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Feist, Raymond - Die Erben von Midkemia

Feist, Raymond - Die Erben von Midkemia

Titel: Feist, Raymond - Die Erben von Midkemia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der verruckte Gott cropped
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Seufzer der Erleichterung erklingen musste. Er war noch jung, jedenfalls nach den Maßstäben der Versammlung, aber Miranda hatte schon von ihm gehört; man hielt ihn für vernünftig und sehr mächtig.
    Ohne Vorrede sagte sie: »Majestät, Ihr müsst die Heilige Stadt verlassen.«
    Der Kaiser blinzelte, als verstünde er nicht, was sie sagte, dann veränderte sich seine Haltung. Er holte tief Luft und steckte sein Zeremonienschwert ein.
    »Darf ich fragen, warum, Miranda? Es geschieht selten, dass mir jemand Befehle erteilt.«
    Erst jetzt verstand Miranda, dass ihre Formlosigkeit in 93
    einer Situation, in der sie nicht allein waren, unangemessen wirkte. »Bitte entschuldigt, Majestät. In meiner Sorge um Euer Wohlergehen habe ich meinen Platz vergessen. Es muss Varen sein. Verkleidet als Wyntakata ist er ein Dutzend Mal in diesem Palast gewesen, und er ist der Einzige, der weiß, wie man diese Todespriester in Euren privaten Garten bringen kann.«
    »Todespriester?«
    »Zwei Dasati-Todespriester sind in Eurem Garten erschienen und haben begonnen, alle zu töten, die in Sicht waren.« Sie hielt einen Augenblick inne, dann fügte sie hinzu: »Es handelte sich zweifellos um einen Selbstmordangriff.
    Varen wäre es egal, wie viele Dasati sterben, und sie sind Fanatiker im Dienst ihres Dunklen Gottes.«
    »Kehrt wieder zu dem Grund zurück, wieso ich meinen Palast verlassen muss«, sagte der Kaiser.
    »Als Wyntakata hat Varen den Palast gut genug kennen gelernt, um Euch hier weiter angreifen zu können. Er weiß, dass der Hohe Rat trotz seiner leidenschaftlichen Loyalität zum Kaiserreich ins Chaos stürzen würde, wenn Ihr umkämet. Ohne offensichtlichen Erben …«
    »Wird es einen Kampf zwischen Vettern geben, wer als Nächster auf dem Goldenen Thron sitzen soll«, beendete Kaiser Sezu ihren Satz. »Ja, das klingt logisch. Aber wohin sollte ich gehen?«
    »Hat Wyntakata je einen Eurer Landsitze aufgesucht, Majestät?«
    »Ich bin nicht sicher«, erwiderte der Kaiser. »Vielleicht, bevor ich gekrönt wurde …«
    »Nein, vor kürzerer Zeit«, sagte Miranda. Sie dachte nach, wie viel Zeit seit Varens letztem angeblichen »Tod« bei seinem Angriff auf die Insel des Zauberers verstrichen war. »Nur im vergangenen Jahr.«
    93
    »Nein, nicht dass ich wüsste«, sagte der Kaiser. »Vorsichtshalber werde ich meinen Ersten Berater mit den Hausangestellten sprechen lassen.« Seine Miene hellte sich ein wenig auf. »Es gibt einen Ort, von dem ich sicher bin, dass er ihn nie aufgesucht hat. Der alte Acoma-Land-sitz südlich von Sulan-Qu. Niemand hat mehr dort gelebt, seit mein Großvater den Thron bestieg, aber wir haben die Ländereien und die Gebäude im kaiserlichen Haus als Schrein behalten, als einen Ort der Verehrung, weil es der Geburtsort der Herrin des Kaiserreiches war. Ja, ich bin sicher, dass er nie dort gewesen ist.«
    Sie nickte Manwahat zu, und der junge Magier sagte: »Wenn das Licht des Himmels es erlaubt, kann ich Euch und Eure vertrauenswürdigsten Diener innerhalb von ein paar Minuten dorthinbringen.« Der Kaiser schien widersprechen zu wollen, aber der Magiebenutzer fügte hinzu: »Andere können dafür sorgen, dass Euer Haushalt schnell folgen wird.« Er nickte Miranda zu.
    »Ich werde es der Versammlung bekannt geben, und wenn es nötig wird, werden wir den gesamten Regierungssitz dorthin verlegen. Ich kann von dort ebenso schnell Befehle erteilen wie von hier, wenn die Erhabenen uns helfen.«
    Manhawat nickte. »Wenn Ihr das wünscht, Euer Majestät, dann ist das auch unser Wunsch.«
    Der Kaiser wandte sich einem Diener zu. »Weise den Kriegsherrn an, den Hohen Rat morgen zusammenzurufen, und ich werde Anleitungen geben, was zur Vorbereitung auf die drohende Invasion geschehen soll.« Der Diener verbeugte sich und eilte davon, um seinen Auftrag auszuführen.
    Ein weiterer Palastdiener erschien, um den Kaiser zu informieren, dass das Feuer im Gartenpavillon gelöscht war.
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    Der Kaiser schickte alle anderen weg und bat Miranda zu bleiben. Als sie allein waren — wenn man von den Leibwachen absah -, ließ der Kaiser die Maske der Ruhe fallen, und Miranda hatte einen sehr zornigen jungen Mann vor sich.
    »Der Krieg hat begonnen, nicht wahr?«
    Miranda tat etwas, was sie noch Stunden zuvor nicht gewagt hätte. Sie streckte die Hand aus und legte sie auf die Schulter des Kaisers. Leibwächter verlagerten leicht das Gewicht, bereit, zur Verteidigung ihres Herrschers zu eilen, falls diese ausländische Frau

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