Feist Raymond - Die Erben von Midkemia 5
das einen Hügel hinunterläuft.
Je höher wir in den Reichen steigen, von der untersten Hölle zum höchsten Himmel, desto heller, heißer und mächtiger werden alle Energien, das Licht,
die Hitze, die Magie, und daher fließen alle Energien
von oben nach unten. Die Luft und das Wasser von
Kosridi würden Euch buchstäblich alle Energien
nehmen; Ihr wärt wie eine Handvoll trockenes Stroh,
das jemand aufs Feuer wirft. Es würde eine kurze
Weile hell brennen und dann vergehen. Die Bewohner dieses Reichs hätten ebenfalls Schwierigkeiten in
Eurem Reich, wenn auch andere Probleme: Sie würden glückselig werden, wenn sie all die überschwänglichen Energien aufnähmen, die sie umgeben, aber nach einer Weile würden sie sich fühlen
wie Menschen, die zu viel gegessen und getrunken
haben, wären überwältigt von Trunkenheit und zu
viel Essen und kaum imstande, sich zu bewegen, bis
der Exzess zu ihrem Tod führte.«
»Wie könnt Ihr, ein Verwandter der Dasati, dann
hier im Gang leben?«
»Bevor ich das erkläre, möchte ich vorschlagen,
dass Ihr Eure Gefährten auswählt, deren Begleitung
Ihr wünscht, und mit ihnen hierher zurückkehrt.«
»Gefährten?«, fragte Pug.
»Ihr möchtet vielleicht die Gefahr auf Euch nehmen, in die Dasati-Welt zu gehen, aber nur ein Verrückter würde alleine gehen.« Der Kaufmann sah
Pug mit einer Miene an, die man nur berechnend
nennen konnte. »Ich schlage eine eher kleine, aber
mächtige Gruppe vor.« Er stand auf. »Ich werde den
Rest erklären, sobald sie eingetroffen ist. Während
Ihr weg seid, werde ich einen Führer für Euch finden, der auch Euer Lehrer sein wird.«
»Lehrer?«, fragte Pug.
Mit etwas, das Pug inzwischen als Lächeln bezeichnete, einem Ausdruck, den ein anderer vielleicht als
furchterregende Grimasse sah, sagte Vordam: »Kehrt
nach Eurem Kalender in einer Woche hierher zurück,
und alles wird bereit sein für Eure Ausbildung.«
»Welche Ausbildung, Vater?«, fragte Valko.
Aruke lehnte sich in seinem Sessel zurück. Wieder
befanden sie sich in dem Raum, zu dem er seinen
Sohn nach ihrem ersten gemeinsamen Abendessen
gebracht hatte. »Es gibt einen Ort, der vom Reich
betrieben wird, wo wir unsere Söhne ausbilden.«
»Aber ich dachte, du würdest mich ausbilden«,
sagte Valko, der lieber am Fenster stand, als seinem
Vater gegenüberzusitzen. »Du bist ein hervorragender Krieger, einer, der dieses Haus seit siebenundzwanzig Wintern beherrscht.«
»Herrschen bedeutet mehr als die Fähigkeit, Köpfe
abzuschlagen, mein Sohn.«
»Das verstehe ich nicht.«
Aruke hatte zwei große Krüge mit Wein mit in den
Raum genommen. Valkos Krug stand unberührt auf
dem Boden neben seinem Sessel. Der Herr der Camareen trank aus seinem. »Ich erinnere mich, wie ich
aus meinem Versteck kam. Ich befand mich verglichen mit dir im Nachteil, denn meine Mutter war
nicht so klug wie deine. Ich wusste, wie man kämpft.
Niemand überlebt das Versteck, ohne das zu lernen,
aber die Fähigkeit, jemanden zu erschlagen und dir
zu nehmen, was du brauchst, ist nur ein Teil davon.«
Er betrachtete seinen Sohn. In den paar Tagen, in
denen Valko hier wohnte, hatte Aruke immer mehr
ein Gefühl angenehmer Erwartung verspürt, wenn er
den Jungen sah. Sie waren sogar vor zwei Tagen
zusammen auf die Jagd gegangen, und er hatte den
Jungen fähig, wenn auch ungeschliffen gefunden.
Valko hatte sich furchtlos einem angreifenden Tugash-Eber gestellt, der seine Sau und ihren Wurf
verteidigte, das Tier mit einer geschickten Bewegung enthauptet und verhindert, dass der Eber ihn
umbrachte. Aruke hatte ein seltsames Gefühl gehabt: Wenn das Tier Valko getötet hätte, hätte er so
etwas wie Trauer empfunden. Er fragte sich, woher
diese fremdartige Empfindung kam und ob es ein
Zeichen der Schwäche war, die das Alter mit sich
brachte.
»Dieser Ort wird als Schule bezeichnet. Er befindet sich nicht weit von hier, also wirst du hin und
wieder zu Besuch kommen können. Es ist ein Ort, an
dem Erleichterer und Ausführende dir die Dinge zeigen werden, die du brauchen wirst, um meinen Kopf
zu nehmen und nach mir zu herrschen.«
»Das liegt noch Jahre in der Zukunft, Vater, und
ich hoffe, wenn ich es tue, wirst du es begrüßen.«
»Wenn du mir Schwäche ersparst und beweist,
dass meine Familie stark ist, kann kein Mann mehr
verlangen als das, mein Sohn.«
»Was werde ich lernen?«
»Als Erstes die Fähigkeit zu lernen. Es ist schwierig: Stundenlang dasitzen und Ausführenden
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