Feist, Raymond - Krondor-Saga 3
Wenn er glaubt, dass wir …« Endlich wurde er darauf aufmerksam, dass gerade Fremde in sein Dorf gekommen waren.
»Sieht so aus, als hätten wir Gäste«, sagte der Bauer.
»Willkommen in Haldenkopf, Fremde. Werdet ihr lange hier bleiben?«, fragte der Bürgermeister.
»Wohl kaum – wenn sie wissen, was gut für sie ist«, warf der Bauer ein.
»Alton! Es gibt noch viel zu tun. Willst du dich nicht lieber darum kümmern?«
»Wir werden später noch einmal darüber reden, Toddy!
Bei den Göttern, das werden wir!«, erwiderte der Mann namens Alton.
Alton drehte sich um und eilte davon. Der andere Mann sagte: »Ich möchte mich für Bauer Altons Unhöflichkeit entschuldigen. Er ist ein bisschen aufgebracht, weil es in letzter Zeit einige Probleme gegeben hat.«
»Was hat er da von Soldaten gesagt?«, fragte Jazhara.
»Ein Trupp Wachen aus Krondor ist hier vor ein paar Tagen durchgekommen. Ich glaube, sie haben einen Flüchtling verfolgt.«
Jazhara warf James einen Blick zu. »Könnte das Williams Kompanie gewesen sein?«
James nickte. »Das ist gut möglich.«
Solon stieg vom Pferd. »Der Bauer schien mir wirklich besorgt zu sein. Auf was für Schwierigkeiten hat er sich denn vorhin bezogen?«, fragte er.
Toddy blickte zu Boden, dann schaute er wieder auf.
»Wir … äh … wir hatten in letzter Zeit ein paar Probleme mit Wölfen. Das ist bei dem langen Winter und all dem …
Nun, wenn ihr mich jetzt bitte entschuldigen würdet, ich muss zurück zum Gasthaus. Ihr würdet gut daran tun, euch mir anzuschließen, denn ich lasse die Türen nach Sonnenuntergang nur noch ein oder zwei Stunden offen, und es würde mir ganz und gar nicht gefallen, wenn ihr draußen gefangen wärt …« Er eilte ins Innere des Gasthauses und schloss die Tür.
»Das war aber merkwürdig«, sagte Kendaric.
James gab ihnen durch ein Handzeichen zu verstehen, dass sie zur Rückseite des Gasthauses reiten sollten; als sie den Hof vor den Ställen erreichten, rannte sogleich ein Junge herbei, um ihnen die Pferde abzunehmen. James gab dem Jungen Anweisungen, wie er mit den Tieren umgehen sollte, und dann gingen sie zurück zur Vorderseite des Gasthauses und traten durch den Haupteingang.
Das Gasthaus war zwar klein, machte aber einen angenehmen Eindruck. Im unteren Stockwerk gab es die Schankstube und die Küche, und an der Rückwand führte eine Treppe hinauf ins Obergeschoss. In einer Feuerstelle zur Linken loderte ein prasselndes Feuer. Vor der Feuerstelle hing ein großer Kupferkessel, in dem eine wohlriechende Suppe brodelte. An der einen Seite stand ein großes Spießgestell bereit, das wahrscheinlich für den Braten gedacht war, der am heutigen Abend die Haupt-mahlzeit darstellen würde.
Einen Augenblick später erschien Toddy mit einer großen aufgespießten Rinderkeule, die er in dem Gestell anbrachte. »Maureen!«, brüllte er. »Komm her und dreh den Spieß!«
Eine ältere Frau eilte aus der Küche herbei; sie nickte dem Gastwirt zu, als sie an ihm vorbeiging. Toddy wandte sich an James und seine Gefährten. »Ich bin froh, dass ihr euch entschlossen habt, die Nacht hier zu verbringen. Es ist vielleicht nicht so schön, wie ihr es gewohnt seid, doch ich würde mich freuen, wenn ihr es als eine Art Heim betrachten könntet. Wenn ihr wollt, kann ich euch ein Bier bringen.«
»Das wäre schon mal ein guter Anfang«, meinte Kendaric.
»Gut«, sagte der Gastwirt. »Setzt euch. Ich werde euch das Bier gleich bringen.«
Wenige Minuten später kehrte er mit vier Steingut-krügen voller schäumendem Bier zurück. »Mein Name ist Aganathos Toddhunter. Die Menschen hier nennen mich
›Toddy‹. Ich bin der Gastwirt und zugleich auch der Bürgermeister dieses kleinen Ortes. Ich besitze eine Urkunde des Prinzen, die besagt, dass ich bei Vergehen als Richter und bei allen bürgerlichen Belangen als Frie-densrichter agieren darf«, bemerkte er voller Stolz.
»Das ist wirklich eine Menge Verantwortung«, sagte James trocken.
»Eigentlich nicht«, erwiderte Toddy. Er wirkte ein bisschen ernüchtert. »Um die Wahrheit zu sagen, hier passiert nicht viel, höchstens mal, dass ein Schwein auf den Besitz eines Nachbarn wandert. Ich muss dann entscheiden, wer Schadensersatz bezahlt oder wer das Schwein behält.« Der Versuch, die ganze Sache ins Lustige zu ziehen, wirkte gezwungen.
»Warum setzt Ihr Euch nicht zu uns und trinkt ein Glas mit uns?«, fragte Jazhara.
»Oh, wie nett von Euch, so viel Freude in dieser freudlosen Nacht zu
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