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Feist, Raymond - Die Erben von Midkemia 3

Titel: Feist, Raymond - Die Erben von Midkemia 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Konklave der Schatten
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seinen Tod bedeutete.
    Kaspar war seinem Wesen nach nicht selbstlos, aber er hatte begriffen, dass nach einer Invasion dieser Geschöpfe in Midkemia niemand überleben würde, ganz gleich von wie hoher Geburt, wo sie sich versteckten oder wie gut sie mit Waffen umgehen konnten. Am Ende würden alle niedergemetzelt werden, entweder im Krieg oder zur Unterhaltung dieser herzlosen Geschöpfe. Also war sein Überleben zweitrangig gegenüber denen, die er liebte, selbst wenn es nur einige wenige waren: seine Schwester Natalia, Jojanna und Jörgen und auf seltsame Weise die Familien der Männer, die bei dieser schicksalhaften Expedition umgekommen waren, mit der alles begonnen hatte. Aber selbst, wenn es diese Leute nicht gegeben hätte, schien es unmöglich, einfach untätig zuzusehen, wie die Welt seiner Geburt zerstört wurde.
    Kaspar rief dem Ausguck zu: »Was siehst du?«
    »Inseln! Hunderte von ihnen, wie es aussieht.«
    »Nehmt Kurs nach Nordnordwest, Kapitän, das bringt uns nach Hause«, sagte Kaspar.
    Sie segelten den ganzen Tag, und am nächsten Morgen sahen sie Küstenschiffe, die dicht am Land unterwegs waren. Kaspar hatte bereits eine Strategie ausgearbeitet, um an Land zu gehen und Talwin Hawkins zu finden. Er hatte nie direkten Umgang mit den kriminellen Elementen von Opardum gehabt, aber er hatte genug von ihnen hinrichten lassen, sich Geständnisse unter der Folter angehört und Berichte der Stadtwachen gelesen, um eine gewisse Ahnung zu haben, wie er sich mit dem Mann in Verbindung setzen konnte, von dem er annahm, dass er der neue Herr von Olasko war.
    Gegen Mittag sahen sie Opardum, das sich vor dem Felsen hinter der Zitadelle erhob. »Beeindruckend!«, sagte Kapitän Berganda. »Sagt mir, Kaspar, wie viele Schiffe fahren von hier zu meiner Stadt?«
    Grinsend antwortete Kaspar: »Keine.«
    Berganda sah Kaspar forschend an. »Bevor ich den Jungs sage, dass sie gestrandet sind, und sie Euch über Bord werfen, Eigner oder nicht, frage ich lieber, ob Ihr vielleicht einen Plan habt, wie wir nach Hause zurückkehren können.«
    »Ja«, erwiderte Kaspar, dessen Blick nun wie gebannt auf der schnell näher kommenden Stadt ruhte.
    »Behaltet das Schiff. Verkauft es noch einmal, wenn Ihr nach Sulth zurückkehrt. Ich musste einfach nur nach Hause gelangen, und die Überfahrt war den Preis wert.«
    »Nun«, sagte Berganda, »dann seid Ihr der beste Mann, dem ich je begegnet bin, und ich bin stolz, sagen zu können, dass ich für Euch gearbeitet habe.«
    Er schüttelte Kaspar die Hand. »Ich denke, ich werde das Gold nehmen, das Ihr mir gegeben habt, und das Schiff mit seltenen Dingen beladen, um sie zu Hause zu verkaufen. Wer weiß? Wenn ich genug Profit mit dieser Fahrt mache, wird mein Schwager mir vielleicht sein Fuhrunternehmen verkaufen, und dann kann er für mich arbeiten statt umgekehrt.«
    Kaspar lachte. »Ich gebe Euch einen Rat: Findet jemanden, der eine Sprache namens Queganisch beherrscht, denn das ist Eurer Sprache noch am ähnlichsten, und lernt ein wenig von der hiesigen Sprache, denn sonst werden die Kaufleute meiner Heimat Euch mit leeren Taschen nach Hause schicken.«
    »Ein guter Rat«, sagte Kapitän Berganda.
    Kaspar beobachtete ungeduldig, wie sie in den Hafen einfuhren. Er konnte die Emotionen, die in ihm aufstiegen, kaum fassen, denn bis zu diesem Augenblick hatte er keine Ahnung gehabt, wie sehr ihm seine Heimat gefehlt hatte und wie sehr er sie liebte.
    Dennoch, ihm war klar, dass er als Ausgestoßener und Gesetzloser zurückkehrte. Wenn er nicht vermeiden konnte, dass man ihn erkannte, würde man ihn wahrscheinlich auf der Stelle hinrichten.
    Kaspar ging noch einmal durch, was er über die Anlege-Prozeduren wusste, und warnte den Kapitän, dass sich die Dinge während seiner Abwesenheit vielleicht verändert hatten. Er versäumte, die Gründe für diese Abwesenheit zu erwähnen ebenso wie die Tatsache, dass er eigentlich nur wenig über die Anlegeprozedur wusste, weil zu den Zeiten, als er als Herzog von Olasko in den Hafen gekommen war, selbstverständlich alle Schiffe ausgewichen waren.
    Die Sonne ging schon beinahe unter, als sie in den Hafen gelangten. Ein Zollbeamter in einem Lotsenboot winkte die Prinzessin aus dem Westen zu einer Anlegeboje und bedeutete ihnen, beizudrehen und den Anker zu werfen. Der junge Mann im Boot rief:
    »Spricht hier jemand Olaskisch?«
    Kaspar ging das Risiko ein, erkannt zu werden, aber er musste es tun, denn der Kapitän würde sonst sicher wissen

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