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Feist, Raymond - Die Erben von Midkemia 3

Titel: Feist, Raymond - Die Erben von Midkemia 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Konklave der Schatten
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ihm zu schlafen. Aber jetzt, nachdem er wusste, dass das Geschöpf fähig war, unabhängig zu handeln – wenn auch nur, wenn Kaspar das befahl –, fand er seine Gegenwart beunruhigend. Dennoch, er war müde, und schließlich fiel er in einen unruhigen Schlaf.
    Er wälzte sich den größten Teil der Nacht hin und her, geplagt von Träumen über ein bösartiges, liebloses Volk, das in einem finsteren Reich lebte.
    Kaspar ging langsam durch die trübe Vordämmerung. Nebel, der in dieser Jahreszeit eher selten war, war aus der Bucht von Sulth hereingerollt, und alle Geräusche schienen aus dem Nichts zu kommen. Die Stadt war bereits wach und regte sich, Händler zogen Karren, Ladenbesitzer bereiteten sich auf das morgendliche Geschäft vor, und Hausfrauen eilten zum Gemüsemarkt.
    Kaspar hatte keine Ahnung, welche Stellen auf seinem Weg für einen Hinterhalt geeignet waren, also schlug er einfach einen eher umständlichen Weg zum Hafen ein. Wenn ihm hier jemand auflauern wollte, musste er Gedankenleser sein. Er hatte den Ring angesteckt, bevor er das Haus verließ, und den Talnoy angewiesen, jeden zu töten, der versuchte, die Truhe zu stehlen. Er merkte sich die Zeit und nahm sich vor, innerhalb der sicheren anderthalb Stunden zum Bierhaus zurückzukehren.
    Er hatte dem Bierhausbesitzer eingeschärft, dass niemand sein Zimmer betreten durfte, und erklärt, er habe seinen »Diener« angewiesen, tödliche Gewalt einzusetzen, wenn es doch jemand tat. Der Besitzer schien das amüsant zu finden: Er nickte und sagte, in diesem Fall würde er seinen Schwager schicken, um das Zimmer sauber zu machen.
    Kaspar stellte fest, dass niemand an dem Weg, den er gewählt hatte, auf ihn wartete, aber er wusste auch, falls Karbara auch nur annähernd über Intelligenz verfügte, würde der Überfall näher am Hafen stattfinden, denn dort würden weniger Leute die Unruhe bemerken und noch weniger nachforschen wollen, was los war. Er erreichte den Hafen am westlichen Ende, weit von dem verabredeten Treffpunkt entfernt. Das Licht war immer noch trüb und würde erst heller werden, wenn die Sonne den Nebel weggebrannt hatte – also frühestens in zwei Stunden.
    Kaspar erreichte eine Stelle, von der aus er glaubte, den Umriss eines vor Anker liegenden Schiffes zu sehen, einen dunkleren Fleck im Nebel, begrenzt von Laternen an Heck und Bug. Noch konnte er wenig erkennen, aber es sah aus, als könnte das Schiff für seine Zwecke genügen.

    Er wartete noch ein paar Minuten, wobei er sich des Rings an seinem Finger sehr wohl bewusst war, obwohl er noch nichts von dem Unbehagen spürte, das anzeigte, dass er sich der Zeitgrenze näherte. Als der Himmel heller wurde, konnte er Karbara sehen, der in der Nähe des Schiffes auf und ab ging. Kaspar lehnte sich in einen Eingang und gab sich damit zufrieden, bis zur Dämmerung zu warten, weil er sehen wollte, was als Nächstes geschah.
    Eine halbe Stunde lang wurde der Himmel heller, und Karbara ging weiter auf und ab. Dockarbeiter näherten sich dem Schiff und verständigten sich mit den Seeleuten, und dann begannen sie, das Löschen der Fracht fortzusetzen, mit dem sie am Nachmittag zuvor begonnen hatten. Wagen und Lastenträger, Straßenhändler und Diebe tauchten auf, als es Tag wurde.
    Schließlich ging Kaspar davon aus, dass ein möglicher Hinterhalt inzwischen vermutlich aufgegeben worden war, denn es wurde zu lebhaft im Hafen für irgendetwas Klammheimliches. Außerdem hatte er nur noch wenig Zeit, um mit dem Kapitän zu sprechen und ins Bierhaus zurückzukehren.
    Er ging also auf Karbara zu und sagte: »Guten Morgen.«
    Karbara drehte sich um und lächelte. »Ich dachte, Ihr würdet aus dieser Richtung kommen«, sagte er und nickte in die Gegenrichtung. Dann schüttelte er den Kopf und erklärte: »Aber das ist ohne Bedeutung. Guten Morgen. Gehen wir an Bord.«

    Kaspar ließ Karbara den Vortritt. Ein wenig zögernd und dann schulterzuckend betrat der schmächtige, nervöse Mann den Landungssteg. Kaspar fragte sich, ob der Hinterhalt am Ende unter Deck geplant war. Er hielt die Hand locker am Griff des Messers, das in seinem Gürtel steckte.
    Sie erreichten das Hauptdeck, wo ein rundlicher Mann mittleren Alters das Abladen beaufsichtigte. Er warf einen Blick zu Karbara, dann sah er Kaspar an.
    »Ihr seid der Käufer?«, fragte er ohne einleitende Worte.
    Kaspar sagte: »Mag sein. Erzählt mir von Eurem Schiff, Kapitän…«
    »Berganda«, erwiderte der Mann knapp. »Es ist nicht einmal zehn

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