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Feist, Raymond - Die Erben von Midkemia 3

Titel: Feist, Raymond - Die Erben von Midkemia 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Konklave der Schatten
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schnell gegeben werden könnten, mein Freund! Dann hätten wir hier wenig zu tun.«
    Kaspar lächelte und sagte: »Bitte erzählt mir von Geshen-Amat.«
    »Er ist die Gottheit schlechthin, die einzig wahre Gottheit, von der alle anderen nur Reflexionen sind.
    Er ist der Eine, der über allen steht.«
    »Ishap?«, fragte Kaspar.
    »Ah, Ihr kommt tatsächlich aus einem fernen Land. Der Gott des Gleichgewichts ist nur ein Aspekt von Geshen-Amat. Jene, die zu seinen Füßen sitzen, Gerani« – er zeigte auf die Gestalt mit dem Elefantenkopf – »und Sutapa« -das war die Gestalt mit dem Löwenkopf –, »sind Avatare, die Geshen-Amat ausgesandt hat, um der Menschheit den einen wahren Weg zu zeigen. Es ist kein einfacher Weg, aber er führt schließlich zur Erleuchtung.«

    »Was ist dann mit all den anderen Tempeln?«, fragte Kenner.
    »Geshen-Amat bietet viele Wege, um den einen wahren Weg zu erreichen. Es gibt Avatare für jeden Mann und jede Frau.«
    Dann verstand Kaspar. »Amaral!«
    Der Mönch nickte. »In der alten Sprache, ja.«
    »In meinem Land wurde das einmal als Ketzerei betrachtet, und es ist darüber zu einem schrecklichen Krieg gekommen.«
    »Ihr seid ein gebildeter Mann«, sagte der Mönch.
    »Hier ist Meister Anshu.«
    Der ältere Mönch kam näher und verneigte sich vor Kaspar und Kenner. Seine Haltung war gebeugt und seine Haut so braun wie sonnengegerbtes Leder, aber er hatte strahlende braune Augen. Sein Kopf war vollkommen kahl rasiert, und er trug das gleiche braune Gewand wie der junge Mönch und ebenfalls Sandalen dazu. Die Männer erwiderten den Gruß, und dann sagte der alte Mönch: »Mein Schüler erzählte mir, dass Ihr in Not seid, Brüder. Was kann ich für Euch tun?«
    »Wir sind in den Besitz eines Artefakts gelangt, vielleicht eines Relikts, und wir glauben, es könnte ein Fluch darauf liegen.«
    Der ältere Mönch wandte sich an seinen Schüler und sagte: »Bring Tee in mein Zimmer.« Dann sah er wieder Kaspar und Kenner an. »Bitte folgt mir.«
    Er führte sie durch eine Seitentür und einen langen, sehr stillen Flur entlang. »Man kann hier kaum die Geräusche der Stadt hören«, stellte Kaspar fest.
    »Stille ist der Meditation förderlich«, sagte der alte Mönch. Er führte sie zu einer Tür und öffnete sie.
    »Bitte, kommt herein.«
    Er bat sie, ihre Stiefel auszuziehen, und Kenner und Kaspar gehorchten. Das Zimmer war groß, aber sparsam möbliert. Eine Riedmatte lag auf dem Boden, und der alte Mann setzte sich darauf und bedeutete Kaspar und Kenner, sich ebenfalls niederzulassen Es gab einen kleinen, niedrigen Tisch an der Seite, den er nun zwischen sie zog. Einen Augenblick später kam der junge Mönch herein und brachte Tassen und eine Kanne Tee. Er bediente erst Kenner und Kaspar, dann Meister Anshu. Als er wieder gegangen war, sagte der alte Mönch: »Nun erzählt mir von diesem Relikt.«
    Kenner begann langsam, erzählte die ganze Geschichte seiner Gruppe und wie sie mit den Dorfleuten Handel um Artefakte getrieben hatten, die wohl aus einem Grab stammten. Als er den grausigen Mord an McGoin in der Nacht zuvor beschrieb, nickte der alte Mönch. »Es ist sehr gut möglich, dass es sich um einen verfluchten Gegenstand handelt. Wir leben in einer Welt, auf der vor uns andere Völker wandelten, und die Grabmäler ihrer Toten werden oft von finsterer Magie geschützt. Ich sollte mir dieses Relikt einmal ansehen.«
    »Jetzt?«
    Der alte Mönch lächelte. »Wann, wenn nicht jetzt?« Er stand auf, und ohne ein Wort bedeutete er den Männern, die Stiefel wieder anzuziehen und nach draußen zu gehen. Er folgte ihnen und sagte dem jungen Mönch, der vor der Tür gewartet hatte:
    »Wir werden diese Herren begleiten.«
    Der junge Mönch verbeugte sich und folgte seinem Meister. Rasch gingen sie über den Platz und die Straße entlang zum Gasthaus.
    Kenner sagte: »Ich hole Flynn« und eilte ins Gasthaus, während Kaspar die Mönche durch das Tor in den Hof führte. Sie näherten sich dem Wagen, aber dann wurde der alte Mönch langsamer. Er wandte sich an seinen Schüler: »Kehr sofort in den Tempel zurück. Bring Meister Oda und Meister Yongu her.
    Beeil dich!«
    Der junge Mönch rannte davon, und Meister Anshu sagte: »Ich spüre schon hier, dass Ihr etwas in diesem Wagen habt, das… falsch ist.«
    »Falsch?«, wiederholte Kaspar. »Wie meint Ihr das?«
    »Ich kann nicht beschreiben, wieso ich es weiß, aber was immer Ihr in diesem Wagen habt, ist nicht nur ein verfluchtes Relikt

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