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Feist, Raymond - Die Erben von Midkemia

Feist, Raymond - Die Erben von Midkemia

Titel: Feist, Raymond - Die Erben von Midkemia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der verruckte Gott cropped
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zum Vasallen eines geringeren Hauses gemacht - trotz der Großzügigkeit der Geste eine Beleidigung unserer Ahnen.«
    »Das verstehe ich nicht«, sagte Miranda.
    »Ihr müsstet Tsurani sein, um es vollkommen zu verstehen, fürchte ich«, sagte Alenca und bedeutete Miranda, ihm zu folgen. »Ein geringerer Vetter, einer der letzten

    Überlebenden des letzten wirklichen Minwanabi-Lords, wurde zum herrschenden Lord erklärt und heiratete später eine Acoma-Kusine, was die Häuser noch näher aneinanderband, aber die Beleidigung der Minwanabi durch die Acoma wurde nie vergessen. Ich nehme an, das Brechen des Siegels am Tempel und den gefährlichsten Mann im Reich in dieses hohe Amt einzusetzen ist die Taktik unseres Lichts des Himmels, um dafür zu sorgen, dass sein erbittertster Feind im Hohen Rat für einige Zeit anderweitig beschäftigt ist und keine Gelegenheit haben wird, über einen möglichen Kaisermord nachzudenken.«
    Miranda holte tief Luft, um sich zu beruhigen, und fragte sich nicht zum ersten Mal, ob die Tsurani tatsächlich verrückt waren.
    Miranda beobachtete den jungen Kaiser, als er das Gespräch in seinen persönlichen Gemächern fortführte. Sie waren einander bei zwei vorherigen Anlässen nur kurz begegnet, einmal, als er ein Junge am Hof seines Vaters gewesen war, und das zweite Mal bei seiner Krönung. Das letztere Ereignis war so dominiert von Tsurani-Tradition gewesen, dass sie weniger als fünf Minuten in seiner Gegenwart verbracht hatte, und das gesamte Gespräch war zwischen dem jungen Kaiser und ihrem Mann geführt worden. Miranda war verärgert gewesen und hatte die Ironie deutlich gespürt, von einem von Traditionen gebundenen jungen Mann so nachdrücklich ignoriert zu werden, der seine Stellung einer Frau verdankte, seiner Urgroßmutter, die gegen so viele Traditionen verstoßen hatte.
    Und wieder ließ man sie nicht wirklich am Gespräch teilhaben, während der neu ernannte Kriegsherr und der Kaiser den größten Teil der Fragen an Alenca und die beiden anderen hohen Magier aus der Versammlung richteten.
    An einer Stelle in diesem Gespräch, das über eine Stunde dauerte, stand sie kurz davor, eine Einschätzung abzugeben, aber Alenca hatte ihr einen warnenden Blick zugeworfen und leicht den Kopf geschüttelt, und Miranda hatte weiter geschwiegen. Weil Pug den alten Mann mochte und sie schon öfter mit ihm zu tun gehabt hatte, folgte sie seinen Wünschen, fragte sich aber, was er vorhatte.
    Trotz ihres verletzten Stolzes war Miranda beeindruckt davon, wie geschickt der Kaiser das Gespräch in die Richtung lenkte, die er wünschte, wie geschickt er den Fluss der Debatte eindämmte und Meinungen manipulierte. Nach einer weiteren Stunde der Diskussion war sie nun sicher, dass der junge Sezu von den Acoma, Erster dieses Namens, Kaiser von ganz Tsuranuanni und Licht des Himmels, sich nichts vormachen ließ. Als die Besprechung zu Ende war, hatte er einen Konsens erreicht, ohne sich ein einziges Mal auf seine Autorität berufen zu müssen.
    Als sie sich erhob, sagte der Kaiser: »Lady Miranda, einen Moment bitte.«
    Alenca zögerte, dann verbeugte er sich noch einmal vor dem Kaiser und bedeutete Miranda mit neugieriger Miene, dass er draußen auf sie warten würde. Sobald die Tsurani-Adligen und Magier gegangen waren, sagte der Kaiser: »Darf ich Euch etwas anbieten? Wein? Ich habe mehrere gute Rote aus Eurem Königreich der Inseln und auch einige hiesige Weine, obwohl ich fürchte, dass unser heißes Klima ein wenig problematisch ist.«
    Beinahe erfreut erkannte Miranda, dass er versuchte, sie zu bewegen, ihre Wachsamkeit aufzugeben. Sie sagte: »Wasser wäre angenehm, Majestät.«
    Er winkte, und noch bevor die Geste beendet war, brachte ein Diener einen großen Keramikkelch mit frischem Wasser. Während sie trank, winkte der Kaiser die Dienerweg und zeigte auf zwei Sessel an einem großen Fenster, das auf den Haupthof des Palasts hinausging. »Bitte, keine Förmlichkeit«, sagte er in der Königssprache und beinahe akzentfrei. Sie war überrascht.
    »Meine Wachen haben geschworen, mich und mein Leben mit ihrem eigenen zu schützen«, sagte er und zeigte auf die vier noch im Raum verbliebenen Männer in der traditionellen weißgoldenen Rüstung der Leibwache des Kaisers. »Aber sie sind Menschen und haben daher wahrscheinlich menschliche Fehler. Ein Wort hier, eine zufällige Bemerkung da, und wir sind erledigt. Also habe ich, wenn auch viele hier in Kelewan die eine oder andere Sprache eurer

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