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Feist, Raymond - Die Erben von Midkemia

Feist, Raymond - Die Erben von Midkemia

Titel: Feist, Raymond - Die Erben von Midkemia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der verruckte Gott cropped
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überfallen könnte und durchaus eine Chance hätte, ihn zu besiegen. Aber ein zweiter Bogen oder ein zweites Schwert würde beinahe sicher bedeuten, dass er sterben oder wieder gefangen genommen würde. Also griff er nur für den Fall, dass es zwei sein sollten, nach seinem Gürtel und nahm ihn ab. Er hatte vier Geheimfächer hineingenäht, weshalb er auch einen großen Stein als Waffe benutzt hatte, als er sich den Wolfsreitern stellte, und nicht seinen Gürtel, wie Kaspar befohlen hatte. Er zupfte geschickt mit dem Daumennagel die Naht auf, holte zwei kleine Beutel heraus und legte die Phiolen beiseite, die er dort aufbewahrt hatte. Dann zog er eine kleine, dünne und sehr tödliche Klinge, die er hergestellt hatte, direkt unterhalb der Schnalle aus dem Gürtel - die Schnalle konnte übrigens auch als Schlagring benutzt werden, eine liebenswerte kleine Erfindung aus Queg - und legte sie neben die Phiolen. Er musste lächeln bei der Vorstellung, dass Kaspar mit seinem Gür
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    tel um sich geschlagen hatte, und dachte, er sollte wirklich eine solche Spezialschnalle für den ehemaligen Herzog herstellen lassen. Kaspar war jahrelang ein Stachel im Fleisch des Königreichs gewesen, wenn auch mehr ein Problem für Roldem und Groß-Kesh, was bedeutete, dass das Königreich der Inseln es für wert hielt, ihn zu tolerieren, aber seit seinem Exil und der Rückkehr hatte er sich für das Konklave als wertvoller Mitarbeiter erwiesen.
    Außerdem mochte Jim den Mann. Er mochte ein mörderischer Schurke sein, genau wie Jim selbst, aber dahinter verbarg sich ein interessanter, komplizierter Mann, einer, der gerne auf die Jagd ging, gutes Essen und Wein und die Gesellschaft schlechter Frauen genoss.
    Er legte sich seinen Gürtel wieder um, nahm die Klinge in die rechte Hand und griff mit der linken nach der ersten Phiole. Er überzog seine Klinge mit ihrem Inhalt, danach warf er den leeren Behälter beiseite. Anschließend griff er nach der zweiten Phiole und wartete.

    Die beiden Elfen waren ganz plötzlich da. Sein Instinkt sagte ihm, dass es Zeit war, sich zu bewegen, und ohne nachzudenken tat er das und wandte sich in die richtige Richtung.
    Eine Schwertklinge schlug in den Baumstumpf, wo Jim nur einen Augenblick zuvor gekauert hat. Er brach die Phiole zwischen Daumen und Zeigefinger und schnippte den Inhalt in die Augen des Elfen. Innerhalb von Sekunden war der Mann auf den Knien, griff sich ins Gesicht und schrie vor Schmerz.
    Der zweite Elf war Sinda. Er spannte den Bogen und schoss einen Pfeil ab. Jim dachte nicht nach, reagierte nur und bewegte sich blitzschnell nach links. Dies rettete ihm das Leben, denn der Pfeil sauste an seinem Hals vorbei, dicht genug, dass die Fiederung ihm einen flachen Schnitt 89
    verursachte. Jim überschlug sich nach vorn, ignorierte die Steine und Zweige, die ihn dabei verletzten, kam rasch wieder auf die Beine und trieb seine Schulter in Sindas Magen.
    Auf diese Entfernung war der Bogen sinnlos, und bevor der Elf sein Gürtelmesser ziehen konnte, warf Dasher ihn zu Boden, holte mit der Faust aus und schlug ihm hart gegen das Kinn. Die Augen des Elfen wurden für einen Moment ausdruckslos, und mehr brauchte Jim nicht. Er klemmte den linken Arm des Elfen unter seinen Knien fest und packte sein anderes Handgelenk mit der linken Hand. Er drückte seine kleine Klinge fest genug gegen Sindas Hals, dass dieser es spüren konnte, und sagte: »Wenn Ihr leben wollt, dann rührt Euch nicht. Die Klinge ist vergiftet, und ein Schnitt wird Euch schnell umbringen.«
    Der Elf war halb betäubt, verstand aber genug, um still zu bleiben. Nach einer Sekunde fügte Jim hinzu: »Gut. Hört zu. Ich habe nicht viel Zeit. Euer Freund hat Moosrücken-Gift in den Augen. Ihr wisst, was das bedeutet. Ihr habt vielleicht eine Stunde oder höchstens zwei, um ihn zu einem eurer Heiler zu bringen. Jetzt müsst Ihr entscheiden, was wichtiger ist: mich zu töten und ihn sterben zu lassen oder sein Leben zu retten. Beides könnt Ihr nicht tun. Und mich zu töten wird nicht einfach sein. Kann Euer Volk es sich leisten, zwei weitere Krieger zu verlieren?«
    Rasch stand Jim auf und ließ den verwirrten Sinda liegen. »Warum habt Ihr mich nicht umgebracht?«, fragte er.
    Jim Dasher griff nach seinem Hals und zog etwas ab. Er warf es Sinda zu und sagte: »Ich bin nicht Euer Feind. Keiner der Männer, die ihr gefangen haltet, ist das. Wenn Ihr es zulasst, werden wir Euch helfen zu überleben. Aber ich muss meinen Leuten sagen, was

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