Feist, Raymond - Krondor-Saga 3
Schwierigkeiten in Kenntnis gesetzt?«, fragte James.
»Ich habe nur etwas zu der Patrouille gesagt, die hier vor ein paar Tagen durchgekommen ist, doch die Männer schienen sehr mit einer anderen Mission beschäftigt zu sein. Eigentlich hätte letzte Woche Alan, der Agent des Prinzen in dieser Gegend, vorbeikommen sollen, aber er ist nicht aufgetaucht. Das passiert von Zeit zu Zeit, wenn er besondere Aufträge für die Krone zu erledigen hat. Ich habe schon daran gedacht, einen Jungen mit einer Botschaft in den Süden zu schicken, aber angesichts der entsetzlichen Dinge, die wir erlebt haben, wollen die in Frage kommenden Eltern das Leben ihrer Kinder nicht aufs Spiel setzen …«
»Wie hat das alles angefangen?«, fragte James.
»Ich wünschte, ich wusste es«, antwortete der Bürgermeister. »An einem Tag war noch alles so wie immer, und am nächsten … Es hat vor mehr als einem Monat angefangen. Ein Holzfäller und seine Familie, die ein paar Meilen östlich des Dorfes lebten, sind verschwunden. Wir wissen nicht ganz genau, wann sie verschwunden sind, aber als der Holzfäller nicht wie üblich das Holz für das Dorf gebracht hat, haben wir angefangen, uns Sorgen zu machen. Am nächsten Tag sind sechs Männer zu seiner Hütte aufgebrochen, aber nur zwei sind zurückgekehrt.«
»Was haben die beiden, die zurückgekommen sind, Euch erzählt?« Die Frage stammte von Kendaric, der seine Besorgnis nicht verbergen konnte.
»Nathan und Malcolm? Malcolm – Lims-Kragma möge ihn geleiten – wurde letzte Nacht von … von der unbekannten Kreatur, die für diese schreckliche Situation verantwortlich ist, getötet. Nathan hat sich in seinem Haus verbarrikadiert und ist seit damals nicht mehr herausgekommen. Mein Stalljunge bringt ihm jeden Tag etwas zu essen.«
»Ob er wohl mit uns sprechen wird?«, fragte James.
»Ihr könnt es versuchen. Sein Haus ist keine zehn Minuten Fußmarsch von hier entfernt. Ich würde an Eurer Stelle allerdings bis morgen früh warten, denn er wird sich ganz sicher weigern, nach Einbruch der Dunkelheit noch mit jemandem zu reden.« Toddy deutete auf den einsamen Trinker in der Ecke. »Lyle da drüben war ein guter Freund von Malcolm.« Dann beugte er sich näher zu ihnen und fügte hinzu: »Ich kann Euch jedoch nur raten, seine Worte sorgfältig abzuwägen. Die Zuneigung, die er ganz bestimmten Geistern entgegenbringt« – er machte eine Trinkbewegung –, »wirkt sich gelegentlich auf sein Urteilsvermögen aus.«
James stand auf, und Tazhara tat es ihm gleich.
Kendaric wollte sich ebenfalls erheben, doch Solon packte den Gildengesellen mit festem Griff am Arm und zog ihn wieder zurück auf den Stuhl, wobei er freundlich lächelnd den Kopf schüttelte. Dann stand der Mönch auf und folgte James und Jazhara. Kendaric öffnete den Mund, um zu widersprechen, doch Solon brachte ihn allein dadurch zum Schweigen, dass er auf das vor ihm stehende Bier deutete –
was nichts anderes bedeutete, als dass der Gildengeselle weitertrinken sollte.
James, Jazhara und Solon durchquerten den Raum und gesellten sich zu der einsamen Gestalt, die in ihren leeren Bierkrug starrte. »Darf ich Euch ein Bier ausgeben?«, fragte James.
Der Mann blickte auf. »Na, da sage ich doch niemals Nein, Fremder.«
James forderte Toddy durch eine Handbewegung auf, einen frischen Krug Bier zu bringen, und nachdem der Wirt ihn vor dem Mann abgestellt hatte, zog James sich einen Stuhl heran und setzte sich hin. »Ihr heißt Lyle?«
»Ja, das stimmt«, antwortete der Mann.
»Wie ich gehört habe, seid Ihr mit einem der Männer befreundet, die vor kurzem einen ganz besonderen Angriff überlebt haben.«
»Malcolm, ja, der war mein Freund«, stimmte der Mann zu. »Er ist letzte Nacht gestorben.« Er hob den Bierkrug.
»Auf Malcolm!« Und dann trank er ihn in einem Zug aus.
James winkte Toddy, ein weiteres Bier zu bringen.
»Was wollt Ihr?«, fragte Lyle, als der Wirt das neue Bier vor ihm abstellte.
»Wir wollen Informationen«, erwiderte James.
»Erzählt uns etwas über diese ›Hexe‹«, fügte Jazhara hinzu.
»Die anderen glauben alle, dass sie mit dunklen Mächten im Bunde ist, aber ich kann mir das nicht vorstellen! Sie ist eine freundliche alte Frau. Ihr könnt euch selbst ein Bild machen. Nehmt den Pfad zur Witwenspitze, und wenn er sich teilt und der Hauptweg nach unten zum Strand führt, bleibt auf dem schmalen Pfad, der weiter ansteigt. Dort werdet ihr sie finden.
Meistens ist sie in ihrer Hütte,
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