Feist Raymond - Die Erben von Midkemia 4
und kaufte ein halbes Dutzend
Stücke, bevor er nach dem Falken griff. Es war nicht das
gleiche Bild wie das auf den Amuletten der Nachtgreifer,
aber sehr ähnlich. »Das da kenne ich nicht«, sagte Caleb.
Der Händler, dessen Name Mudara lautete, erwiderte:
»Es ist mir ebenfalls fremd. Ich habe es von einem Jungen gekauft, vielleicht einem Bettler oder einem Dieb,
aber wo es herkam, weiß ich nicht. Ich habe hin und wieder ähnliche Motive gesehen, aber nicht genau wie das
hier.« Mudara war ein dünner, nervöser Mann mit einer
Hakennase und fliehendem Kinn. Seine Augen jedoch
waren die eines klugen Geschäftsmannes, dessen Erfahrung man nicht unterschätzen sollte.
Caleb zuckte die Achseln, als wäre es nicht wichtig,
und sah sich zwei weitere Amulette an, bevor er sich
wieder dem Falken zuwandte. »Ihr sagt, Ihr habt andere,
ähnliche gesehen?«
»Ja. Es gibt eine Sekte von Anbetern von LimsKragma unten im Süden. Sie kommen hin und wieder in
die Stadt, und man kann sie an ihren Amuletten erkennen. Ich weiß nicht, wie sie sich nennen.«
Caleb fügte seinem Kauf zwei weitere Gegenstände
hinzu und sagte: »Das mit dem Falken brauche ich nicht.
Wenn es, wie du sagst, nur eine kleine Sekte weit im Süden ist, wird man keinen ihrer Angehörigen in Krondor
treffen.« Der Händler schien ein wenig enttäuscht zu sein
und begann sofort, Caleb noch andere Stücke zu zeigen.
Schließlich kehrte Caleb noch einmal zu dem Falken zurück. »Vielleicht habe ich mich zu schnell entschieden.«
Hoffnung blitzte in den Augen des Mannes auf. Er hatte
bereits durch diesen einen Kunden mehr Profit gemacht
als sonst in einem Monat, aber wie alle seines Standes
wollte er mehr. »Vielleicht als Kuriosität. Ihr sagt, Ihr
habt nie eins gesehen, das genauso war wie dieses hier,
aber ähnliche Stücke?«
»Ja, mein Freund«, antwortete Mudara. »Sie sind
schwerer, aus Eisen oder einer Metallmischung, denke
ich, und werden an einer festen Kette getragen. Im Allgemeinen unter dem Hemd.«
»Glaubt Ihr, Ihr könnt mir ein paar davon besorgen?«
Sofort wurde das Gesicht des Mannes ausdruckslos.
»Leider nicht. Aber ich habe eine Quelle für die anderen,
wenn Ihr eine Woche warten könnt. Es gibt viele gute
Handwerker in der Stadt, die alles kopieren können,
wenn Ihr ihnen eine Vorlage gebt.«
Caleb zuckte die Achseln. »Meine Kunden wollen etwas Authentisches. Es sind überwiegend Sammler, und
sie haben kein Interesse an billigen Kopien. Wenn Ihr
mir die Medaillons besorgen könnt, von denen Ihr gesprochen habt, dann schickt mir eine Nachricht in die
Drei Weiden. Ich werde noch zwei Wochen dort bleiben.
Mein Name ist Caleb.«
Sie beendeten ihren Handel, und Caleb und Zane gingen. Als sie den Stand hinter sich gelassen hatten, sagte
Caleb: »Bleib den Rest des Tages hier auf dem Platz und
beobachte den Händler. Versuch, dich nicht sehen zu
lassen, aber wenn er dich entdecken sollte, lächle einfach
und winke ihm freundlich zu. Sieh dir ein paar Waren an,
aber behalte ihn im Auge. Wenn er mit jemandem
spricht, merk dir, wie die Person aussieht. Wenn er weggeht, folge ihm, aber lass dich dabei unter keinen Umständen erwischen. Wenn es nötig ist, gib lieber auf, und
kehre zu den Drei Weiden zurück. Wir können ihm immer noch ein andermal folgen. Verstanden?«
Zane nickte und ging sofort zu einem anderen Teil des
Platzes, damit er sich dem Stand des Händlers aus einer
anderen Richtung wieder nähern konnte. Caleb machte
sich auf den Weg zu Chezaruls Laden, denn er brauchte
einen erfahrenen Mann, um den Händler zu verfolgen. Er
wollte Zane so bald wie möglich entlasten, aber falls der
Händler den Basar verließ, bevor einer von Chezaruls
Männern ihn ersetzen konnte, würde es schwierig werden. Caleb fluchte, weil er nicht früher daran gedacht
hatte. Er wusste, dass er sich nicht gut genug auf die
Dinge konzentriert hatte, die er für seinen Vater erledigen sollte, und nun verstand er die Gefahren, von denen
Pug gesprochen hatte. Menschen zu haben, um die man
sich Sorgen machte, war eine Ablenkung und ließ einen
verwundbar werden. Er hätte die Jungen nie mit nach
Kesh bringen dürfen.
Zane sah, dass der Markt langsam voller wurde, weil viele Leute auf dem Heimweg von der Arbeit hier vorbeikamen. Er wusste aus Erfahrung, dass diese Kundenschwemme schnell wieder zu Ende sein würde, und dann
würde es auf dem Markt sehr leer werden, und die Händler und ihre Helfer würden schnell die
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