Feist Raymond - Die Erben von Midkemia 5
zuhören
und Erleichterer beobachten, kann geistestötend sein.
Als Zweites wirst du deine Fähigkeiten als Kämpfer
vergrößern. Ich erinnere mich, wie ich die ersten
Grundbegriffe lernte, zuerst mit Holzstöcken, mit
denen ich gegen die anderen Jungen im Versteck
kämpfte. Dann die Vorstöße des Nachts in ein benachbartes Dorf, um zu stehlen, was wir brauchten,
und schließlich das Handeln mit den Erleichterern,
um genug Gold für eine Rüstung zu haben.« Er
seufzte. »Es scheint so lange zurückzuliegen. Aber
ganz gleich, mit wie vielen älteren Jungen du dich
geschlagen hast, nicht einmal dein Sieg über
Keskos Sohn bedeutet, dass du ein erfahrener Krieger bist. Du verfügst über rohe Begabung, aber sie
muss verfeinert werden, bevor du mit den Sadharin
reiten kannst.« Aruke lehnte sich zurück, trank einen Schluck Wein und fügte dann hinzu: »Und so
unangenehm es klingen mag, ein Herrscher muss
auch wissen, wie man mit den Geringeren umgeht.«
»Mit ihnen umgehen? Das verstehe ich nicht. Man
nimmt sich, was man braucht, oder sie werden umgebracht.«
»So einfach ist das nicht. Die Ausführenden werden dir beibringen, wie komplex die Dinge sein können, aber mach dir keine Gedanken – du scheinst intelligent genug zu sein, um sie zu verstehen. Und die
Erleichterer werden dir zeigen, wie du umsetzen
sollst, was die Ausführenden dich gelehrt haben.«
»Wann werde ich zu dieser Schule gehen, Vater?«
»Morgen. Du wirst mit einer vollen Eskorte reisen,
wie es sich für den Erben der Camareen gehört. Und
nun geh und überlass mich meinen eigenen Gedanken.«
Valko stand auf und ließ den unberührten Wein am
Sessel stehen. Als die Tür sich schloss, fragte sich
Aruke, ob der Junge irgendwie gewusst hatte, dass das
Getränk vergiftet war, oder ob er nur keinen Durst gehabt hatte – er würde ihn nie so früh in seiner Erziehung sterben lassen, aber es war lehrreich, sich ein wenig unter Schmerzen zu winden, und ein Behandler
hatte bereitgestanden, um ihm das Gegengift zu geben.
Als die Tür hinter ihm zufiel, lächelte Valko dünn.
Er wusste, dass sein Vater sich jetzt wohl gerade
fragte, ob er wusste, dass sein Wein vergiftet war.
Sein Lächeln wurde strahlender. Morgen würde er
mit der Erziehung beginnen, von der seine Mutter
ihm erzählt hatte. Er freute sich auf den Tag, an dem
er nach ihr schicken und ihr zeigen konnte, dass
nichts von dem, was sie ihm gesagt hatte, verschwendet gewesen war. Was sie ihm über seinen
Vater erzählt hatte, war wahr gewesen, und was sie
über die Schule gesagt hatte, entsprach sicher ebenfalls der Wahrheit. Vielleicht würde sie ihm dann
auch verraten, wieso sie ihn verpflichtet hatte, Aruke
anzulügen, was ihren Tod anging. Er schob den Gedanken beiseite und erinnerte sich stattdessen an ihre
Worte zum Abschied: Sorge dafür, dass sie dich unterschätzen. Lass sie glauben, dass sie schlauer sind
als du. Es wird ihr Untergang sein.
»Ausbildung?«, fragte Jommy. »Wozu?«
»Einfach so«, antwortete Caleb, der gerade von
der Insel des Zauberers eingetroffen war.
Talwin Hawkins fügte hinzu: »Pug sagt, ihr
braucht es.«
Tad und Zane wechselten einen Blick. Sie wussten, dass Jommy nur zu gern widersprach, und wenn
er es tat, wurde er so störrisch wie ein Maultier, dessen Hufe an den Boden genagelt waren. Die Jungen
hatten das Leben in der Stadt genossen, und sie hatten sich an den Ablenkungen erfreut, die Opardum,
die Hauptstadt des Herzogtums von Olasko, nun Teil
des Königreichs von Roldem, ihnen bot.
Derzeit saßen sie im leeren Speisesaal des Hauses
am Fluss, des Restaurants, das Talwin nach seiner
Rückkehr nach Opardum eröffnet hatte. So erfolgreich war das Unternehmen gewesen – die Leute
warteten Stunden, um Plätze zu bekommen –, dass er
gezwungen gewesen war, das Restaurant zu vergrößern. Er hatte gerade das Gebäude nebenan gekauft
und würde die Anzahl der Sitze dadurch um die
Hälfte erhöhen. Lucian, der Tals persönlicher Koch
in Roldem gewesen war, bevor er in Opardum zu
ihm stieß, bezeichnete sich als Chef, ein Wort aus
Bas-Tyra für einen Meisterkoch. Er und seine Frau
Magary wurden überall in Olasko gefeiert. Die Jungen arbeiteten als Hilfskräfte in der Küche, und hin
und wieder servierten sie auch. Der beste Teil der
Arbeit war das Essen: Es gab alle Arten wunderbarer
Gerichte, und am Ende eines Tages stellte Magary
oft besondere Leckereien beiseite, die andere Jungen
ihrer Stellung nie genießen würden, denn
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