Feist, Raymond - Die Erben von Midkemia
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»Die Tsurani sind tapfere Krieger, und sie werden bis zum letzten Mann sterben, um ihre Heimat zu verteidigen, aber einem solchen Angriff könnten sie nicht widerstehen.«
»Also muss es einen zwingenden Grund geben, zehntausend Männer seiner persönlichen Garde zu opfern, statt eine vollständige Invasion von Kelewan zu starten«, fuhr Pug fort. »Ich weiß es nicht wirklich, aber ich nehme an, dass die Dasati-Krieger ebensolche Schwierigkeiten haben, auf meiner Ebene zu existieren, wie es sie hier für uns gab.«
»Absolut«, bestätigte Martuch. »Ich kann mit relativ wenig Unbehagen nach Delecordia reisen. Die Ipiliac sind mir ebenso ähnlich, wie Hirea es ist, aber sie leben auf einem Planeten auf halbem Weg zwischen dieser Ebene und der Euren. Sie müssen Jahrhunderte gebraucht haben, bis sie sich an die Energien dieser Welt gewöhnt hatten.« Er hielt inne. »Ohne Vorbereitung würde es für jeden von
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uns schwierig sein, dort länger als ein oder zwei Wochen zu leben. Einige würden sich anpassen, aber andere würden krank werden und sterben. Und Delecordia befindet sich nicht einmal auf der ersten Ebene. Ohne ganz ähnliche Vorbereitungen, wie Ihr sie ertragen habt, wird es für einen Dasati unmöglich sein, auf Eurer Welt länger als ein paar Stunden zu existieren; sie werden bestenfalls einen Tag überleben.«
Pug erinnerte sich daran, wie schwer die Anpassung gewesen war, der er, Nakor, Bek und Magnus sich unterzogen hatten. »Wie können sie hoffen, eine Armee von Nichtmagiern darauf vorzubereiten, auf diesem Planeten einzumarschieren?«, fragte er leise.
»Das tun sie nicht«, antwortete Martuch. »Wir Dasati verändern uns nicht, um auf einem neuen Planeten zu leben; wir ändern den Planeten so, wie wir es wollen.«
»Wie?«, fragte Magnus.
»Durch Magie«, antwortete Hirea, als wäre das eine vollkommen offensichtliche Antwort auf die Frage.
»Aber«, wandte Pug ein, »Magie in diesem Maßstab …« Er schwieg einen Moment. »Der Dunkle braucht nicht so viele Leben, nur um einen Spalt zur ersten Ebene der Wirklichkeit zu öffnen oder um Armeen hindurchzubewegen; er braucht Millionen von Leben, damit er genug Macht hat, um Welten neu zu schaffen!« Pug verstummte.
Magnus blickte auf seinen Vater herab und sah einen Mann, der überwältigt war von der Gewaltigkeit dessen, was ihnen gegenüberstand. »Vater?«
»Dieser Angriff heute fand nicht zur Eroberung statt, sondern um zu verwirren.«
»Wie meint Ihr das, Mensch?«, fragte Martuch.
»Euer TeKarana hat einen Verbündeten, einen wahnsinnigen Nekromanten namens Leso Varen. Er ist ein Körper-177
dieb, und er befindet sich irgendwo im Reich von Tsuranuanni. Meine Frau und andere versuchen, ihn zu finden, aber er könnte sich jeden beliebigen Körper genommen haben. Sie suchen nach Zeichen seiner Todesmagie, aber wenn er sich nicht selbst zeigt…«
»Woher wisst Ihr, dass sie verbündet sind?«, fragte Hirea.
»Weil sie ähnliche Ziele haben: vollkommene Zerstörung und Tod auf Kelewan.«
»Warum sollte ein Mensch das wünschen?« »Er ist verrückt«, sagte Magnus.
»Aber er ist nicht dumm«, wandte Pug ein. »Wenn er einen Vorteil darin sieht, das Tor nach Kelewan für Euer Volk zu öffnen, dann wird er das tun.«
Martuch und Hirea lauschten beide mit gebannter Aufmerksamkeit. »Er weiß genug über die Tsurani, um zu erkennen, dass der Kaiser einer Million Kriegern befehlen könnte, einen Brückenkopf des Dunklen zu überrennen, wenn Agenten des Dunklen versuchten, mit der Veränderung dieser Welt zu beginnen, und jeder Tsurani wäre bereit, für das Kaiserreich zu sterben. Die vereinte Macht der Versammlung der Magier und die Magie, die jedem Tempel zur Verfügung steht, würde ebenfalls auf die Eindringlinge losgelassen. Die Dasati könnten den Tsurani schwer schaden, aber sie würden jeden Brückenkopf auf dieser Welt aufgeben müssen, sobald die Tsurani ihn entdecken.« Pug schwieg einen Moment und dachte über das nach, was er gerade gesagt hatte. »Der Dunkle braucht Zeit, um eine möglichst große Präsenz auf Kelewan zu etablieren, so dass selbst die gesamte Macht von Tsuranuanni - eine Million Krieger, Tausende von Magiern und Priestern - ihn nicht aufhalten kann.«
»Das bedeutet Chaos«, sagte Magnus.
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»Ja«, stimmte Pug zu. »Er muss das Kaiserreich ins Chaos stürzen, damit sie nicht auf sein Eindringen reagieren können.«
»Wie?«, fragte Martuch.
»Indem er den Kaiser umbringen lässt«, sagte
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