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Feist, Raymond - Die Erben von Midkemia 3

Titel: Feist, Raymond - Die Erben von Midkemia 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Konklave der Schatten
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ausgezogen…«
    »Bleibt dort. Gibt es noch eine?«
    »Eine kleine, direkt neben meiner. Der Junge kann Euch den Weg zeigen.« Er rief nach einem Schiffsjungen, und als dieser auftauchte, wies er ihn an, Kaspar und den Talnoy zur Kajüte zu bringen.
    Kaspar sagte dem Jungen, er würde an diesem Abend in der Kajüte essen, und sobald die Tür geschlossen war, zog er den Ring ab. Er war unruhig gewesen und hatte nicht gewusst, ob das vom Ring kam oder schlicht von der Sorge, dass man ihn festnahm, bevor er den Hafen erreichte.
    Solange die Wachtmeister in dieser Stadt nicht erheblich rigoroser vorgingen als die städtischen Beamten, die er aus eigener Erfahrung kannte, würde der Umweg, den er eingelegt hatte, sie am Süd- oder am Westtor suchen lassen.
    Kaspar setzte sich auf die untere Koje. Es gab noch eine über ihm, aber er ließ den Talnoy in der Ecke stehen, neben der Truhe. Dann machte er sich auf zwei lange, langweilige Tage des Wartens gefasst, bevor sie Sulth verlassen konnten.
    Kaspar hörte nichts über das Gemetzel im Bierhaus, bevor sie aufbrachen. Der Kapitän und die Mannschaft ließen sich nicht anmerken, ob es sie wunderte, dass er sich in der Kajüte verbarg. Am dritten Morgen liefen sie endlich aus.
    Kaspar wartete, bis sie den Hafen verlassen hatten, bevor er an Deck kam. Kapitän Berganda sagte: »Ihr seid der Eigner, aber sobald wir den Anker gelichtet haben, gebe ich die Befehle.«
    »Verstanden«, erwiderte Kaspar mit einem Nicken.
    »Wenn Euer Kurs uns nicht vom Rand der Welt fallen oder ins Maul eines Ungeheuers fahren lässt, sollten wir Eure Heimat innerhalb von drei Monaten oder weniger erreichen.«
    »Wenn die Götter es wollen«, sagte Kaspar mit ironischem Unterton.
    »Ich bringe immer ein Opfer, bevor ich aufbreche«, erklärte Berganda. »Ich weiß nicht, ob es hilft, wenn all diese Priester für eine sichere Fahrt beten, aber es kann nicht schaden.«
    Kaspar stimmte ihm zu. »Ja, ein Gebet kann nicht schaden. Wer weiß, vielleicht hören sie hin und wieder sogar zu.«
    »Oh, sie hören immer zu«, entgegnete der Seemann.
    »Und sie beantworten Gebete. Es ist nur so, dass die Antwort meistens >nein< lautet.«
    Kaspar fand keinen Grund, dem zu widersprechen.
    Er warf einen Blick zum Ufer, als sie mit Südsüdwestkurs durch die Bucht von Sulth segelten. Es würde eine lange und, wie er hoffte, ereignislose Reise werden.
    Kaspar beobachtete das aufgewühlte Wasser, das Gischt im Licht der Nachmittagssonne tanzen ließ.
    Sie waren nun seit fünfundvierzig Tagen auf See.

    Kaspar hatte das Meer nie besonders gemocht, aber er war als Herrscher von Olasko oft genug auf See von einer Stadt zur anderen gereist.
    Die Prinzessin aus dem Westen war gut in Schuss, und die Mannschaft kannte sich aus. An Bord herrschte nicht die eiserne Disziplin der Kriegsmarine – es fühlte sich eher an wie eine Familie. Diese Männer waren jahrelang mit ihrem Kapitän gesegelt, einige von ihnen ihr gesamtes erwachsenes Leben.
    Kaspar hatte überwiegend aus Langeweile eine bestimmte Routine entwickelt, die jeden Tag mit Übungen an Deck begann. Er zog sein Schwert und trainierte angestrengt, zunächst zur Erheiterung der Mannschaft, dann zu stillschweigender Anerkennung, als deutlich wurde, was er konnte. Er zog sein Hemd aus und schwang die Klinge eine Stunde lang, ganz gleich, wie das Wetter war, es sei denn, der Wind blies so heftig, dass er auf dem Deck nicht stehen konnte.
    Nun waren sie auf Westkurs. Kaspar stand still und nachdenklich da und ließ den Blick auf dem bewegten Wasser ruhen. Er dachte über seinen nächsten Schachzug nach, denn Kalkin hatte Recht gehabt, was Talwin Hawkins anging. Seit dem Kampf um Opardum war zwar beinahe ein Jahr vergangen, aber Tal würde sehr wahrscheinlich das Schwert ziehen und anfangen, Kaspar in Stücke zu hacken, bevor dieser auch nur drei Worte herausgebracht hatte.
    Kaspar hatte eine Ahnung, was er tun würde, aber er musste noch die Einzelheiten ausarbeiten.

    »Kapitän!«, erklang ein Ruf aus dem Mastkorb.
    »Was ist?«, rief der Kapitän zurück.
    »Ich weiß es nicht… etwas… an steuerbord!«
    Kaspar hatte an der Backbordreling gestanden, also ging er quer über das Schiff. In der Ferne hing ein riesiger schimmernder Kreis in der Luft.
    »Was im Namen der Götter…«, murmelte ein Seemann, während andere schützende Gesten machten.
    Kaspars Nackenhaare sträubten sich. Er wusste nicht, ob es an den paar Minuten auf Kosridi lag, an der Zeit, die er mit

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