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Feist, Raymond - Die Erben von Midkemia

Feist, Raymond - Die Erben von Midkemia

Titel: Feist, Raymond - Die Erben von Midkemia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der verruckte Gott cropped
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Heimatwelt sprechen, dafür gesorgt, dass diese hier es nicht tun.« Er sagte das in beinahe heiterem Tonfall, aber sein Blick war auf Miranda gerichtet und zeigte keine Heiterkeit. »Also, was denkt Ihr wirklich?«
    »Worüber, Majestät?«, erwiderte Miranda, als sie sich auf den angebotenen Sessel setzte, ein gut gepolstertes Möbelstück, das dem Sessel des Kaisers gegenüberstand. Sie betrachtete sein Gesicht. Wie das Königreich der Inseln und das Kaiserreich Groß-Kesh auf Midkemia bestand das Reich der Tsurani aus vielen Völkern, also gab es kein wirkliches Tsurani-«Aussehen«, wenn man einmal davon absah, dass sie kleiner waren als die Leute aus Midkemia.
    Sezu war ein wenig größer als der Durchschnitt, aber ansonsten schien der junge Mann der klassische Tsurani-Adlige zu sein, souverän, ruhig und beinahe unmöglich zu deuten. Wenn es eine Sache gab, die Miranda allgemein an den Tsurani ärgerte, war das ihre scheinbar makellose Gefasstheit. Man hörte in der Öffentlichkeit kaum einmal eine laute Stimme oder eine hitzige Auseinandersetzung.
    Der Kaiser setzte sich. »Das habt Ihr gut gemacht.«
    »Danke«, sagte Miranda. »Glaube ich.«
    Der junge Mann lächelte, und Jahre fielen von ihm ab. »Ich habe manchmal Schwierigkeiten, mich daran zu erinnern, dass Ihr recht alt seid, denn Ihr seht nicht viel älter aus als ich, sagen wir mal wie eine ältere Schwester oder sehr junge Tante.«
    »Sehr jung«, betonte Miranda.
    Der Kaiser lachte leise. »Man hat mir einiges darüber erzählt, wo Euer Mann sich aufhält. Sind diese Berichte akkurat?«
    »So akkurat sie sein können, wenn man bedenkt, dass er nicht zu erreichen ist, nicht einmal durch Magie«, erwiderte sie.

    Der Kaiser lehnte sich nachdenklich zurück. »Er hat eine unvorstellbar gefährliche Reise angetreten.«
    Mirandas Miene zeigte, wie besorgt sie war, obwohl sie versuchte, ruhig zu bleiben. »Wie ich nur zu gut weiß, Majestät.«
    »Es gibt Dinge, die ich wissen muss.«
    »Was wollt Ihr wissen, Majestät?«
    »Die Wahrheit«, sagte der junge Monarch. »Alenca und die anderen betrachten mich oft immer noch als Jungen -und ich nehme an, aus ihrer Perspektive höheren Alters bin ich das auch -, aber von Eurem Gesichtspunkt aus müssen die Erhabenen alle wie Kinder wirken.«
    »Ich habe schon vor langer Zeit gelernt, Majestät, dass Alter nur wenig mit Weisheit zu tun hat. Man kann die Erfahrungen eines ganzen Lebens innerhalb von zwei Jahren machen oder vollkommen unberührt von den Problemen der Welt durch ein langes Leben gehen. Es hängt vom Einzelnen ab. Alenca verfügt über die Fähigkeit, auch mitten im Chaos eine Situation kühl einschätzen zu können. Darum kann ich ihn nur beneiden.«
    Der Kaiser dachte schweigend darüber nach, was sie gesagt hatte, dann antwortete er: »Meine geheiligte Urgroßmutter Mara hatte genug Erfahrung und Weisheit für ein Dutzend Leben.«
    Miranda schwieg und fragte sich, wieso er diese verehrte Frau nun erwähnte.
    »Ich glaube, Euer Mann kannte sie.«
    »Ich bin nicht sicher, Majestät«, erwiderte Miranda. »Ich weiß, dass sie sich in all der Zeit mindestens einmal begegnet sind, aber Ihr dürft nicht vergessen, dass Pug in diesen Hallen nicht immer ein willkommener Anblick war.«
    Der Kaiser lächelte. »Die Kaiserlichen Spiele. Ja, ich erinnere mich an diese Geschichte. Meine Urgroßmutter war eine der vielen Adligen bei diesen Spielen, als Euer Mann den Kriegsherrn öffentlich beschämte und seiner Macht ein Ende bereitete. Wisst ihr, dass es beinahe fünf Jahre dauerte, um die Schäden zu beheben, die Milamber dem großen Stadion zugefügt hat?«
    Miranda verkniff sich ein Lächeln. Pug - oder Milamber, wie die Tsurani ihn nannten - war vielleicht der geduldigste Mann, den sie kannte - eine Qualität, die sie abwechselnd hoch achtete und ärgerlich fand -, aber wenn er schließlich die Fassung verlor, konnte das Ergebnis entsetzlich sein. Nach allem, was sie darüber gehört hatte, konnte, was er bei diesen Spielen vor so vielen Jahren geleistet hatte, nur heroisch genannt werden, sogar gottähnlich. Er hatte Feuer regnen lassen, Tornados und Erdbeben heraufbeschworen, und der gesamte Adel hatte vor Entsetzen gezittert. Schließlich sagte sie: »Ich habe gehört, dass die Schäden beträchtlich waren.«
    Das Lächeln des Kaisers verschwand. »Aber das ist nicht, worüber ich sprechen wollte. Es geht mir darum, dass Euer Gatte und meine Urgroßmutter innerhalb ihres Lebens mehr Veränderungen im

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