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Feist, Raymond - Die Erben von Midkemia

Feist, Raymond - Die Erben von Midkemia

Titel: Feist, Raymond - Die Erben von Midkemia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der verruckte Gott cropped
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Die versammelten Lords der größeren und geringeren Häuser schwiegen wie ein einziger Mann. Keiner wagte, vor dem Licht des Himmels das Wort zu ergreifen.
    Miranda bemerkte den leeren Stuhl an seiner Seite, der ein wenig niedriger auf dem Podium stand. Er war dort von Sezus Urgroßmutter aufgestellt worden, der legendären Lady Mara von den Acoma, Herrin des Kaiserreichs, die einzige Person in der langen Geschichte der Tsurani, die diesen Titel getragen hatte. Um ihr Haus vor gefährlichen Feinden zu schützen, hatte sie die Nation reformiert und Millionen von einem Leben ohne Hoffnung befreit. Als Ergebnis hatte sich eine Nation erhoben, die nun ebenso viel Wert auf Kunst, Musik und Literatur legte wie auf Ehre, Tapferkeit und Opfermut im Krieg. Das Reich mochte seine Kämpfe und Schwierigkeiten haben, aber es war unter den letzten drei Kaisern wiedergeboren worden, trotz mehrerer Versuche von Traditionalisten, es zu alten Werten zurückzulenken.
    Aller Augen waren nun auf den Kaiser gerichtet, als das Licht des Himmels sich rührte.
    Sezu, Erster dieses Namens, zeigte endlich seine Reaktion: Er wirkte zutiefst beunruhigt. Als seine Urgroßmutter das Reich reformiert hatte, hatte sie auch das Amt des Kaisers von einer beinahe vollkommen zeremoniellen Rolle zur ultimativen Macht im Reich verändert, und das Gewicht der Verantwortung hatte den jungen Mann bereits über seine sechsunddreißig Jahre hinaus altern lassen. Leise sagte er nun: »Das sind wahrlich schlimme Nachrichten, Lady Miranda. Wir waren für mehr als zwei Generationen eine relativ friedliche Nation. Es gab Schwierigkeiten mit unseren Nachbarn im Thuril-Hochland, und auf der anderen Seite des Blutigen Meeres kam es zu Auseinandersetzungen, die dafür sorgten, dass einige unserer jungen Männer sich mit dem Mantel des Ruhms umgeben und ihren Häusern Ehre bringen konnten. Aber wir haben seit unserer Invasion Eurer Heimatwelt keinen größeren Krieg ausgetragen.«
    Miranda nickte. Der Kaiser hatte ein wenig midkemisches Blut: Maras midkemischer Geliebter, Kevin, war als Vater von Kaiser Justin anerkannt worden, und obwohl diese Tatsache ein vages Gefühl der Verwandtschaft be wirkte, war der junge Mann vor Miranda ganz und gar Tsurani. Seine nächste Frage hatte etwas beinahe Eingeübtes. »Würde es nicht helfen, wenn dieser Talnoy von unserem Land fort- und zu Eurer Welt zurückgebracht würde?«
    Miranda sah Alenca an, den Ältesten der Erhabenen, der sagte: »Licht des Himmels, wir haben darüber nachgedacht, und wir glauben, dass das sinnlos sein würde. Es war der Abtrünnige Leso Varen, der den Dasati geholfen hat hierherzukommen. Sie wissen jetzt, wie sie es wieder tun können, und wir sind sicher, dass sie es tun werden.« Er hielt inne, als wöge er seine Worte vorsichtig ab, und fügte dann hinzu: »Es ist etwas an unserer Welt … Viele von uns denken, dass die Dasati diesen Planeten aus einem bestimmten Grund als Ziel betrachten; wir wissen nur nicht, was dieser Grund sein könnte.« Er schwieg einen Augenblick und fügte dann hinzu: »Wir denken, die Nation muss sich auf eine Invasion vorbereiten.«
    Der Kaiser schwieg lange Zeit, um darüber nachzudenken. Dann sprach er auf eine Weise, die Miranda nur als sehr präzise bezeichnen konnte. Ihr wurde klar, dass dieser Kaiser kein Narr war. Er hatte gewusst, was sie und Alenca sagen würden, bevor sie es ausgesprochen hatten. Ihr Instinkt, dass er nicht entsetzt gewesen war, hatte sich als richtig erwiesen. Aber sie fragte sich, wie er es gewusst haben konnte. Und außerdem war sie sicher, dass er seine Reaktion geübt hatte!
    »Hört mir gut zu«, sagte das Licht des Himmels zu dem versammelten Rat, als er aufstand. Die Lords des Kaiserreichs erhoben sich sofort, denn es war geringeren Wesen nicht erlaubt, in Gegenwart des Herrschers zu sitzen, wenn dieser stand. »Unsere Tradition reicht weit zurück, unsere Sitten und Bräuche haben sich immer wieder als gut erwiesen, aber nun stehen wir neuen Gefahren gegenüber, die nichts mit den Dingen zu tun haben, an die wir uns erinnern können. Sie erinnern eher an geheiligte Urzeit, eine Zeit des Mythos und die Ankunft der Nationen über die goldene Brücke. Die Hüter unserer Überlieferung nehmen an, dass uns etwas aus dem Heim der Vorzeit vertrieb, das so grauenvoll war, dass man es nicht beschreiben konnte; es gibt keine Geschichte und kein Lied, die auch nur andeuten, was uns auf diesen Planeten getrieben hat. Es ist einfach nur dieses

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