Feist, Raymond - Krondor-Saga 3
ihre eigene Verpflegung mitbringen, das ist alles.«
»Wir werden etwas essen«, sagte James und nickte in Richtung der Frau, die den Bratspieß drehte.
»Das Essen musste in einer Stunde fertig sein«, sagte der Gastwirt.
Als er sich zum Gehen wandte, meldete sich Jazhara zu Wort. »Einen Augenblick noch.«
Der Gastwirt blieb stehen. »Ja, Mylady?«
»Es scheint hier einige Probleme zu geben, oder täusche ich mich da?«
»Es war leider nicht zu übersehen, dass das Dorf so gut wie verlassen ist«, fügte Solon hinzu. »Was quält diesen Ort?«
Toddy wirkte einen Augenblick besorgt, doch er zwang sich zu einem Lächeln und erwiderte: »Oh … nun ja …
dieses Jahr hat sich alles ein bisschen verspätet. Es sind noch keine Ernten eingebracht, noch keine Karawanen mit Getreide aufgebrochen … Ihr wisst doch, wie es in kleinen Dörfern manchmal laufen kann.«
James blickte Toddy direkt an. »Offen gestanden haben wir einige sehr merkwürdige Dinge über diese Gegend hier gehört. Wie viel Wahrheit steckt denn in all den Gerüchten?«
Der Bürgermeister schaute sich um, als befürchtete er, es könnte jemand zuhören. »Nun … manche Leute sagen, dass die Witwenspitze von den Seelen der Ertrunkenen heimgesucht wird, die von etwas Uraltem, schrecklich Bösem gehindert werden, die Hallen Lims-Kragmas zu erreichen …« Er senkte die Stimme. »Andere wiederum behaupten, dass Hexerei unser Dorf verflucht hat, aber ich glaube, dass das alles abergläubischer Unsinn ist.«
»Von dieser ›Hexerei‹ war jetzt schon einige Male die Rede«, sagte Jazhara.
James musterte das Gesicht des Mannes und sagte dann:
»Bürgermeister Toddhunter, ich bin im Auftrag des Prinzen unterwegs. Ihr dürft es niemandem weitererzählen, aber ich bin in einer dringlichen Mission unterwegs, und das, was hier vorgeht, könnte möglicherweise die Durchführung meines Auftrags erschweren. Daher fordere ich Euch auf, offen und ehrlich zu mir zu sein, oder Haldenkopf wird einen neuen Bürgermeister haben, sobald ich nach Krondor zurückkehre. Was geht hier vor? Warum sind die Straßen auch am Tage leer und verlassen?«
Der Mann gab sich geschlagen. Er nickte zögernd. »Die Menschen hier haben Angst. Sie hetzen von einem Haus zum anderen, versuchen sogar am Tag so wenig Zeit wie möglich draußen zu verbringen. Bei Nacht verbarrikadieren sie ihre Türen und drängen sich um ihre Feuerstellen.
Es ist etwas Böses im Gange.«
»Welcher Art ist dieses Böse?«, fragte Solon.
Toddy stieß langsam den Atem aus. »Nun, ich schätze, irgendjemandem muss ich es erzählen. Dieser Ort wird von einer Kreatur – oder mehreren Kreaturen – bedrängt. Diese Wesen schleichen nachts umher, töten ehrbare Bürger und stehlen ihre Seelen. Selbst Vater Rowland ist machtlos und kann sie nicht aufhalten.«
»Wer ist Vater Rowland?«, fragte Solon.
»Der gute Vater ist ein Anhänger Sungs. Er hält sich schon seit ein paar Jahren in dieser Gegend auf, aber vor kurzem ist er zu dem Schluss gekommen, dass die Hexe für unsere Schwierigkeiten verantwortlich ist.« Als Toddy das Wort »Hexe« gebrauchte, versteifte sich Jazhara, sagte jedoch nichts. Toddy fuhr fort: »Nun, diese Art zu denken hätte ich vielleicht von jemandem wie Alton, dem Bauern, erwartet, aber nicht von einem Priester Sungs, des Barmherzigen und Reinen.«
Jazhara nickte. »Hexerei gibt es nicht. Entweder jemand ist ein natürlicher Heiler und benutzt wahre Magie, oder er kennt einfach die heilende Wirkung von einigen Kräutern und Wurzeln. An ›Hexerei‹ glauben jedenfalls nur ungebildete Menschen.«
»Ihr habt natürlich Recht«, stimmte Toddy ihr zu. »Die alte Frau hat früher einigen Leuten aus dem Dorf mit Umschlägen und Tränken geholfen und war meistens freundlich zu denen, die sie um Hilfe gebeten haben, aber Ihr wisst ja, wie die Leute sind: Immer dann, wenn es Probleme gibt, fangen sie plötzlich an, sich vor dem zu fürchten, was sie nicht verstehen. Die Frau lebt übrigens in der Nähe des Vorgebirges über der Witwenspitze, falls ihr selbst mit ihr sprechen wollt.« Er kratzte sich am Kopf und senkte die Stimme zu einem verschwörerischen Flüstern.
»Ich weiß, dass sie mit diesen entsetzlichen Dingen nichts zu tun hat, aber vielleicht weiß sie ja etwas, das es für euch leichter macht, zu entscheiden, ob unsere Schwierigkeiten eine Gefahr für die Mission darstellen können, die ihr im Auftrag des Prinzen erfüllen sollt.«
»Habt Ihr den Prinzen über diese
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