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Feist, Raymond - Die Erben von Midkemia 3

Titel: Feist, Raymond - Die Erben von Midkemia 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Konklave der Schatten
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sich in der Truhe befanden, nahm schließlich ein paar Kupferstücke und ein halbes Dutzend Goldmünzen und füllte den Beutel dann mit Silber auf. »Mehr wäre Raub«, stellte er fest.
    Danach machten sich Kaspar und Kenner auf den Weg zum Tempel.
    Es wurde Abend, und auf den Straßen von Shamsha ging es betriebsam zu. Aus Gasthäusern waren Lachen und Musik zu hören, und viele Kaufleute versuchten, noch etwas von ihrer Ware loszuwerden, bevor sie den Laden schlössen. Die Straßen waren mit Girlanden und Fahnen geschmückt, denn die Bevölkerung bereitete sich auf das Mittsommerfest vor, das in weniger als einer Woche stattfinden sollte.
    Straßenlampen waren mit bunten Papierhüllen versehen worden und warfen einen sanften Schimmer, was eine freundliche, ja fröhliche Atmosphäre schuf, die in krassem Gegensatz zu der finsteren Stimmung von Kaspar und Kenner stand. Als die beiden Männer den Marktplatz erreichten, sahen sie, dass die meisten Händler ihre Stände für die Nacht schlössen, Karren beluden und sich auf den Heimweg machten.
    Auf der gegenüberliegenden Seite des Platzes stand der Tempel von Geshen-Amat. Es war ein gro-

    ßes Gebäude mit breiten Stufen, die zu einer kunstvoll geschmückten Marmorfassade mit einem Flachrelief mit Göttern und Engeln, Dämonen und Menschen führten.
    Auf jeder Seite der Treppe stand eine Statue. Eine stellte einen Mann mit dem Kopf eines Elefanten dar, die andere einen Mann mit dem Kopf eines Löwen.
    Kaspar hielt inne und betrachtete sie einen Moment, als ein Mönch die Treppe herunterkam. Er hatte kurzes Haar und trug nur ein schlichtes braunes Gewand und Sandalen.
    »Ihr wollt den Tempel betreten?«, fragte er höflich.
    »Wir suchen Hilfe«, erwiderte Kaspar.
    »Was können die Diener von Geshen-Amat für Euch tun?«
    »Wir müssen mit dem Oberhaupt Eures Tempels sprechen.«
    Der Mönch lächelte, und Kaspar hatte plötzlich das seltsame Gefühl, ihn schon einmal gesehen zu haben. Er war klein, sein Haar war schütter, und er hatte die merkwürdigen Züge, die man hin und wieder bei Keshianern sah -dunkle Augen, hohe Wangenknochen, dunkles Haar und einen beinahe goldenen Hautton.
    »Der Meister des Ordens hat immer Zeit für Menschen in Not. Bitte folgt mir.«
    Die beiden Männer folgten dem Mönch, der sie durch den Eingangsbereich des Tempels in einen breiten Flur führte. An den Seitenwänden gab es weitere Flachreliefs, und alle paar Schritte brannte eine Hängelampe und warf flackernde Schatten, die die Reliefs beinahe lebendig wirken ließen.
    Außerdem gab es Nischen mit kleinen Schreinen für diverse Götter und Halbgötter, und vor mehreren davon beteten Gläubige. Kaspar erkannte, dass er hier Rituale eines Glaubens sah, über den er nicht das Geringste wusste, und es war durchaus möglich, dass es in seiner Heimat kein Gegenstück zu Geshen-Amat gab. Einen kurzen Augenblick fragte er sich, ob es wirklich so etwas wie Götter gab, und wenn ja, ob ihre Macht nur auf ein bestimmtes Land beschränkt war.
    Sie erreichten eine große Halle, in der sich Dutzende weiterer Schreine befanden, aber gegenüber dem Eingang ragte die riesige Statue eines sitzenden Mannes auf. Sein Gesicht war stilisiert, Augen, Nase und Lippen auf eine Weise dargestellt, die Kaspar nur stark vereinfacht nennen konnte. In den Königreichen des Nordens hatten die Abbilder der Götter menschliche Proportionen, mit der Ausnahme kleiner Götterbilder, die am Straßenrand in Schreinen standen oder die Häuser der Gläubigen schmückten.
    Aber diese Statue maß mindestens dreißig Fuß vom Sockel bis zum Kopf. Die Gestalt trug ein schlichtes Gewand, das eine Schulter freiließ, und hatte die Hände mit den Handflächen nach oben ausgestreckt, als gewährte sie einen Segen. Links und rechts von ihr saßen die beiden Gestalten, die Kaspar und Kenner schon vor dem Tempel gesehen hatten, Männer mit den Köpfen von Elefant und Löwe.
    Vor der Statue saß ein einzelner Mönch, dessen Bart weiß vom Alter war. Der junge Mönch, der die beiden Männer begleitete, sagte: »Wartet bitte hier.«
    Er ging weiter und flüsterte dem älteren Mönch etwas ins Ohr, dann kehrte er zurück. »Meister Anshu wird in Kürze mit Euch sprechen.«
    »Danke«, sagte Kenner.
    Kaspar fügte hinzu: »Ich muss zugeben, Bruder, dass ich nichts über Euren Glauben weiß. Ich komme aus einem fernen Land. Könnt Ihr mich belehren?«
    Der Mönch grinste und sagte mit unerwartetem Sinn für Humor: »Wenn Belehrungen nur so

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