Feist, Raymond - Die Erben von Midkemia 3
Jahre alt. Ich habe zwei ältere Schiffe dafür eingetauscht, weil dieses hier schneller ist und beinahe so viel Fracht aufnimmt wie die beiden zusammen.« Er sah sich um. »Es misst fünfzig Fuß an der Wasserlinie – was wir ein Bilander nennen. Ihr könnt sehen, dass wir einen großen Klüver am Hauptmast haben.« Er zeigte auf den großen Baum, der beinahe das Heck erreichte. »Ihr bekommt jede Menge Tuch, wenn der Wind günstig ist, und es ist ein bisschen schwierig, wenn der Wind von achtern kommt, aber wenn die Brise zu steif ist, kann man den Klüver reffen. Ansonsten erspart es Euch ein Besansegel. Meine Frau will, dass ich mehr zu Hause bin, und ich habe einen Schwager, der im Frachtgeschäft ist, und ich mag zwar nichts vom Kutschieren verstehen, aber mit Fracht kenne ich mich aus. Es ist ein gutes Schiff, und wenn Ihr Euch auskennt, dann wisst Ihr, dass es für dreihundert Goldstücke ein gutes Geschäft ist.« Er zeigte auf Karbara: »Aber Ihr müsst auch seine Gebühren zahlen.«
»Das werde ich tun«, erwiderte Kaspar. »Und ich gebe Euch fünfhundert, aber Ihr müsst noch einmal in See stechen.«
»Wohin?«
»Über das Blaue Meer zum nördlichen Kontinent.«
»Verdammt, das ist eine lange Fahrt! Ich weiß nicht mal, wie man dorthin gelangt. Ich habe nur gehört, dass man von der Stadt am Schlangenfluss aus nach Nordosten segelt. Ich nehme an, wir könnten an der Nordküste entlangfahren und… Aber das dauert beinahe ein Jahr.«
»Nein«, sagte Kaspar. »Sobald wir das Pferdekopf-Kap hinter uns haben, sind es fünfundvierzig Tage nach Nordwesten und dann zwei Wochen nach Westen.«
»In die andere Richtung?«, fragte der Kapitän.
»Also gut. Ich wollte diesen Teil der Welt immer schon einmal sehen. Ich nehme die dreihundert jetzt und zweihundert, wenn wir zurückkommen. Wie viele Passagiere?«
»Zwei. Ich selbst und mein Diener.«
»Und wann wollt Ihr aufbrechen?«
»So bald wie möglich.«
»In Ordnung. Ihr seid Besitzer eines Schiffes«, sagte Kapitän Berganda. »Ich habe es Prinzessin aus dem Westen genannt. Wollt Ihr ihm einen neuen Namen geben?«
Kaspar lächelte. »Nein, Prinzessin ist in Ordnung.
Wie lange wird es dauern, bis Ihr eine Mannschaft und Proviant habt?«
»Die Mannschaft ist kein Problem. Meine Jungs haben schon gemurrt, weil sie ab heute keine Arbeit mehr haben sollten. Sie werden gern noch einmal für eine lange Fahrt an Bord kommen. Und Proviant?
Gebt mir zwei Tage. Ihr sagtet, neunundfünfzig Tage oder so? Sagen wir drei Monate, falls der Wind ungünstig ist. Wir sollten in drei Tagen mit der Morgenflut auslaufen können.«
Kaspar griff in sein Hemd und holte einen kleinen Beutel heraus. »Hier sind hundert Goldstücke, um den Handel zu besiegeln. Ich bringe die restlichen zweihundert heute Nachmittag, und zweihundert weitere erhaltet Ihr, sobald wir Opardum erreichen.«
»Opardum, sagt Ihr?« Der Kapitän grinste. »Heißt so das Land, zu dem wir unterwegs sind?«
»Die Stadt. Das Land wird Olasko genannt.«
»Klingt exotisch, und ich freue mich darauf, es zu sehen.« Er nahm das Gold, dann streckte er die Hand aus, und sie besiegelten den Handel.
Kaspar wandte sich Karbara zu: »Ich habe Euer Gold im Bierhaus. Kommt mit.«
Karbara zögerte. »Ich habe schon bald eine andere Verabredung, zu der ich nicht zu spät kommen darf.
Ich komme danach vorbei und hole mir meine Bezahlung.«
Kaspar packte die schmale Schulter des Mannes wie eine Schraubzwinge und sagte: »Kommt schon, es dauert nur ein paar Minuten, und ich bin sicher, Ihr wollt sofort bezahlt werden.«
Der kleine Mann versuchte, sich Kaspars Griff zu entziehen, und versagte.
»Was ist denn?«, fragte Kaspar. »Ihr tut so, als wolltet Ihr auf keinen Fall mit mir ins Bierhaus zurückkehren. Stimmt etwas nicht?«
Mit einem Ausdruck in den Augen, der an Panik grenzte, sagte Karbara: »Nein, es ist nichts. Ich muss mich nur gleich mit einem anderen Herrn treffen. Es ist sehr dringend.«
»Ich bestehe darauf«, erwiderte Kaspar und bohrte seinen Daumen in die Schulter des Mannes. Karbara sah aus, als wollte er ohnmächtig werden, aber dann nickte er und kam mit. »Ihr macht Euch doch nicht etwa Gedanken, dass ich ins Bierhaus zurückkehre und entdecke, dass jemand in mein Zimmer eingebrochen ist und meine Schatztruhe gestohlen hat?«
Kaspar spürte, wie seine eigene Unruhe wuchs, und wusste, dass er den Ring bald ablegen musste.
Dann versuchte Karbara davonzulaufen, aber Kaspar stellte ihm ein
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