Feist Raymond - Die Erben von Midkemia 4
mit Respekt zu
behandeln, Kumpel. Und nun bringt euren blöden Freund
hier nach Hause und lasst wohlmeinende Fremde in Ruhe.«
Die fünf Bäckerlehrlinge halfen dem immer noch halb
betäubten Arkmet auf die Beine und führten ihn weg.
Zane drehte sich um und bemerkte, dass das blonde
Mädchen, mit dem der ganze Ärger begonnen hatte, verschwunden war, und Tad streckte die Hand aus und sagte: »Danke, mein Freund.«
»Keine Ursache«, erwiderte der Rothaarige freundlich.
»Ich heiße Jommy Kiliroo.«
»Du bist nicht von hier, wie?«, fragte Zane.
»Ha!«, sagte der Junge. »Ich bin weit von zu Hause
entfernt.«
Caleb kam auf die drei zu. »Wenn ich diesen Akzent
richtig erkenne, sehr weit«, stellte er fest. »Ich habe gesehen, was passiert ist.« Und an Tad und Zane gewandt
sagte er: »Ihr Jungs könnt von Glück sagen, dass ihr keine Prügel bezogen habt.«
»Das hätten wir wahrscheinlich, wenn Jommy hier
nicht gewesen wäre«, erklärte Zane.
»Ah, die meisten Bäckerjungen sind schon in Ordnung, aber dieser Arkmet ist ein Mistkerl, wenn ihr versteht, was ich meine. Er wird am Galgen enden, da bin
ich sicher.«
»Du kommst vom Schlangenfluss?«
Die Miene des jungen Mannes hellte sich auf. »Ihr
seid dort unten gewesen, oder?«
»Ein paar Mal. Woher kommst du?«
»Mooree, ein kleines Dorf ein paar Tage flussaufwärts
von Shingazis Anlegestelle.«
»Wie hat es dich nach Kesh verschlagen?«
»Das ist eine lange Geschichte. Die Kurzfassung lautet, dass mein Kumpel Rolie und ich von unseren Vätern
zu Hause rausgeworfen wurden, damit wir uns unseren
eigenen Lebensunterhalt verdienen. Wir haben uns flussabwärts durchgearbeitet bis zur Stadt am Schlangenfluss
und versucht, dort Arbeit zu bekommen, aber wenn Ihr
dort wart, dann wisst Ihr, dass in dieser Stadt alles von
den Clans beherrscht wird. Ich schäme mich nicht zu gestehen, dass ich hier und da geklaut habe, um über die
Runden zu kommen. Rolie und ich haben einen Platz auf
einem keshianischen Schiff gefunden, das nach Elarial
fuhr. Wir hatten keine besseren Aussichten, also haben
wir als Seeleute angeheuert. Ich brauchte nur die eine
Überfahrt, um festzustellen, dass das nicht meine Art von
Leben ist, also haben wir uns im Hafen auszahlen lassen
und sind weitergezogen. Wir haben als Fuhrleute gearbeitet, und, na ja, eins führte zum anderen. Rolie ist bei
einer Schlägerei in Chigatha getötet worden, und ich habe weiter bei den Karawanen gearbeitet, und jetzt bin ich
hier, schon seit beinahe einem Jahr.«
»Wo wohnst du?«, fragte Tad.
»Hier und da. Es ist die meiste Zeit warm, also schlafe
ich in einer Gasse oder an einem Brunnen. Hin und wieder finde ich auch ein Mädchen, das mich mit nach Hause nimmt.« Er zeigte auf den Brunnen. »Die meisten jungen Leute aus anderen Ländern kommen hierher, aber es
gibt nicht oft Ärger, außer wenn Leute wie diese Bäckerjungen auftauchen. Ich hatte schon öfter mit ihnen zu tun,
und sie erinnern sich daran.« Er grinste. »Und wie habt
Ihr den Weg nach Novindus gefunden?«
»Das ist eine lange Geschichte«, sagte Caleb. »Wie
wäre es, wenn ich dich zu einer Mahlzeit und einem
warmen Bett einlade?«
»Schon in Ordnung, aber ich würde lieber feste Arbeit
finden. Um ehrlich zu sein, diese Stadt mag die größte
der Welt sein, aber sie ist ziemlich schlecht für einen
Jungen ohne Familie und ohne Gilde.«
»Komm mit«, sagte Caleb, »und ich erzähle dir von
meinen Reisen in deiner Heimat.«
Tad und Zane sahen einander fragend an, aber sie
schwiegen. Sie hatten allerdings beide das seltsame Gefühl, dass sie zuließen, dass ein herrenloser Hund ihnen
nach Hause folgte, wo sie ihn auch noch fütterten. Was
sie nicht wussten, war, ob der Hund beißen würde.
Zane stand schweigend neben Caleb, als dieser die religiösen Statuetten und Amulette betrachtete. Sie hatten
Tad ausgeschickt, etwas Unwichtiges zu erledigen, und
Jommy, der sich mühelos Caleb und den Jungen angeschlossen hatte, begleitete ihn. Am Abend zuvor hatten
sie im Gasthaus an einem Tisch gesessen und Geschichten erzählt, und Tad und Zane hatten den neuen Jungen
sympathisch und witzig gefunden. Er schien ein guter
Kumpel zu sein.
Caleb hatte seinen Stiefsöhnen nicht gesagt, wieso er
sich entschieden hatte, Jommy einzuladen, aber wenn sie
daran dachten, wie schwierig diese Stadt sein konnte und
wie hilfreich der kräftige Rothaarige bei einer Rauferei
sein würde, waren sie froh über die Gesellschaft.
Caleb untersuchte
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