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Feist, Raymond - Die Erben von Midkemia

Feist, Raymond - Die Erben von Midkemia

Titel: Feist, Raymond - Die Erben von Midkemia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der verruckte Gott cropped
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entrissen, als er von den Tsurani gefangen genommen wurde. Sie heiratete schließlich einen seiner Freunde und wurde Herzogin von Salador, und sie starb. Aber irgendwo in deinem Vater gibt es eine winzige Erinnerung, ein schwach erinnertes Echo der Liebe eines Jungen zu einer Prinzessin, die er nicht haben konnte.« Sie hielt inne. »Und seine Frau fehlt ihm«, fügte sie ruhig hinzu.
    Caleb brauchte eine Sekunde, dann sagte er: »Katala.«
    »Ich weiß, dass dein Vater mich liebt, und in vielerlei Hinsicht passen wir perfekt zusammen, aber so mächtig zu sein wie dein Vater und hilflos zusehen zu müssen, wie die Frau, die du liebst, von Krankheit verzehrt wird …« Sie seufzte. »Ich habe mehr als einmal versucht, mir vorzustellen, wie sich das angefühlt haben muss, und konnte es nicht. Und seine Kinder fehlen ihm ebenfalls.«
    Caleb nickte. William und Gamina waren beide in der Schlacht um Krondor umgekommen, am Ende des Schlangenkriegs, Jahre vor Calebs Geburt. »Es ist leicht zu vergessen, dass ich einen Bruder und eine Schwester hatte, die starben, bevor ich zur Welt kam.«
    »Aber dein Vater liebte sie sehr. Und er hat sich nie verziehen, dass er zur Zeit von Williams Tod von ihm entfremdet war. Das ist einer der Gründe, wieso er versucht hat, euch nie vorzuschreiben, welchen Weg im Leben ihr einschlagen sollt.«
    Caleb zuckte die Achseln. »Ich dachte immer, Vater hat mich herumziehen, jagen, fischen und Fallen stellen lassen, weil ich keine Begabung zur Magie hatte.«
    Miranda lächelte sanft. »Wenn Magnus hätte herumzie-183
    hen, jagen, fischen und Fallen stellen wollen, hätte dein Vater ihn das ebenfalls tun lassen. Das war die Lektion, die er von William gelernt hat.«
    »Vater spricht nicht viel über die Vergangenheit.«
    »Nein, überwiegend, weil er keine schmerzlichen Erinnerungen aufwühlen will; er hat im Augenblick gerade genug Leid, mit dem er fertig werden muss.«
    »Du sagst also, Vater hat nie über diese Schrecken aus der Leere gesprochen.«
    »Nur ein wenig, und ich nehme an, er würde etwas ganz Ähnliches sagen wie Tomas.« Sie stand auf. »Wir müssen gehen. Ich wollte wirklich nicht so viel über deinen Vater reden, aber deine Frage hat mich an etwas erinnert, das für mich lange ein Problem war, der Teil meines Mannes, den ich nicht berühren kann: seine Erinnerungen und seine Gefühle für seine erste Familie.«
    Sie schwiegen, und schließlich sagte Caleb: »Ich sorge mich ebenfalls um ihn, Mutter.«
    Miranda hatte Tränen in den Augen, und sie blinzelte. »Man sollte annehmen, nach allem, was wir durchgemacht haben, sollte ich daran gewöhnt sein …«
    Sie brach ab. »Wir müssen gehen und mit unseren Gästen reden.«
    Caleb folgte seiner Mutter durch die langen Flure der Villa, bis sie eine Lichtung westlich des größten Gebäudes auf der Insel erreichten, wenn man von der leeren Burg auf den fernen Klippen einmal absah, die auf das Meer hinausblickte. Ein paar Bänke waren aufgestellt worden und bildeten einen Halbkreis. Miranda hatte vierzig der mächtigsten Magier zusammengerufen, die nicht zum Konklave gehörten, eine gleiche Anzahl von Priestern der diversen Orden - von denen die meisten bereits eine Übereinkunft mit dem Konklave erreicht hatten oder ihm mehr oder weniger wohlgesinnt waren -
    und die vier höchst-
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    rangigen Mitglieder der Inselgemeinschaft. Viele der Versammelten grüßten Miranda und Caleb, andere waren in Gespräche vertieft. Sie ignorierte den eitlen Vertreter der Fraktion, die in der Akademie als die Hände von Korsh bekannt war, keshianische Traditionalisten, nur ein kleines bisschen weniger engstirnig und reaktionär als die andere Fraktion, der Stab von Watoomb, und zu sehr in ihre eigene Wichtigkeit verliebt, um von politischem Nutzen zu sein.
    Das Gute war, dass sie sich so effektiv von gesellschaftlichen Konflikten und nationaler Politik isoliert hatten, dass weder das Königreich noch das Kaiserreich sie als Gefahr betrachteten. Hätte eine dieser Monarchien auch nur die geringste Ahnung gehabt, welche magischen Fähigkeiten auf der Insel von Stardock existierten, hätten sie zweifellos anders reagiert. Miranda mochte auch die Tatsache, dass Stardock die Aufmerksamkeit von der Insel des Zauberers ablenkte. Für den Rest der Welt lebte hier »der Schwarze Zauberer«, ein verrückter Magiebenutzer, ganz allein. Im Laufe der Jahre hatte ihr Vater diese Rolle gespielt, dann ihr Mann, Nakor und jeder Schüler, der gut genug war, um Piraten

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