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Feist, Raymond - Die Erben von Midkemia 3

Titel: Feist, Raymond - Die Erben von Midkemia 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Konklave der Schatten
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als er seit Wochen hatte hoffen können.
    Gegen Mittag tauschten er und Kenner die Plätze mit Flynn und McGoin und fuhren den Wagen. Da die Soldaten immer noch in Sicht waren, schien es kaum notwendig, Wache zu halten, aber beide Reiter waren nervös und spähten immer wieder zurück zur Straße.
    Schließlich fragte Kaspar: »Habt ihr Angst, dass man uns folgt?«
    »Immer«, sagte Kenner ohne weitere Erklärung.
    Trotz der Armeewachen hundert Meter vor ihnen hielten die Männer abwechselnd Wache an ihrem eigenen Feuer. Kaspar übernahm die dritte Wache: die beiden Stunden im tiefsten Teil der Nacht.
    Er nutzte alle Tricks, die er kannte, um wach zu bleiben. Sein Vater hatte sie ihm im ersten Jahr beigebracht, als er die Armee von Olasko auf einem Feldzug begleitete; Kaspar war gerade erst elf Jahre alt gewesen.
    Er blickte nicht ins Feuer, denn er wusste, dass es ihn in Bann schlagen und seine Aufmerksamkeit fesseln würde, und dann würde er so gut wie blind sein, wenn er plötzlich in die Dunkelheit schauen musste.
    Stattdessen bewegte er die Augen, damit er nicht anfing, sich Gestalten einzubilden, die ihn in Panik versetzten. Hin und wieder warf er einen Blick zum Himmel, zu dem abnehmenden Mond oder weit entfernten Sternen, sodass er seine Augen nicht ermüdete, indem er dauernd ins Nichts starrte.
    Nach einer Stunde bemerkte er die Spur einer Bewegung drüben beim Wagen, kaum wahrnehmbar in dem trüben Licht. Er schlich rasch zum Wagen, und ganz am Rand des Feuerscheins sah er erneut etwas.
    Er behielt die Stelle im Auge und sagte laut: »Wacht auf!«
    Die anderen drei Männer schreckten hoch, und Flynn fragte: »Was ist los?«
    »Da draußen ist irgendwas, hinter dem Feuerschein.«
    Sofort kamen alle drei unter dem Wagen hervor, zogen die Waffen und verteilten sich. »Wo genau?«, fragte Kenner.
    »Da drüben«, antwortete Kaspar und zeigte auf die Stelle, wo er die Gestalt gesehen hatte.
    »Kaspar, du kommst mit«, sagte Flynn. »Behaltet uns im Auge, und gebt uns Deckung«, wies er die beiden anderen an.
    Die zwei Männer bewegten sich rasch vorwärts, die Schwerter griffbereit. Als sie die Stelle erreichten, auf die Kaspar gezeigt hatte, gab es dort nichts als ein leeres Feld. »Ich hätte schwören können, dass ich etwas gesehen habe«, sagte Kaspar.
    »Das ist schon in Ordnung«, murmelte Flynn.
    »Wir sind daran gewöhnt. Es ist besser, übervorsichtig zu sein, als gar nichts zu unternehmen.«
    »Ist so etwas schon öfter passiert?«, fragte Kaspar auf dem Rückweg zur relativen Wärme des Feuers.
    »Es passiert häufig«, antwortete Flynn.
    »Hast du gesehen, was es war?«, fragte Kenner.
    »Nur ein unklarer Umriss.«
    McGoin kroch wieder unter den Wagen. »Das ist gut.«
    »Warum?«, wollte Kaspar wissen.
    »Weil es dann nicht ernst ist«, antwortete McGoin.
    »Wenn du sehen kannst, was es ist… dann ist es ernst.«
    »Was ist ernst?«, fragte Kaspar, als die anderen sich wieder unter den Wagen legten.
    Kenner sagte: »Ich wünschte, ich wüsste, was es ist.«
    »Das verstehe ich nicht«, erwiderte Kaspar.
    »Ich weiß«, sagte Flynn. »Halt einfach die Augen offen, und weck mich in einer Stunde.«
    Der Rest der Nacht verstrich ereignislos.
    Als sie das Städtchen Nabunda erreichten, verließ die Patrouille, die die Karawane eskortierte, die Straße, um dem Kommandanten vor Ort Bericht zu erstatten. Der Jemedar winkte Kaspar und seinen Begleitern noch einmal freundlich zu, als sie in den Ort ritten.

    »Wir brauchen einen Platz, wo wir den Wagen unterstellen können«, sagte Flynn, »und dann sollten wir herausfinden, wie es südlich von hier aussieht.«
    Sie brauchten den größten Teil des Tages, um einen angemessenen Platz für den Wagen zu finden, da alle Lagerhäuser voll waren. Am Ende mussten sie das Dreifache des normalen Preises für eine Ecke eines Mietstalls zahlen.
    In Nabunda wimmelte es nur so von Leuten, die von dem Konflikt angezogen wurden. Es gab Soldatenfrauen, Prostituierte und Individuen, die Soldaten für gute Kunden oder leichte Opfer hielten – Diebe und Quacksalber, Taschendiebe und Schneider, die alle um die Kundschaft wetteiferten.
    Als sie sich in einem überfüllten Gasthaus zusammensetzten, stellte Kaspar fest: »Dieses Grenzscharmützel scheint sich zu einem echten Krieg auszuwachsen.«
    »Woran siehst du das?«, fragte Flynn, als sie ihre Stühle herauszogen.
    Eine ältere, aber immer noch attraktive Kellnerin kam zu ihnen und nahm die Bestellungen fürs Abendessen

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