Feist Raymond - Die Erben von Midkemia 4
sich wieder zu Wort. Er
sah Kaspar an. »Wir haben unseren Vater beide gebeten,
modernere Schiffe bauen zu lassen und sie in Pointers
Kap zu stationieren. Wenn wir dort ein Dutzend großer
Kriegsschiffe hätten, würde Roldem sich seine Ansprüche noch einmal durch den Kopf gehen lassen.«
Sezioti stimmte zu, und das Gespräch über diese Angelegenheiten ging noch lange weiter; sie redeten über
Handel und militärische Bedürfnisse und ihre Beziehungen zu den Nachbarländern.
Später, auf dem Rückweg zu seinen Gemächern, dachte Kaspar, dass diese beiden Männer ideal dazu geeignet
wären, gemeinsam zu herrschen, ganz gleich, welcher
von ihnen nun auf dem Thron saß. Wo war die Rivalität,
von der er so viel gehört hatte?
Er dachte über diese Frage nach, bis er seine Gemächer betrat, wo Pasko auf ihn wartete.
»Was gibt es Neues?«, fragte Kaspar.
Pasko winkte ihn auf den Balkon hinaus, und als sie
dort standen, sagte er: »Caleb hat Talwin überzeugt, dass
wir mehr Informationen brauchen, bevor wir zuschlagen.
Er glaubt, dass die Nachtgreifer zwei Nester haben könnten oder dass vielleicht einer der verbotenen Bereiche
unter der Stadt die Höhle des Zauberers verbirgt. Pug
wird morgen eintreffen und entscheiden, was als Nächstes geschehen soll.«
»Verdammt«, sagte Kaspar.
Pasko lächelte. »Wart Ihr so versessen auf den
Kampf?«
»Nein«, antwortete Kaspar. »Aber wenn ich gewusst
hätte, dass es morgen keinen geben würde, hätte ich mehr
gegessen und erheblich mehr getrunken.«
Neunzehn
Fallen
Caleb bewegte sich langsam durch die Dunkelheit.
Stunden zuvor hatte er seine sichere Unterkunft verlassen und war mit Tal Hawkins in den großen Abwasserkanal gestiegen. Sie hatten sich getrennt, einer war
nach Süden gegangen, einer nach Norden, und beide
wurden von anderen Mitarbeitern des Konklaves gedeckt. Zu wissen, dass sie nicht allein waren, gab beiden
Männern die Freiheit, sich angemessen zu konzentrieren.
Caleb machte immer nur ein paar Schritte durch das
knietiefe Wasser, in dem zahlreiche Abfälle schwammen,
und blieb dann wieder stehen. Er und Tal hatten sich
freiwillig gemeldet, um die beiden unbekannten Bereiche
auszukundschaften, denn sie waren beide auf der Insel
des Zauberers in den magischen Künsten ausgebildet
worden. Obwohl sie selbst keine Magier waren, gab ihre
empfindliche Wahrnehmung gegenüber Magie ihnen eine
bessere Chance zu überleben. Wenn erfahrene Diebe hier
umgebracht wurden, dann hatte das nicht nur mit aufmerksamen Wachen zu tun.
Caleb wusste, dass Tal ebenso vorsichtig vorgehen
würde wie er selbst, und sie würden beide nicht über eine
sichere Grenze hinausgehen. Dennoch, es gab keine Garantien, und sie wussten beide, dass sie ein großes Risiko
eingingen.
Pug und Magnus waren an diesem Morgen eingetroffen, für den Fall, dass Varen sie direkt angreifen würde.
Die Gefahr entdeckt zu werden war groß, aber Pug wusste, dass er jetzt ganz in der Nähe sein musste. Für gewöhnlich griff Varen nicht direkt an, aber er hatte Pug
schockiert, als er vor zwei Jahren persönlich mit seinen
Schergen auf der Insel des Zauberers erschienen war.
Caleb hielt es für sehr angemessen, wenn sein Vater Varen mit einer Küchenschabe verglich, denn sowohl Talwin Hawkins als auch Kaspar von Olasko hatten den
Magier in den letzten drei Jahren umgebracht. Er wollte
einfach nicht tot bleiben.
Man hatte Tal und Caleb als Kundschafter ausgeschickt, falls Varen Schutzzauber aufgestellt hatte, die
besonders auf Magie oder auf Magier abgestimmt waren.
Beide Männer waren so gut ausgebildet, wie es für
Nichtmagier möglich war, um die Präsenz von Magie zu
erkennen, und Pug glaubte, dass diese beiden leidenschaftlichen Jäger die beste Chance hätten, den Feind
auszukundschaften und unbeschadet zurückzukehren.
Etwas stieß gegen Calebs Bein, und er blickte nach
unten. Eine tote Katze trieb im Wasser, bereits steif geworden, aber dann spürte Caleb etwas. Er streckte die
linke Hand aus, und als seine Finger sich dem Tier näherten, spürte er ein schwaches Kribbeln. Caleb hielt inne.
Diese Katze war keines natürlichen Todes gestorben;
etwas hatte sie umgebracht.
Caleb schloss die Augen. Er versuchte, sich zu entspannen und die leisen Geräusche der Umgebung auszuschließen: das schwappende Wasser, das leise Echo weit
entfernter Mühlräder, das Poltern von den Straßen über
ihm, wenn schwer beladene Wagen vorbeifuhren. Er ließ
seine Sinne schweifen und suchte
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