Feist, Raymond - Die Erben von Midkemia
Grund für Magnus’ Unbehagen den kleinen Garten.
Dieser Mann war, wenn er wirklich glaubte, was sein Vater ihm gesagt hatte, sein Großvater, der legendäre Macros der Schwarze. Aber die Person, die vor ihm stand, war kein Mensch, sondern ein Dasati. Dennoch hatte der Mann Erinnerungen, die nur Macros gehören konnten, sprach die Königssprache, Tsurani und die Sprache von Kesh makellos, ebenso wie diverse andere Sprachen von Midkemia und Kelewan, und hatte auch in anderer Hinsicht demonstriert, dass er den Geist eines Menschen aus seiner Heimatwelt hatte.
Aber das gesamte Problem von Macros’ Anwesenheit auf dieser Welt und in dieser Gestalt warf Fragen auf, die mehr als beunruhigend waren. Insgeheim fürchtete sich Magnus.
Macros war, seit Pug und die anderen eingetroffen waren, die meiste Zeit abwesend gewesen und hatte nur hin und wieder ein paar Minuten Zeit gehabt, um mit Pug zu sprechen. Nun senkte der hochgewachsene Dasati den Kopf zum Gruß und kam zu Pug und Magnus. »Darf ich mich setzen?«, fragte er.
Magnus nickte und rutschte ein Stück auf der Steinbank, um Platz für den Dasati-Magier zu schaffen.
»Selbst nach Wochen dreht sich in meinem Kopf noch alles«, sagte Pug. »Mir ist klar, dass du dich, äh, verändert hast, aber ich kann auch sehen, dass du immer noch du selbst bist.« Er betrachtete die Züge des Dasati, der neben ihm saß. »Ich bin nach vernünftigen Maßstäben geduldig gewesen - ich denke, die anderen werden mir zustimmen.« Er warf einen Seitenblick zu Magnus und Nakor. »Wir verstehen aus dem, was wir uns zusammengereimt haben, dass du der Anführer einer Gruppe bist, die sich ständig in Gefahr befindet, und dass du viele Verantwortungen hast. Aber jetzt bist du hier, und warum erzählst du uns nicht die ganze Geschichte, da wir offenbar nun ein wenig Zeit haben?«
Nakor stand von seiner Bank auf und kam herüber, um sich neben Pug zu setzen. »Und so sehr ich eine gute Geschichte auch genieße, es wäre nützlich, diesmal die Wahrheit zu hören, Macros.«
Macros lächelte. »Vielleicht bestand mein tragischstes Verbrechen tatsächlich darin zu lügen. Zu diesem Zeitpunkt …« Er wandte sich ab, als hätte er eine schmerzliche Erinnerung vor Augen. Er holte tief Luft. »Es ist so viele Jahre her, meine Freunde. Ich war ein arroganter Mann, der sich weigerte, anderen genug zu vertrauen, um ihnen die schlichte - oder in einigen Fällen nicht so schlichte -Wahrheit zu sagen und sie wählen zu lassen, ob sie nun das Richtige tun wollten oder nicht. Ich manipulierte Leute mit Lügen, damit ich dafür sorgen konnte …« Er schüttelte den Kopf. »Eine andere Sünde war Eitelkeit, das muss ich zugeben. Ich war eitel damals … damals, als ich noch jung und ein Mensch war.« Er bewegte die Hand in einem vagen Kreis. »Diese Erfahrung hier war demütigend, Pug.« Er sah Magnus an. »Ich habe einen erwachsenen Enkel und jeden einzelnen Tag seines Lebens verpasst.«
»Du hast zwei«, warf Magnus ein. »Ich habe einen jüngeren Bruder.«
»Caleb«, sagte Macros zu Magnus. »Ich weiß.«
Pug kam immer noch nicht mit der Tatsache zurecht, dass dieser Nichtmensch sein alter Freund sein sollte, und wollte seinen Geist zwingen zu akzeptieren, was er mit eigenen Augen sehen konnte. Nachdem er einmal über dieses Staunen hinaus war, blieb noch ein anderes Problem: dass der Mann vor ihm, Macros der Schwarze, der Vater seiner Frau war.
Wie er gerade offen zugegeben hatte, war er ein Mann, der andere Leute benutzt hatte, wie man Werkzeuge benutzt, und er hatte schamlos gelogen, um Vorteile zu erringen. Er hatte Leute in Gefahr gebracht, ohne sie nach ihrer Zustimmung zu fragen, und Entscheidungen für andere getroffen, die in Schmerzen, Leid und Tod endeten. Als Ergebnis war es schwierig, ihm zu vertrauen. Andererseits hatte Pug gesehen, wie Macros starb, als er andere gegen Maarg, den Dämonenkönig, verteidigte. Es war das größte Opfer gewesen und hatte Midkemia beinahe mit Sicherheit vor Schrecken gerettet, für die der Schlangenkrieg nur ein mildes Vorspiel gewesen wäre. Maarg hätte sehr wahrscheinlich die ganze Welt zerstört, wenn er genug Zeit gehabt hätte.
Macros sprach ruhig weiter. »Die Zeit für Heimtücke ist vorüber.« Er sah Magnus an, streckte die Hand aus und berührte sanft das Gesicht seines Enkels. »In diesem Körper bin ich jünger als du«, sagte er mit bitterem Lächeln. »Trotz Hunderten von Jahren in meiner Erinnerung bin ich nach Maßstäben der Dasati
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