Feist Raymond - Die Erben von Midkemia 4
Schwarz, dessen Züge
im Schatten nicht zu erkennen waren. Aber das Hemd,
die Hose und die Kopfbedeckung waren genau so, wie
man es ihm vor seiner Abreise von der Insel des Zauberers beschrieben hatte. Der Mann war ein IsmaliAttentäter, ein keshianischer Nachtgreifer.
Mudara redete schnell auf ihn ein und reichte ihm das
Amulett. Der Attentäter war nicht froh, ihn zu sehen, und
schaute an ihm vorbei erst nach rechts die Straße entlang,
dann nach links. Zane betete, dass der Mann nicht über
besondere Kräfte verfügte, denn er wusste, wenn man ihn
jetzt entdeckte, wäre sein Leben nicht mehr viel wert.
Er beobachtete, wie die beiden Männer sich stritten,
denn es wurde aus Mudaras Gesten klar, dass er vorhatte,
den Attentäter von etwas zu überzeugen. Mudara hob die
Stimme, und Zane konnte hören, wie er sagte: »… das
Risiko wert. Wenn das die Leute sind, vor denen man uns
gewarnt hat, dann führen sie uns vielleicht zu …« Dann
bedeutete der Attentäter ihm, die Stimme zu senken, und
Mudara gehorchte. Zane konnte nicht mehr hören, was
danach gesagt wurde. Der Attentäter sprach noch einen
Augenblick leise weiter und trat dann zurück ins Haus
und schloss die Tür vor Mudaras Nase. Der Händler
drehte Zane den Rücken zu und begann, die Straße entlangzugehen.
Zane wollte ihm gerade folgen, als zwei kräftige Hände ihn von hinten packten und ihn herumrissen. Bevor er
etwas sagen konnte, wurde eine Hand auf seinen Mund
gedrückt, und eine Stimme flüsterte ihm ins Ohr: »Wenn
du am Leben bleiben willst, dann schweig.«
Zanes Herz schlug so heftig, als wollte es aus der
Brust springen, aber es gelang ihm, nicht die Nerven zu
verlieren, und er nickte.
Die Hand ließ ihn los, und ein Mann mit dichtem,
dunklem Bart flüsterte: »Folge mir und sei still, bis ich
dir sage, dass wir in Sicherheit sind.«
Er eilte davon, und Zane folgte ihm. Sie verbrachten
den größten Teil einer halben Stunde damit, sich in dunkle Türeingänge zu ducken und durch Gassen zu schleichen. Nachdem sie einen besser beleuchteten Teil der
Stadt erreicht hatten, in dem mehr Leute unterwegs waren, drehte sich der Mann um und fragte: »Du bist Zane?«
»Ja«, sagte der junge Mann. Er war außer Atem, und
seine Knie zitterten vor Erschöpfung und Angst.
»Chezarul hat mich geschickt, dich auf dem Markt zu
finden, aber du hattest gerade begonnen, dem Händler zu
folgen, als ich eintraf. Du folgtest ihm, und ich folgte dir,
denn ich fürchtete, wenn ich dich überholen würde, würde der Händler uns beide bemerken.«
Zane nickte. »Warum habt Ihr mich dann gepackt?«
»Wenn du dem Mann von der Stelle, wo ich dich gefunden habe, weiter gefolgt wärst, hätten sie dich umgebracht. Sie haben sich angewöhnt, nach ihren Treffen
einen falschen Weg einzuschlagen, und jeder, der ihnen
folgt, wird getötet. Wir haben vier gute Männer verloren,
bevor wir das herausfanden.«
»Wer sind die?«
»Die Gilde des Todes. Die Nachtgreifer«, sagte der
bärtige Mann. »Ich heiße übrigens Choyoba.« Er sah sich
um. »Komm. Ich bringe dich wieder zu den Drei Weiden.« Zane nickte und folgte dem Mann.
»Das hast du gut gemacht«, sagte Chezarul zu Zane.
Caleb nickte zustimmend. »Ja.«
Zane war von dem Erlebnis zu erschöpft, um auch nur
lächeln zu können. Er nickte einfach nur.
»Jetzt wissen wir also, wo wir die Nachtgreifer fin
den?«, fragte Tad.
Chezarul schüttelte den Kopf. »Nein, mein junger
Freund. Die Nachtgreifer haben uns gefunden.«
Als Tads Miene zeigte, dass er das nicht verstand, sagte Caleb: »Es war eine Falle.«
»Eine Falle?«, fragte Zane.
»Das Amulett wurde an einer so öffentlichen Stelle
platziert, damit ich oder ein anderer Agent des Konklaves
es finden würde. Jeder andere hätte es ignoriert oder es
sogar gekauft, aber dass ich nach einem ähnlichen gefragt habe, zeigte den Nachtgreifern, dass ich nach ihnen
suche. Es lag dort vielleicht schon seit Monaten. Es ist
die Art von Gegenstand, die niemanden außer uns interessieren würde. Und wir haben den Köder geschluckt.«
»Ich verstehe immer noch nicht…«, begann Tad.
»Die Nachtgreifer haben Fallen aufgestellt. Sie wussten, dass die Morde in der Stadt dazu führen würden,
dass wir früher oder später herkommen«, sagte Caleb.
»Also haben sie dieses falsche Amulett ausgelegt, das
denen ihrer eigenen Geheimgesellschaft ähnlich genug
sieht, dass jeder, der nach der Gilde des Todes sucht, sich
nach seinem Ursprung erkundigen
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