Feist, Raymond - Krondor-Saga 3
Aufwartung! Der Prinz von Krondor hat seinen Platz auf dem Thron eingenommen und wird seine Untertanen nun anhören!«
Er drehte sich um und schritt auf das Podest zu, während Pagen die Mitglieder des Hofes zu den ihnen zugewie-senen Plätzen führten. Die meisten, die ihre Aufwartung machten, waren reguläre Mitglieder von Aruthas Hof und wussten ganz genau, wo sie zu stehen hatten, aber ein paar Neuankömmlinge brauchten immer einen Jungen in ihrer Nähe, der sie leise über die Feinheiten des höfischen Protokolls in Kenntnis setzte. Und was das Protokoll anging, war Brian de Lacy ein Pedant.
James sah, wie mehrere Offiziere und Adlige aus Aruthas Stab den Raum betraten und ihre üblichen Plätze einnahmen; ihnen folgten die Bittsteller, die jemanden aus dem Palast hatten davon überzeugen können, dass sie persönlich mit dem Prinzen sprechen mussten. Jazhara war eine der Ersten in dieser Gruppe, denn sie würde schon bald von einem Neuling zu einem Mitglied des Hofes werden.
James war beeindruckt. Die staubige, praktische Reisekleidung war verschwunden; jetzt trug sie die üblichen formellen Gewänder ihres Volkes. Sie war von Kopf bis Fuß in Seide von kräftigem Indigoblau gehüllt, und James musste zugeben, dass die Farbe ihr gut stand. Sie trug weit weniger Schmuck, als es gemeinhin bei einer Frau ihres Standes üblich war; aber die Schmuckstücke, die sie trug –
eine Brosche an der Schulter, die ihren Schleier festhielt, den sie in ihrem Heimatland in Gegenwart von Fremden getragen und der die untere Gesichtshälfte verdeckt hätte, sowie einen breiten, mit Smaragden besetzten Armreif –, waren von bester Qualität. Der ehemalige Dieb unterdrückte ein Lächeln, als er abschätzte, was sie einbringen würden, wenn man sie an einen der weniger ehrbaren Juwelenhändler von Krondor verkaufen würde.
»Eure Hoheit, der Hof ist versammelt«, intonierte Meister de Lacy.
Mit einem leichten Kopfnicken gab Arutha dem Hof das Zeichen, dass sie anfangen könnten.
James schaute sich suchend um, ob William zugegen war. Als junger Offizier in der Leibgarde des Prinzen hatte er keinen besonderen Grund, hier zu sein, doch in Anbetracht seiner Vergangenheit mit Jazhara hielt James es für möglich, dass er auftauchen würde.
De Lacy sprach erneut. »Eure Hoheit, wir haben die Ehre, Euch Jazhara vorzustellen, die gerade aus Stardock nach Krondor gekommen ist und die Herzog Pug Eurer Gunst empfohlen hat.«
Arutha gab ihr mit einem Nicken zu verstehen, dass sie näher zu ihm herantreten sollte, und Jazhara trat mit der ruhigen, leichten Eleganz näher, die nur jene besaßen, die bei Hofe aufgewachsen waren. James hatte mehr als einen Bittsteller gesehen, der zuvor selbstsicher gewesen, aber dann ins Stolpern geraten war, als er den Blick des Prinzen auf sich ruhen spürte. Jazhara jedoch erreichte die vereinbarte Stelle und verbeugte sich auf höchst graziöse und geschmeidige Weise.
»Willkommen in Krondor, Jazhara«, sagte Arutha.
»Herzog Pug empfiehlt Euch unseren Diensten. Seid Ihr gewillt, in diese zu treten?«
»Mit Herz und Verstand, Eure Hoheit«, antwortete die junge Frau.
De Lacy kam herbei und stellte sich zwischen Jazhara und den Prinzen und begann mit dem Diensteid. Er war kurz und direkt, zu James’ Erleichterung; es gab viele weitschweifigere Rituale, an denen teilzunehmen er in seinen Jahren im Dienst der Krone gezwungen gewesen war.
Jazhara beendete den Schwur mit den Worten: »Und hierzu verpflichte ich mich bei meinem Leben und meiner Ehre, Hoheit.«
Vater Belson, ein Priester des Ordens von Prandur und Aruthas gegenwärtiger Ratgeber in allen Angelegenheiten, die die verschiedenen Tempel im Königreich betrafen, trat näher und intonierte: »Prandur, der mit dem Feuer reinigt, der Herr der Flamme, heiligt diesen Schwur. So, wie er gegeben wurde, in Treue und Pflichterfüllung, so soll er gebunden sein, in Schutz und Beistand. Lasst alle wissen, dass diese Frau, Jazhara aus dem Hause Hazara-Khan, nun Prinz Aruthas treue und loyale Dienerin ist.«
Belson führte Jazhara zu dem für sie angemessenen Platz im Hofstaat, der sich direkt neben seinem eigenen befand, wo beide sofort verfügbar waren, sollte Arutha ihre Meinung in einer Angelegenheit brauchen, die etwas mit Magie oder Glauben zu tun hatte. James warf einen Blick auf die noch wartenden Leute und erkannte, dass die Hofhaltung heute Morgen glücklicherweise kurz sein würde. Es gab nur zwei Bittsteller, und die meisten regulären
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