühl –, aber seine Finger berührten nur kaltes Metall, obwohl es sich anders anfühlte als jedes Metall, das er kannte. Er betrachtete die Gestalt noch eine Weile, dann deckte er sie wieder zu.
    Er kehrte zu den Kisten zurück und blieb eine Weile sitzen, wobei er immer noch mit dem Gefühl rang, das ihn befallen hatte, als er diesen leblosen Gegenstand anstarrte. Das war es, erkannte er, was ihn beunruhigte. Als er die Rüstung, Leiche oder was auch immer angesehen hatte, hatte er das Gefühl nicht abschütteln können, dass das Ding nicht tot war. Es lag einfach nur da. Und es wartete.
    Kaspar hatte ein langes Gespräch mit dem Jemedar, der für die Eskorte der Karawane zuständig war, die direkt vor ihrem Wagen herzog. Aus dem Alter des Offiziers schloss Kaspar, dass der Rang des Jemedar in der Armee von Olasko in etwa dem des Leutnants entsprechen würde. Der Havildar, der an der Seite des jungen Mannes ritt, war zweifellos die Art barscher alter Feldwebel, wie sie in jeder Armee zu finden war.
    Am Ende ihres Gesprächs erlaubte der Jemedar –
    sein Name war Rika –, dass Kaspar und seine Freunde der Karawane in diskretem Abstand folgten, ohne offiziell ein Teil von ihr zu sein. Er hatte den Sarg inspiziert, aber nicht darauf bestanden, ihn zu öffnen.
    Offensichtlich ging er davon aus, dass vier Männer keine Gefahr für seine Kompanie von dreißig Soldaten darstellten.
    Also saß Kaspar nun auf einem anständigen, wenn auch nicht bemerkenswerten Wallach, der den langen Weg zur Stadt am Schlangenfluss vermutlich überstehen würde, immer vorausgesetzt, er bekam genug Ruhe, Futter und Wasser. Kenner ritt einen dunklen Braunen, und McGoin und Flynn fuhren den Wagen: einen soliden, unauffälligen Frachtwagen, der eher für Maultiere oder Ochsen gedacht war als für Pferde, aber dennoch gut vorankam.
    Flynn hatte Kaspar den Inhalt der anderen Truhe auf dem Wagen gezeigt, und Kaspar war gezwungen gewesen, die drei Kaufleute wegen ihrer Entschlossenheit zu bewundern, den Profit unter den Familien ihrer verstorbenen Geschäftspartner aufzuteilen; das Gold und die anderen Gegenstände in der Truhe hätten die drei ihr Leben lang zu extrem wohlhabenden Männern gemacht.
    Etwas an diesem Unternehmen beunruhigte den ehemaligen Herzog allerdings. Ganz gleich, wie sehr er auch versuchte, sich einzureden, dass alles nur ein Zufall war, ganz gleich, wie unwahrscheinlich es ihm vorkommen mochte – seine Überzeugung wuchs, dass etwas nicht stimmte.
    Er hatte das gleiche seltsame Gefühl gehabt, wenn er Zeit mit Leso Varen verbrachte – das gleiche Gefühl, als betrachtete er sein eigenes Leben aus der Ferne. Aber diesmal war ihm vollkommen bewusst, dass es passierte.
    Vielleicht hatten seine drei Begleiter Recht, und die Rüstung – wie er das Ding bei sich bezeichnete –
    hatte tatsächlich eine gewisse Macht über jene, die mit ihr in Kontakt kamen. Vielleicht würde er bis nach Stardock gehen müssen, um frei davon zu sein.
    Aber was immer geschah, er wusste, dass es nur ein Abschnitt einer langen und anstrengenden Reise war, aber einer, der ihn seinem Ziel näher bringen würde,

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