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Feist Raymond - Die Erben von Midkemia 4

Feist Raymond - Die Erben von Midkemia 4

Titel: Feist Raymond - Die Erben von Midkemia 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Flug der Nachtfalken
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zwischen den beiden war offensichtlich, obwohl der
ältere Mann schon Fett angesetzt hatte und der Junge gesünder wirkte und seine Schultern noch breiter waren als
seine Taille.
Grame Hodover war ein kräftiger junger Mann und
galt als rücksichtsvoll und klug – die Leute sagten oft, es
sei ein Wunder, dass seine Eltern einen solch netten Sohn
hervorgebracht hatten.
Caleb ging direkt zu Tad und Zane, die zu beiden Seiten von Ellie standen. Sie sah Caleb erleichtert entgegen
– sie wusste, was als Nächstes kommen würde.
»Meine Freunde«, wiederholte Müller Hodover, »ich
möchte eine Ankündigung machen. Ich bin heute ein sehr
glücklicher Mann.« Er strahlte geradezu, als er sich in
der Menge umsah.
Ein Mann, der offenbar schon zu viel Bier getrunken
hatte, rief: »Was ist, erhöhst du wieder die Preise, Müller?«
Die Leute lachten, und Hodover blickte einen Moment
verärgert drein, aber dann lächelte er wieder. »Nein,
Bram Connor. Noch nicht.«
Weiteres Lachen folgte, und alle entspannten sich
wieder, als sie erkannten, dass der Müller besonders gut
gelaunt war. Hodovers allgemeine Knauserigkeit und
seine Liebe zum Gold waren häufig Gegenstand von
Witzen.
»Nein, Freunde«, sagte er nun. »Ich möchte eine Ankündigung machen. Heute, nach einer der reichsten Ernten in der Geschichte unserer Siedlung, an einem Tag, an
dem es allen so gut geht, möchte ich die Freude noch
vergrößern, indem ich meine wunderbaren Neuigkeiten
mit euch teile.«
»Raus damit!«, rief eine andere Stimme aus der Menge. »Du machst mir Durst!«
Der Müller warf dem Sprecher einen finsteren Blick
zu, dann lächelte er wieder: »Ich möchte euch alle wissen
lassen, dass mein Sohn Grame dieses Jahr Ellie Rankin
heiraten wird.«
Er deutete in die Richtung, wo Ellie mit den beiden
Jungen stand, die aussahen, als hätte man ihnen gerade
einen Axthieb verpasst. Zane hatte die Stirn gerunzelt, als
könnte er nicht so recht verstehen, was gerade gesagt
worden war, und Tad stand mit offenem Mund da, eindeutig unwillig, es zu glauben.
Ellie war schon auf halbem Weg zum Wagen, als die
Jungen anfingen, ihr hinterherzueilen. Caleb streckte die
Arme aus, packte beide am Kragen und hielt sie zurück.
»Macht jetzt bloß kein Theater«, sagte er leise und drohend.
Tad warf ihm einen zornigen Blick zu, und Zane hob
die Faust, aber Caleb zog die beiden einfach höher auf
ihre Zehenspitzen. »Denkt nicht mal daran.«
Zane überlegte es sich anders und ließ die Hand sinken. Marie sagte: »Wenn ihr Hohlköpfe Ellie wirklich
gern habt, dann freut euch für sie. Und der Erste, der einen Streit anfängt, wird sich vor mir verantworten müssen. Verstanden?«
Beide Jungen sagten zerknirscht: »Ja, Ma«, und Caleb
ließ sie los.
Die Leute drängten sich heran, um den Verlobten zu
gratulieren, während Tad und Zane schmollten. Caleb
bedeutete Marie, sich bei den Gratulanten einzureihen,
und sagte dann: »Ihr kommt mit mir, Jungs. Ich habe etwas Besonderes für eine solche Gelegenheit.«
Die Jungen sahen aus, als wollten sie widersprechen,
aber ein einziger Blick ihrer Mutter bewirkte, dass sie
abermals nickten und Caleb gehorsam folgten.
Er führte sie zu einem Wagen hinter dem, der die Bierfässer gebracht hatte. Der Fuhrmann saß auf dem Bock
und sah zu, wie die Stadt den frisch Verlobten gratulierte.
Der Mann kam nicht aus dieser Gegend, also hielt er es
nicht für notwendig, sich einzureihen, und gab sich damit
zufrieden, zu essen und Bier zu trinken.
»Thomas«, sagte Caleb zum Gruß.
»‘n Abend«, erwiderte der Fuhrmann.
»Hast du die Kiste da oben?«
»Unter der Plane, Caleb.«
Caleb fand die Kiste und schob sie zur Rückseite des
Wagens. Er nahm sein großes Jagdmesser heraus und
benutzte die breite Klinge, um den Deckel aufzustemmen, unter dem ein Dutzend Flaschen mit bernsteinfarbener Flüssigkeit sichtbar wurden. Er holte eine heraus
und hielt sie ins Laternenlicht.
»Was ist das?«, fragte Tad.
»Etwas, das ich auf meinen Reisen drunten in Kinnoch
entdeckt habe.«
»Sieht aus wie Branntwein«, sagte Zane. »Die Farbe
stimmt jedenfalls.«
»Es ist kein Branntwein, aber du hast ein gutes Auge.«
Caleb drehte sich um, setzte sich auf das hintere Ende
des Wagens und ließ die Beine baumeln. »Branntwein ist
nichts als gekochter Wein; das hier ist etwas anderes. In
Kinnoch destillieren sie eine Maische aus Getreide, kochen sie langsam über Torffeuern, und dann wird das
Gebräu in Fässern gelagert. Wenn

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