Feist, Raymond - Die Erben von Midkemia
Himmel, der mehr dem ähnelte, was er vom Universum der Dasati erwartete, einen Ort voller Farben und Energien, die sehr lebhaft aussahen, jedoch nicht von menschlichen Sinnen wahrgenommen werden konnten. Aber hier gab es riesige Vorhänge von Farbe mit massiven Energieschwankungen, die über ihre Oberflächen pulsierten, und er wusste, er hatte etwas unglaublich Fernes vor sich. Schichten irisierender Farben, Rot, Lila, Violett und Indigo, schillerten unvorstellbar weit entfernt, bedeckten gewaltige Bereiche des Himmels. Ein riesiger Felsen von der Größe eines Berges purzelte vorbei, Energie tanzte über seine Oberfläche und ließ Magmaströme in den Raum brechen. Weit, weit entfernt beleuchteten Sterne die Kuppel des Himmels, obwohl es erheblich weniger von ihnen gab als am Nachthimmel zu Hause. »Wo sind wir?«, fragte Pug.
»Das hier ist die dritte Ebene, die vor kurzem noch vom Dunklen bewohnt wurde. Wie du siehst, hat er genug große Stücke zurückgelassen, dass diese Ebene der Wirklichkeit eine Chance hat, sich ein wenig schneller wieder zu formen als die, die wir gerade verlassen haben. Es gibt in diesem Universum Ecken, wo das Leben noch existiert, tatsächlich sogar ein paar kleinere Zivilisationen. Sie könnten eventuell lange genug bestehen, um sich mit anderen Welten in Verbindung zu setzen.«
»Wieso gibt es hier weniger Zerstörung?«
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»Aus unterschiedlichen Gründen«, antwortete Banath. »Wie du zweifellos bemerkt hast, sind die Energiezustände in unserem Reich erheblich höher, im so genannten ersten Reich, das übrigens von denen auf der Ebene über uns als Erster Kreis der Hölle betrachtet wird.«
Pug lachte. »Ich nehme an, das ist eine Frage der Perspektive.«
»Unbedingt.« Banaths Tonfall wurde ernst. »Du bist ebenso verflucht wie gesegnet, Pug von Crydee. Mehr als jeder andere Sterbliche seit Macros.«
»Ich fange an, das zu verstehen.«
»Macros war kein perfektes Gefäß, unser erster Versuch, und in vielerlei Hinsicht eine schlechte Wahl.« »Warum?«
»Wegen der Eigenschaften, die dafür sorgten, dass er so leicht zu manipulieren war: Eitelkeit, Arroganz und ein grundlegendes Misstrauen gegenüber anderen. Du hingegen warst eine neue Seele, unberührt von vielen der Dinge, die Macros in früheren Leben auszeichneten. Du bist das Ergebnis einer Verschwörung von Göttern, denn wir brauchten dich.«
»Warum?«
»Weil du eine Art von Waffe bist und ein Werkzeug, und du bringst einen Faktor in diese Situation, den kein Gott einbringen kann: Menschlichkeit. Wir sind ebenso deine Sklaven, wie wir deine Herren sind, Pug. Die Beziehung zwischen den Göttern und der Menschheit ist eine, die in fairem Austausch besteht. Wir verleihen euren tiefsten Bedürfnissen und Überzeugungen Ausdruck, und ihr gebt uns Gestalt und Substanz.«
»Warum du?«, fragte Pug. »Wenn ich zuvor gefragt worden wäre, welcher Gott dafür zuständig sein sollte, die Dinge in diesem Reich wieder so zu machen, wie sie sein
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sollten, hätte ich Ishap vorgeschlagen, denn Gleichgewicht ist ungemein wichtig. Oder unter den Geringeren Göttern vielleicht Astalon, wegen seiner Gerechtigkeit. Aber du?«
»Wer sonst?«, sagte Banath mit einem tiefen, grollenden Lachen. »Macros dachte, dass er irgendwie für Sarig arbeitete, den verlorenen Gott der Magie, und Nakor glaubte, das Instrument von Wodan-Hospur zu sein, dem verlorenen Gott des Wissens.« Er hielt inne. »Du hast nur einen winzigen Aspekt der Götter gesehen, Pug, aber dennoch mehr als die meisten. Und noch mehr gehört, von Leuten wie Nakor oder Jimmy … Du weißt, dass selbst die Erinnerung eines Gottes, oder der Traum eines Gottes oder sein Echo Gestalt und Substanz annehmen und handeln kann, als wäre der Gott immer noch präsent.
Ich bin hier und zeige dir einen Aspekt von mir, liefere eine Illusion, die dich belehrt, aber gleichzeitig höre ich auch einem Dieb in Roldem zu, der bald von der Stadtwache gefunden werden wird und der mich anfleht, ihm zu helfen.
Ich beobachte, wie ein Mann seine Frau anlügt, als er davongeht, um sich mit seiner Mätresse zu treffen, die ihn belügt, wenn sie von Liebe redet, aber sein Gold nimmt, um es ihrem Geliebten zu geben, einem Schurken, der nicht wirklich an mich glaubt, aber widerwillig jeden Monat ein Kupferstück in den Opferkasten in meinem Schrein in LaMut wirft, nur für den Fall. Ich lausche auch dem Flehen eines Spielers, der kurz davor steht, seine letzte Münze zu verlieren und der
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