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Feist, Raymond - Die Erben von Midkemia 3

Titel: Feist, Raymond - Die Erben von Midkemia 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Konklave der Schatten
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es die Zähne fletschte. Die Zähne waren schwarz, und das Zahnfleisch ebenfalls. Die Augen waren gelb mit schwarzer Iris. Die Ohren sahen eher aus wie Fledermausflügel, und der Körper wirkte wie der Torso eines Mannes oder eines großen Affen, den man auf Ziegenbeine gesetzt hat. Kaspar hörte Flynn schreien: »Nach links!«
    Er wich nach links aus, und Flynn eilte an ihm vorbei und warf ein brennendes Scheit nach dem Geschöpf. Es zuckte zurück, aber es drehte sich nicht um und floh. Nach einem Augenblick schrie Kenner:
    »Das Feuer tut ihm nichts. Es scheint das Wesen nur zu ärgern.«
    Plötzlich hatte Kaspar eine Idee. »Haltet es in Schach!«
    Er rannte zum Wagen, sprang aufs Wagenbett, riss die Plane weg und benutzte sein Schwert, um den Sargdeckel aufzustemmen. Er griff hinein, holte das schwarze Schwert heraus, das neben der Rüstung lag, und sprang wieder vom Wagen. Mit drei Schritten war er zwischen Flynn und Kenner und schlug mit dem Schwert zu.
    Das Geschöpf reagierte sofort. Die schwarze Klinge traf, und statt nur ein paar Funken hervorzurufen, schnitt sie in den Arm des Ungeheuers. Es heulte schmerzerfüllt auf und wich zurück, aber Kaspar folgte ihm und nutzte seinen Vorteil.
    Er schlug zu, erst hoch, dann tief, und das Geschöpf taumelte rückwärts. Jeder Schnitt hatte ein neues Heulen zur Folge, und schließlich drehte das Ungeheuer sich um, um zu fliehen. Kaspar sprang vor. Er schlug erneut zu, diesmal in Halshöhe. Der Kopf des Geschöpfs flog in einem anmutigen Bogen davon und löste sich dann in Nebel auf. Der Körper fiel nach vorn und begann ebenfalls, sich aufzulösen, noch bevor er auf dem Boden aufschlug. Bis Kaspar sich hingekniet hatte, um ihn zu untersuchen, war er bereits verschwunden. Es gab keine Spur des Kampfes mehr.
    »Was war das?«, keuchte Kaspar.
    Kenner sagte: »Ich dachte, du wüsstest es vielleicht. Du warst derjenige, der daran gedacht hat, das schwarze Schwert aus dem Sarg zu holen.«
    Kaspar bemerkte, dass das Schwert in seiner Hand vibrierte. »Ich weiß nicht, warum ich das getan habe«, sagte er. »Es ist mir… es ist mir einfach eingefallen.«
    Alle drei schauten zu der Stelle, an der McGoin lag, und Kenner sagte: »Wir müssen ihn begraben.«
    Kaspar nickte. »Aber wir müssen bis zum Morgengrauen warten, damit wir alle…« Er beendete den Satz nicht. Alle wussten, dass ihr Freund über einen weiten Bereich verstreut war und ihnen die hässliche Aufgabe bevorstand, die Teile aufzusammeln und zu begraben. Das war etwas, das sie lieber bei Tageslicht tun wollten.
    Sie spürten die Präsenz, bevor sie etwas hörten.
    Wie ein Mann drehten sie sich um und sahen die schwarze Rüstung, die aufrecht hinter ihnen stand.
    Kaspar fuhr herum, die schwarze Klinge bereit, während Kenner und Flynn die Fackeln hochhielten und ein wenig zurückwichen.
    Die Rüstung verhielt sich jedoch nicht drohend, sondern streckte nur langsam die Arme aus, die Handflächen nach oben, und wartete. Nach beinahe einer Minute, in der keiner sich bewegte, machte Kaspar einen Schritt nach vorn und wartete. Die Rüstung blieb reglos.

    Langsam legte Kaspar das Schwert auf die ausgestreckten Hände der Rüstung. Sofort drehte sie sich um und ging wieder zum Wagen zurück. Mit einer unmenschlichen Bewegung sprang sie auf den Wagen, der von dem Gewicht wackelte, stieg dann wieder in den Sarg und legte sich hin.
    Die drei Männer regten sich nicht.
    Nach längerer Zeit vollkommenen Schweigens und ebenso vollkommener Reglosigkeit wagte Kenner, zum Wagen zu gehen. Die anderen folgten. Die Rüstung lag im Sarg wie in dem Augenblick, als Kaspar den Deckel aufgestemmt hatte. Beinahe eine weitere Minute starrten sie sie nur an. Schließlich streckte Kaspar die Hand aus und berührte sie, bereit, sofort zurückzuspringen.
    Das Ding fühlte sich genauso an wie zuvor.
    Die drei Männer sahen einander fragend an, aber keiner sagte etwas. Schließlich stieg Kaspar auf das Wagenbett und legte den Deckel wieder auf den Sarg. »Hammer«, sagte er und wartete, bis Kenner ihm einen aus dem Werkzeugkasten unter dem Kutschbock reichte. Ohne Eile rückte Kaspar vorsichtig die schweren Eisennägel zurecht, die er mit dem Deckel herausgezogen hatte, und schlug sie sorgfältig wieder ein.
    Dann sagte er: »Morgen suchen wir einen Priester.«
    Die anderen Männer nickten. Den Rest der Nacht schlief keiner von ihnen.
    Eine Stunde vor Sonnenuntergang rollte der Wagen durch die Straßen von Shamsha. Es war die erste

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