Feist, Raymond - Die Erben von Midkemia
Richtung der Kuppel. Leise fügte er hinzu:
»Aber wird das genügen?«
Joachim von Ran war nervös. Er war jedes Mal nervös, wenn er an der Reihe war, die zehntausend reglosen Talnoy zu bewachen. Er war auch nervös, weil der einzige andere Magier auf der Insel des Zauberers, der hier Dienst tat, nicht älter war als er selbst - kaum sechsundzwanzig Jahre alt -, sogar noch weniger Erfahrung als Magier hatte und außerdem draußen lag und fest schlief.
Das Konklave hatte sich nun schon seit einiger Zeit um diese … diese Dinger gekümmert. Er wusste über seine Anweisungen hinaus nicht viel, und die Anweisungen lauteten, sie in Schichten mit anderen Magiern zu bewachen, die von der Insel des Zauberers kamen und gingen, nichts zu tun, aber dafür zu sorgen, dass sie es dort erfuhren, wenn in der riesigen Höhle etwas Auffälliges geschah.
Joachim war nicht sicher, was für seine Lehrer »auffällig« war, wusste aber genau, dass er es nicht mögen würde,
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wenn er es wüsste. Er konnte nichts gegen seine Empfindungen tun; diese reglosen Dinger in der riesigen Höhle machten ihn einfach nervös, wie sie so dastanden wie monströse Spielzeugkrieger, alle in der gleichen Art Rüstung, alle so reglos wie der Stein ringsumher …
Er blinzelte. Hatte einer von ihnen sich bewegt? Er spürte, wie sein Herz anfing, heftiger zu schlagen, und er bekam eine Gänsehaut. Er schaute genauer hin, konnte aber nichts entdecken. Es musste ein Versehen gewesen sein, ein Streich, den ihm sein Kopf spielte, entschied er, aber sein Herz raste immer noch.
Sollte er Milton, den anderen Magier, rufen? Er holte tief Luft, um sich zu beruhigen, und nahm an, dass er nur verspottet werden würde, wenn er das tat. Dennoch rückte er unnötigerweise die einzelne Fackel in dem Behelfshalter über sich zurecht und kam zu dem Schluss, dass es das flackernde Licht gewesen war, das diese Illusion verursacht hatte. Kein Wunder, dass sein Kopf ihm Streiche spielte. Wieder einmal war er verblüfft, wie weit die Beleuchtung in diesem ansonsten pechschwarzen Loch reichte. Erneut atmete er tief ein und wandte seine Aufmerksamkeit dem dicken Buch auf seinem Schoß zu. Nach seinem ersten Wachdienst hier war er zu dem Schluss gekommen, er könnte zumindest seine Studien weiterführen. Er war nicht der beste Gelehrte im Konklave und musste seine Erinnerungen an die komplizierteren Zaubersprüche auffrischen. Besondere Schwierigkeiten hatte er mit denen, die auf Keshianisch verfasst waren, denn er war nicht sonderlich sprachbegabt.
Er wandte seine Aufmerksamkeit der Seite zu, und nach einer Weile verlor er sich in dem Versuch, eine besonders seltsame Formulierung zu begreifen.
Dann sah er aus dem Augenwinkel eine weitere Bewegung, und er riss den Kopf hoch. In der ersten Reihe von Talnoy …
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Er musste wirklich seine Fantasie im Zaum halten. Alles war genau so wie erst Augenblicke zuvor … oder nicht? Mit klopfendem Herzen und unsicher, was er tun sollte, wartete Joachim auf eine weitere Bewegung.
Der Erste aus der Garde des TeKarana, der Valkos Leute entdeckte, starb, bevor er auch nur begriff, was er vor sich hatte. Pug hatte sich entschlossen, nicht mehr subtil zu sein, und nutzte eine sehr grundlegende Form körperlicher Kontrolle, um den Mann so fest es ging gegen eine entfernte Steinmauer zu werfen. Der Aufprall war ähnlich, als wäre er fünfhundert Fuß tief auf festen Stein gefallen. Der Krach würde zweifellos andere im Gang alarmieren und ihnen mitteilen, dass etwas nicht stimmte. Das orangefarbene Blut war in alle Richtungen gespritzt.
»Beeindruckend«, sagte Martuch zu Magnus. »Ich sollte Euren Vater lieber nicht verärgern.«
»Gute Entscheidung«, erwiderte der jüngere Magier, ein wenig erstaunt über den trockenen Humor des Dasati in dieser Situation. Verglichen mit den anderen Dasati, die sie kennen gelernt hatten, war Martuch selbstverständlich in vielem beinahe menschlich. Aber Magnus war ebenso überrascht über den Ausbruch seines Vaters und erkannte, dass Pug eine Menge Nervosität verborgen hatte, seit sie auf dieser Ebene eingetroffen waren. Und da er wusste, dass Pug sich niemals Sorgen um sich selbst machte, musste er um Magnus fürchten, um Nakor und sogar um diesen seltsamen Ralan Bek.
Magnus wusste, dass es Dinge gab, die sein Vater ihm nicht anvertraut hatte, und dass Nakor und Bek eine Rolle spielten, die er nicht vorausahnen konnte, aber er hatte sich im Lauf der Jahre angewöhnt, seinem Vater zu
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